Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
Vom Netzwerk:
stehenden Kerzenständer einen kleinen Luftsprung machen.
    »Du hast mir doch gesagt, daß er weg ist!« schnaufte Pierre und setzte das grobe Gerät nochmals mit aller Gewalt gegen den Kirchenboden ein. »So! Das müßte reichen!« Er wischte sich seine verschwitzten Hände an der Hose ab und kniete sich wieder neben Marie.
    »Gewalt! Gewalt! Gewalt! Was machst du nur ...«, sie schüttelteverständnislos den Kopf, »... wenn du eines Tages wach wirst, und deine Hacke ist verschwunden?«
    »Und was machst du«, fragte er, während er mit aller Kraft die benachbarten, zertrümmerten Bodenplatten herauszog, »wenn du eines morgens aufwachst und merkst, daß du dein Mundwerk für eine ganze Woche lang nicht mehr bewegen kannst?«
    »Unverschämtheit!«
    »Der ganze Sand muß hier erst mal raus!«
    Marie saß auf ihren Knien und wühlte wie ein Hund nach seinem vergrabenen Knochen. »Guck mal hier!« rief sie plötzlich. »Hier steht etwas!«
    Pierre angelte nach der Laterne und kam herübergerutscht. Sie sahen sich an.
    »Teufel?« Marie flüsterte.
    »Aber davor ... hier ... da steht doch noch etwas anderes!« Aufgeregt wischte er den Sand zur Seite und las: »Er ist ein Mörder ...«
    »Da! Der Rest!« rief Marie, die inzwischen die übrigen Buchstaben vom Sand befreit hatte.
    Ohne hinzusehen griff er nach der Laterne und hielt sie über die Schrift. »Ihr seid von dem Vater, dem Teufel«, lasen sie langsam. »Er ist ein Mörder von Anfang ...« Dann brach die Inschrift ab.
    »Hier unten steht noch etwas.« Marie blies den Sand aus einer Ecke und es tauchten weitere Buchstaben auf:
    J OH . VIII, 44.
    »Und?« Sie sah ihn an. »Weißt du, was das bedeuten soll?«
    Nachdenklich rieb er sich am Kinn. »Auf dem Altar liegt die Bibel. Sieh mal im Johannesevangelium nach ... Kapitel acht, Vers vierundvierzig. Der Satz ist mir nicht sonderlich geläufig ... und noch weniger kann ich mir denken, was er unter dem Kirchenboden zu suchen hat.«
    Marie war bereits aufgesprungen und die zwei Stufen zum Altar hochgehüpft. Nachdem sie das alte Buch ausreichend traktiert hatte, gab es bereitwillig Auskunft.
    »Hier! Kapitel acht!
    Ihr habt den Teufel zum Vater, und ihr wollt das tun, wonach es euren Vater verlangt. Er war ein Mörder von Anfang an. Und er steht nicht in der Wahrheit, denn es ist keine Wahrheit in ihm. Wenn er lügt, sagt er das, was aus ihm selbst kommt; denn er ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge.«
    Stille.
    Sie sah ihn an.
    »Ist mir ein völliges Rätsel ...«, ratlos hob er die Hände, »... was diese Zeile hier im Kirchenboden zu suchen hat. Aber, daß euer alter Abbé das Dramatische liebte, wissen wir ja mittlerweile.« Langsam ging er mit der Lampe zur Inschrift im Boden zurück. »Das ist doch nicht mehr normal«, brummte er, während er sich umsah, »daß ein Mensch jeden Meter mit irgendwelchen bedrohlichen Inschriften verunstaltet.« Er nahm seine Finger und zählte mit. »Draußen an seiner eigenen Kirche: Dieser Ort ist schrecklich. Dann auf seiner Grabplatte die Drohung mit der Apokalypse ... daß die Menschen sich gegenseitig umbringen werden. Dann ...«, er überlegte.
    »... dieser Lappen mit dem Schlüssel, der in der Teufelsfigur versteckt war«, half ihm Marie weiter.
    »Ja, genau! Der Zweifel ist der Weisheit Anfang.« Er zog ein Gesicht. »Hab’ ich noch eine vergessen? Natürlich!« Er tippte sich gegen seine Stirn. »Du kennst doch die Statue der Maria auf dem Weg ins Nachbardorf, mit den zwei Engeln, wie wir dachten ...«
    Marie nickte. »Aber jetzt wissen wir ... daß es zwei Jesuskinder sein sollen.«
    »Genau! Kannst du dich an die Inschrift erinnern?«
    Marie zuckte mit ihren Achseln. »Ich bin schon ewig nicht mehr dort gewesen ... irgend etwas mit Maria Mater ... ich weiß nicht.«
    »Ich erinnere mich genau!« Pierre kniete sich wieder nieder. »Da stand Maria Mater G ... und nach dem G hatte jemand die Platte zerstört. Und was glaubst du, was früher da gestanden hat?«
    »Schon wieder ein Rätsel?« Jetzt zog Marie ein Gesicht.
    »Aber eines, das wir schon gelöst haben!«
    »Na, sag schon! Bei dieser ganzen Raterei ...«
    »Da stand ...«, er unterbrach ihren drohenden Redestrom, »... Maria Mater Geminorum ... Maria, Mutter der Zwillinge!«
    »Genau das ...«, sie zeigte auf die Statuen von Maria und Josef, von denen jeder ein Jesuskind im Arm trug, »... was wir hierentdeckt haben. Und genau das, was du auf diesen vielen Bildern vorgefunden hast.«
    Er nickte. »Der

Weitere Kostenlose Bücher