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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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Alte wollte seiner Nachwelt wohl genau dieses eine Geheimnis weitergeben! Aber welchen Beweis er für diese Ungeheuerlichkeit gefunden hat ... das ist mir bis jetzt noch völlig unklar ... bis jetzt. Guck mal hier ... das kleine Loch in der Platte! Direkt beim ›T ‹ vom Teufel!«
    Marie kam eiligst zu ihm herübergehüpft und kniete sich neben ihn auf den Boden, während er eine Handvoll Sand auf das Loch legte und beobachtete, wie dieser langsam in der kleinen Öffnung verschwand.
    »Da drunter ist etwas!« flüsterte er. »Ein Hohlraum?«
    Er sprang auf und angelte nach seiner Hacke. Poch, poch, poch! Als er mit dem hölzernen Stiel auf die Platte hämmerte, erklang ein dumpfer Laut. »Nase weg! Und zur Seite!« befahl er kurz, als sie neugierig mit dem Finger in dem kleinen Loch herumzufummeln begann.
    »Du wirst doch nicht etwa ...?« Weiter kam sie nicht, als die stählerne Spitze des mörderischen Werkzeugs mit voller Wucht auf die kleine Öffnung herabsauste und in ihr stecken blieb. »Die schöne Inschrift!« rief sie.
    »Quatsch! Ich verlier’ allmählich die Geduld mit dem Alten!« Mit Gewalt ruckte er die Spitze wieder aus dem Loch und holte erneut aus. »Wenn uns dieser alte Spinner alles auf einen Zettel geschrieben hätte, was er entdeckt hat, dann würden wir jetzt im Pavillon eine schöne Tasse Kaffee trinken ... und du hättest deinem Pfarrer einen schönen Kuchen gebacken. Aber nein ...« Mit ohrenbetäubendem Krachen schlug der Stahl erneut an der gleichen Stelle ein und sprengte ein kleines Stück Stein um das Loch heraus.
    »Vielleicht ist es wieder ein Eingang!« schnaufte er, als er für einen weiteren Schlag ausholte. Das Werkzeug hackte ein größeres Stück heraus. Zu klein, um den Kopf hindurch zu stecken, aber groß genug, um etwas hinunter zu lassen. »Hier!« Er gab Marie eine Laterne und das Seil in die Hand. »Bind das Ding mal am Ende der Leine fest! Wir machen es nach der altbewährten Methode!« Er kniete sich nieder und wischte den Schutt beiseite. »Es ist ja schon fast lächerlich ...«, er schüttelte den Kopf als Marie ihm die Leuchte reichte, die er in das Loch hinabsinken ließ, »...ich möchte wetten, daß es auf der ganzen Welt kein Pfarrhaus gibt, das zwischen derartig vielen geheimen Gängen und ominösen Inschriften liegt ... wie dieses hier!«
    Neugierig steckten sie ihre Köpfe über dem Loch zusammen und folgten dem Schein der Lampe in die Tiefe. »Und ausgerechnet ich muß hier landen!«
    »Da!« Marie berührte ihn vor lauter Aufregung mit ihren duftigen Haaren im Gesicht, und es jagte ihm ein warmer Schauer über den Rücken. »Es ist eine Treppe!« rief sie.
    »Und da verschwindet sie um die Ecke, weiter kann ich nicht gucken!«
    Pierre schnaufte und setzte sich bequem auf den Boden, während Marie mit ihrer Nase immer noch über der dunklen Öffnung hing, wie eine Katze über dem Mauseloch, in das sich der kleine Happen geflüchtet hatte. »Wir müssen den Zugang vergrößern, damit wir da durchpassen«, stöhnte er und erhob sich, um seine Hacke wieder in Betrieb zu nehmen. »Hoffentlich weißt du ...«, er spuckte sich in die Hände, »... was dein Pfarrer alles für dich tut!«
    »Du bist ja gar kein Pfarrer mehr!« maulte sie, als er sie sanft, aber nachdrücklich mit den Händen vom Loch wegdrängte. »Nach dem, was du mir alles über deine Gedanken verraten hast ... wie willst du da jemals wieder eine normale Predigt halten, wie diese ... blutleeren ...?«
    »Aha! Du findest uns also ... blutleer?« Krachend schlug die Hacke ein und sprengte mit jedem Hieb, Stück für Stück aus dem Loch heraus.
    »Unser alter Abbé Saunière war der einzige Pfarrer, den ich kannte, der aus einem anderen Holz geschnitzt war. Anders als diese blassen Männer ... mit ihren verklärten Gesichtern ... die über Dinge predigen, die sie selbst nur aus Büchern kennen!«
    »Aha?« Pierre beleuchtete mit einer Lampe sein Werk. »Er soll ja auch über Erfahrungen verfügt haben ...«, er sah Marie ernst an und zog provozierend die Augenbrauen hoch, »... die die meisten Geistlichen nur vom Hörensagen her kennen!«
    »Wie? Was?« Sie wußte gar nicht, was er meinte, als ... »Ich glaube es nicht!« rief sie und riß die Arme hoch. »Du denkst doch schon wieder an das Weibergewäsch von diesem irren Totengräber ... daß der ehrenwerte Saunière und seine Haushälterin... ist ja nicht zu fassen! Wo ist die Lampe?« Eilig ging sie zur Bank hinüber und schnappte sich die zweite

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