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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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kleinen Schluck und mußte husten.
    »Nicht so bescheiden«, lachte Pierre, »ich hab’ noch ein ganzes Fäßchen davon!«
    Marie nahm noch einen großen Schluck und wischte sich den Mund ab. »Brrr!« sie schüttelte sich, als der Cognac ihr brennend die Kehle herunterrann. »Ihr Männer seid doch alle gleich!«
    Poch! Poch! Poch!
    »Hast du das gehört?« Pierre spitzte die Ohren.
    »Da, wieder!« Marie fuhr herum. »Es klopft jemand an die Kirchentür!«
    »Verdammt, das hat uns gerade noch gefehlt. Dieser Zacharias wird doch nicht schon wieder zurück sein?« Gereizt trat er gegen die Hacke, die auf dem Boden lag und mit metallischem Schaben über die Platten rutschte. »Was meinst du, was passiert, wenn der uns mit unserer Ausrüstung hier am Altar vorfindet ... und dann noch das Loch hier ...«
    Poch! Poch! Poch!
    »Du brauchst mich gar nicht so böse anzusehen«, verteidigte sich Marie schon mal vorsorglich, »ich hab’ garantiert niemandem gesagt, wo wir sind!«
    »Geh du mal hin und sieh nach, wer da ist ...«, brummte er, »... und wimmle ihn ab! Du müßtest hier putzen und wüßtest nicht, wo ich bin!«
    Poch! Poch! Poch!
    »Verdammt! Dieses Geklopfe macht mich noch wahnsinnig!« zischte er gereizt.
    »Ich soll ihn anlügen, aber ...?«
    Pierre sah sie streng an und zeigte auf die Kirchentür am anderen Ende ... er kannte sie doch, das hätte wieder eine endlose Diskussion gegeben.
    »Ich geh’ ja schon!« maulte sie, während sie zur Tür schlich, den Riegel wegschob und den Schlüssel umdrehte. »Hoffentlich steht dieser Rodrigues nicht da draußen!«
    Von da, wo er stand, konnte Pierre nur sehen, wie sie den Kopf aus der Tür steckte. Nach wenigen Augenblicken schloß sie diese wieder, schob den Riegel vor und schloß ab. »Und?« Er wartete ungeduldig an der herausgehebelten Platte vor dem Altar. »Wer war es?«
    »Tante Pauline«, antwortete sie einsilbig.
    Sie wollte sich wohl für seinen Befehlston von gerade rächen.
    »Und?« fragte er nochmals ungeduldig nach. »Was hat sie gesagt?«
    »Mein Kind, du riechst ja nach Cognac! Und dann noch in der Kirche! Schämst du dich denn gar nicht?«
    Pierre klatschte sich vor Lachen auf die Schenkel. »Wenn wir so weitermachen, ruinieren wir deinen Ruf hier im Dorf schneller als meinen!«
    »Wäre es sehr schlimm für dich ...«, fragte sie verlegen, vielleicht war es schon wieder der Alkohol, denn ihre Wangen waren leicht gerötet, »... wenn wir ins Gerede kämen? Ich meine ... wenn die Leute glauben, daß wir ...?«
    Er steckte seine Hände in die Hosentasche und musterte sie langsam von oben bis unten. »Hm? Du bist ja eigentlich eine ganz ansehnliche Person und außerdem ...«
    War er verlegen?
    »... und außerdem stehe ich mittlerweile so dicht am Höllenfeuerwie sonst niemand in dieser Welt ... da werde ich dieses eine Gerücht auch noch überleben!«
    Er wandte sich wieder dem Loch zu, das die herausgewuchtete Platte im Kirchenboden hinterlassen hatte. »Wie ich gehört habe ...«, er fummelte mit den Fingern an der nächsten Steinfliese herum, weil der Anhänger immer noch nicht wieder aufgetaucht war, »... soll der alte Abbé, in diesem Punkt ... ja auch der Sünde verfallen sein!«
    »Jaja, ich weiß, was ich dir auf dem Friedhof erzählt habe.«
    »Ha! Du bist aber nicht das einzige Klatschweib hier im Dorf!«
    »Was! Hast du dich etwa noch mit jemand anderem darüber unterhalten?«
    »Ja, mit dem Totengräber! Als wir am Grab des Alten waren, und ich mich darüber gewundert habe, warum er Seite an Seite mit seiner Haushälterin lag ... eben wie in einem ehelichen Grab.«
    »Das war lange vor meiner Zeit!« winkte Marie ab.
    Er sah kurz über seine Schulter zu ihr herüber und angelte nach seiner Hacke. War sie gerade feuerrot geworden? Oder war es nur das dämmrige Licht, das diese Täuschung hervorrief. »Diese dämliche Platte hier muß auch noch raus!« Er setzte wieder den stählernen Hebel an und stemmte sich dagegen. »Das soll ja eine richtig heiße Angelegenheit gewesen sein!« schnaufte er, als das Steinding mit einem Knacken heraussprang.
    »Also wirklich!« entrüstete sich Marie. »Wo lernt ein Pfarrer nur solche Redensarten?«
    Er hob die Platte hoch und richtete sich auf. »Glaubst du, daß ich nicht von dieser Welt bin? Nur weil man mich vor Jahren in diesen schwarzen Kittel gezwängt hat, bin ich doch nicht blöd! Mir ist durchaus bewußt, was in dieser Welt los ist! Und außerdem«, er wollte sich gerade wieder niederknien,

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