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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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einer Staubwolke eingehüllt waren, knirschten bei jedem Sprung, den er machte. Das Geräusch hinter ihm stammte von Marie. Sie war ebenfalls auf dem Weg, dicht hinter ihm. Ohne seinen Laufschritt zu bremsen, schoß er vom Weg aus direkt in das schwarze Loch des Stolleneingangs. Marie folgte ihm – nur wenige Augenblicke später – ohne zu zögern in die Finsternis. Obwohl sie unmittelbar hinter dem Eingang absolute Schwärze umgab, jagten sie blind, ohne ihren Schritt zu bremsen, weiter in das Höllenloch hinein, bis die grauen Silhouetten der Wände vollends verschwanden und ein lautes Gepolter abrupt die Verfolgung beendete.
    Stille!
    »Aua!« Marie meldete sich diesmal erst nach einer Weile wieder zu Wort.
    »Bist du in Ordnung?« Pierre saß in der Finsternis direkt neben ihr. »Verdammt! Hier kann man nicht mal die Hand vor Augen sehen!« fluchte er laut. »Aber warte mal ... ich hab’ hier doch noch ...«
    Ein schabendes Geräusch ... dann ein Zischen, gefolgt von der flackernden Flamme eines Zündholzes, die ihre Gesichter in ein gelbes Licht tauchte. Marie lag neben ihm auf dem Boden, ihre Beine hatten sich irgendwie in den Seinen verfangen. Er hielt das kleine Licht über seinen Kopf und sah sich um.
    »Ich bin über diesen verdammten Balken da gestolpert ... und du bist über mich gefallen ... Aua!« zischte er plötzlich und es wurde wieder stockfinster. »Jetzt hab’ ich mir zu allem Überfluß auch noch die Finger verbrannt!«
    Es dauerte nur einen Augenblick und ein zweites Zündholz sprühte sein Feuer in die Dunkelheit. Er hielt es vor ihr Gesicht, während sie ihre Beine vorsichtig von seinen trennte. Sie saßen immer noch am Boden in einer staubigen oder pulverigen Masse.
    »Wie siehst du denn aus?« lachte er.
    »Warum? Was ist los?« fragte Marie entsetzt zurück, die immer noch ganz dicht bei ihm saß. Die hochgesteckten Haare hatten sich bei ihrem Sturz über ihn gelöst und hingen lockig um ihre Schultern. Ihr Gesicht war von einer schwarzen Puderschicht bedeckt. Genau wie ihre weiße Bluse und ihre Hose.
    Es wurde wieder dunkel.
    »Was ist mit mir? Nun sag schon!«
    »Du bist überall mit diesem schwarzen Zeug bedeckt!« Im Schein der kleinen Flamme fuhr er ihr sanft mit der Hand über ihre Wange und putzte das Pulver aus ihrem Gesicht. »Hier! Siehst du!« Er hielt ihr seine Hand vor die Augen.
    »Dieses Zeug ist ja überall.« Sie nahm eine Handvoll davon vom Boden.
    »Es kommt wohl aus diesem kleinen Fäßchen da drüben.« Pierre hob das Streichholz nochmals in die Höhe und sah genau hin.
    Im selben Augenblick begann der sandige Boden, auf dem sie saßen, Funken zu sprühen. Das Zischen wurde immer lauter und der Funkenregen immer heftiger.
    »Schwarzpulver!« schrie er und sprang in wilder Panik auf.
    Das Zündholz verlosch, aber der brennende und feuerspeiende Boden unter ihnen erhellte die Wände des Stollens um sie herum taghell.
    »Schnell! Schnell! Schnell!« Er riß sie hoch. »Wir müssen hier raus! Schnell zum Ausgang!«
    Die funkensprühende Wolke bewegte sich langsam über den Boden, und die Flammen tanzten ihren zuckenden Totentanz. Pierre schnappte Marie an ihrem Handgelenk und zog sie so kräftig er konnte in Richtung des Tunnelausgangs, durch den in etwa zwanzig Metern Entfernung ein paar Sonnenstrahlen hereinfielen.
    Oh, oh! Das wird knapp! ... schoß es ihm durch den Kopf, während die qualmende Hölle feuerspeiend und zischend nach ihnen schnappte. Ganz egal mit welchen Folgen – und das schwor er sich bei seinem Leben – ihre Hand würde er nie wieder loslassen ... wenn sie jetzt gesund hier herauskämen ...
    »Schnell! Schnell!« keuchte er, seinen Griff um ihr Handgelenk wie einen Schraubstock unauflösbar geschlossen. Grelle Sonnenstrahlen überfluteten plötzlich sein Gesicht, aber er konnte nichts sehen. Er war wie geblendet.
    Nach wenigen Sätzen riß er Marie gewaltsam zu Boden und warf sich über sie, gerade noch bevor – mit einem ohrenbetäubenden Donnerschlag – eine schwarze, mit Steinbrocken gespickte Staubwolke aus dem Loch im Felsen schoß. Das Prasseln des umherfliegenden Gesteins kam von überall. Die Wolke verschluckte sie ... wie ein gieriges Ungetüm ... und nahm ihnen die Luft zum Atmen.
    Sie schlossen ihre Augen.

13
    »Gütiger Himmel! Wir sehen ja aus wie die Schweine!«
    Pierre klopfte sich den schwarzen Staub aus seinen Sachen, während sie langsam die alte Pilgerstraße entlanggingen.
    »Oh, Entschuldigung!« Er blieb stehen und

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