Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
Vom Netzwerk:
»... auch ein Pfarrer hat eine Vergangenheit.«
    Er griff sich die Laterne und hielt sie Marie ohne Vorwarnung plötzlich vors Gesicht. »Du bist ja wirklich knallrot!« grinste er.
    »Unverschämtheit!« rief sie und schlug nach der Lampe. »Nimm sofort das Ding da weg, sonst ...«
    Lachend drehte er sich wieder um und hielt das Licht über das Loch, in dem die Platte gelegen hatte. »Soll sie nicht sogar seine Geliebte gewesen sein?« fragte er betont hemmungslos. Weil keine Antwort kam, wandte er seinen Kopf.
    »Laß bloß die Lampe da!« schimpfte sie. »Solch ein Gerede hier in der Kirche! Da muß ja jede anständige Frau ...«
    »Ja?«
    Sie machte eine Faust. »Jeder andere Kerl hätte jetzt schon einen sitzen ...«
    »Gib dir keine Mühe, Weib!« Er lachte. »Als Mann hab’ ich schließlich auch das Recht der freien Rede! Und dieser Totengräber ...«, er merkte, wie sie neben ihrer Rage auch von Stürmen der Verlegenheit heimgesucht wurde, »... hat mir alles haarklein erzählt! Das mit ihren Juwelen und der plötzlichen Weltreise!«
    »Ihr Waschweiber!« meckerte sie.
    »Warum?« kam es unschuldig zurück. »Hat sich der bleiche Jacques das etwa alles nur ausgedacht ... und die beiden liegen nur so ... aus Zufall ... nebeneinander auf dem Friedhof?«
    Sie wand sich hin und her. »Nein! Aber ich hab’ dir doch schon gesagt ... daß das lange vor meiner Zeit war. Und was den alten Abbé und seine Haushälterin angeht ... ich hab’ dir ja erzählt, daß sie ständig in unserer Pension ein- und ausgegangen ist, wenn ihr Herr auf Reisen war. Ich hab’ dann meistens mit Tante Pauline und Marie am Küchentisch gesessen und still einen Kakao getrunken, während sich die beiden den Mund fusselig geredet haben. Ich weiß nicht mal mehr, worum es ging, so lange ist das schon her.« Drohend hob sie ihren Zeigefinger. »Und von den Dingen, von denen du hier so schamlos redest ... hab’ ich nie etwas bemerkt! Basta! Und der alte Saunière ...«, sie dachte einen Augenblick nach, »... so alt war der ja eigentlich noch gar nicht ... wenn ich es mir recht überlege. Als Kind hat man da ja immer seltsame Vorstellungen ... na, egal ... auf jeden Fall durfte ich immer in seinem Garten spielen, am Brunnen oder im Pavillon. Ich hab’ mich bei ihnen immer sehr wohl gefühlt ...« Sie hob nochmals drohend ihren Finger. »Daran ändert auch euer Männergewäsch auf dem Friedhof nichts!«
    Er sah sie an und wechselte lieber das Thema, denn es schien sie über die Maßen zu reizen. »Was wollte deine Tante?«
    Marie trat näher an die kleine Baustelle heran und betrachtete sich das Sandbett, in dem die Platte zuvor im Kirchenboden gelegen hatte. »Ach, das war nur die Entwarnung. Dein Pater Inquisitor ist mit seinem Kettenhund samt Automobil verschwunden.
    Sie kommen wohl erst spät in der Nacht zurück. Der Fahrer hat es dem Wirt verraten, und der hat bei Tante Pauline geklopft ... und den Rest kennst du ja.
    Aber ...?« sie stockte. »Guck mal! Wo bleibt denn der ganze Sand ... der rieselt ... da ... in dieses kleine Loch. Guck doch mal!« Sie ließ sich auf die Knie nieder und steckte ihren Finger in den kleinen Trichter. »Er wird immer größer. Der feine Sand verschwindet hier ... wie in einer Eieruhr!«
    »Laß mich auch mal sehen!« Er stellte die Laterne an das Loch und kniete sich neben sie. »Tatsächlich!«
    »Da unten muß irgendwo ein Hohlraum sein!«
    Er begann den puderigen Sand mit den Händen aus der Vertiefung zu schaufeln und warf ihn neben sich auf den Kirchenboden. »Los! Hilf mir mal!« Aufgeregt gruben sich seine Hände immer tiefer in den sandigen Boden. »Mal sehen, wie dick diese Schicht ist!«
    Marie wühlte wie wild neben ihm das Zeug aus dem Loch.
    »Da unten ist etwas Hartes! Der Sand ist nur drübergeschüttet«, schnaufte er und wischte sich mit dem Ärmel seines Hemdes die Stirn ab. »Es ist ganz glatt!« Vorsichtig schob er mit zwei Fingern den Sand an einer kleinen Stelle beiseite. »Sieht aus wie ein zweiter Boden ... oder eine Marmorplatte!« Er überlegte einen Augenblick. »Aber auf jeden Fall müssen wir noch ein Stück des Bodens rausreißen.
    Vorsicht!« rief er, und ehe sich Marie von ihrer kleinen Sandgrube losreißen konnte, sauste die Hacke mit einem ohrenbetäubenden Bing schon wieder hernieder und sprengte ein benachbartes Stück heraus.
    »Bist du verrückt!« rief sie. »Das hört man ja bis ins letzte Haus!«
    Bing!
    Das stählerne Ding hackte erneut zu und ließ den am Altar

Weitere Kostenlose Bücher