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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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verharrte einen Augenblick, ehe es losging. Ich muß hier raus! Hoffentlich ist ihr nichts passiert! Es ist alles meine Schuld! Mit letzter Kraft sprang er ein kleines Stückchen aus der Brühe hinaus und klammerte sich dann mit seinen Händen fest. Damit hatte er die ersten zwanzig Zentimeter schon malgeschafft. Lachhaft! Seine Füße hingen bereits über dem unsichtbaren Boden tief unten in der Brühe, und er baumelte wie ein nasser Sack am Haken. Ächzen, Stöhnen, Fluchen! Die Suppe platschte unter seinen Tritten, so, als würde sich ein Schwarm Fische bei der Fütterung an der Wasseroberfläche um die Brocken balgen. Stück für Stück zog er seinen schweren Körper unter wilden Verwünschungen und Verfluchungen aus dem Wasser. Egal, wie fest er auch seine Hände um das glitschige Tau quetschte, in dem Moment, in dem er nur einen Augenblick ausruhte, rutschte er sofort millimeterweise wieder nach unten. Als seine Füße dann endlich aus dem Wasser waren, und die Brühe aus Schießpulver und Petroleum in wilden Bächen aus seiner Hose und seinen Schuhen herausquoll, um plätschernd zurück in die Tiefe zu fallen, versuchte er – unter mehrmaligem Fluchen – vergeblich, mit den Sohlen seiner Schuhe an der glatten Wand Halt zu finden.
    Seine Arme begannen zu schmerzen, er sah nach oben zur rettenden Lampe ... Verdammt! Wie soll ich das denn überhaupt noch schaffen? Waren es vier Meter? Oder weniger? Aber bei seinem Glück ... da waren es wohl eher mehr. »Verflucht noch mal!« schrie er, und die Wut verlieh ihm einen neuen Kraftschub. Immer wieder strampelte er wild mit den Füßen und versuchte an der Wand Halt zu finden. Hatte dieser Pater Zacharias nicht gesagt, schoß es ihm plötzlich ohne Vorwarnung durch den Kopf, daß er auf besonderen Wunsch seines Onkels hergekommen wäre? Seine Hände arbeiteten sich wie Schraubstöcke Griff um Griff nach oben. Ja natürlich! Aber erst jetzt wurde ihm klar, mit welcher Schweinerei er es hier zu tun hatte! Die Lampe kam langsam nähergekrochen. Konnte sich dieser hilfreiche Onkel nicht einfach aus seinem Leben heraushalten, anstatt ihm ständig Knüppel zwischen die Beine zu werfen? Wie weit mußte er denn eigentlich noch fliehen, um endlich Ruhe vor dessen verfluchter Fürsorge zu haben?
    Seine Hände quetschten das Petroleum wie in einer Presse aus dem Seil. Jeder Griff brachte ihn unter unendlichen Mühen seinem Ziel ein kleines Stückchen näher. Aber er nahm es kaum wahr. Und wenn er es sich recht überlegte, dann war es doch auch sein verdammter Onkel, der ihn für diesen Posten beim Bischof ins Gespräch gebracht hatte ... Da oben ist der Balken ... Hätte sich der Kerl damals nicht eingemischt, dann wäre er jetzt nicht in dieser lebensgefährlichen Lage!
    Fluchend und ächzend griff seine Hand nach dem Holz. Er hätte vor lauter Wut explodieren können! Nochmaliges Stöhnen und halsbrecherisches Gekletter ... und schließlich saß er schnaufend und triefnaß auf der untersten Stufe der Steintreppe.
    Er war in Sicherheit! Die schwarze Mixtur aus Petroleum und Schießpulver lief ihm aus den Haaren und aus seinen Sachen. Er beugte sich leicht vornüber und beobachtete den schier unendlichen Fall der Tropfen in die Tiefe, bis sie auf der nun wieder spiegelglatten Oberfläche der Brühe einschlugen. Von hier oben sieht es noch viel höher aus! Es war ihm wirklich ein Rätsel, wie es ein Pfaffe überhaupt hier herauf schaffen konnte. Aber vielleicht war er ja gar kein richtiger Pfaffe, wie Marie gesagt hatte ...
    »Mein Gott!« Er sprang auf. »Marie, Marie! Wo bist du?«
    Ohne länger zu verweilen schnappte er sich die Laterne und hastete die Treppe hinauf. Schmatzend kommentierten seine vollgesogenen Schuhe jeden Schritt nach oben. Immer wieder rann ihm eine Mischung aus Wasser und Petroleum aus den Haaren in die Augen. Den Gestank nahm er schon gar nicht mehr wahr. Es gab Wichtigeres. Er hatte schon viel zu viel Zeit da unten verloren ... Nimmt diese Treppe denn überhaupt kein Ende?... Keuchend blieb er stehen.
    »Marie?«
    Stille.
    Vielleicht ist sie schon wieder zu Hause? ... Bestimmt!
    Es war ihm immer noch unbegreiflich, wo sie geblieben war. Die Wände – er pochte verzweifelt mit der Faust dagegen – waren absolut undurchdringlich ... und ... Nein! ... es gab nirgendwo eine Tür. Ah! Endlich! Da kommt der Ausstieg! Mit letzter Kraft zwängte er sich durch das enge Loch in die Kirche zurück.
    »Marie?« rief er, während er zur Tür raste. Der Hall

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