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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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›Beelzebub, Erbe des Feuers und der Pein, Feind der Heiligen! ... Warum mußtest du es ausgerechnet so einrichten ... daß der König der Herrlichkeit gekreuzigt wurde ... so daß er nun hierher gekommen ist ... und uns unserer Macht entkleidet hat? ... Wende dich um und sieh: kein einziger Toter ist in mir übriggeblieben! ... Den König der Herrlichkeit hattest du töten wollen ... und du hast dich selbst getötet ...Was hast du an Jesus Schlechtes gefunden ... daß du seinen Untergang betrieben hast?‹«
    Severin unterbrach und nahm einen Schluck Wasser. »Während dieser Hades also immer noch mit seinem ehemaligen Vorgesetzten schimpfte ... streckte Jesus seine Hand aus und erweckte Adam und die übrigen ... Mit ihm und allen anderen zog er nun eilends aus dem Hades empor! ... Und als er diese Gerechten ins Paradies führte ... also zurück in die sieben Himmel ... da sahen sie einen zerschundenen Menschen, der ein Kreuz auf den Schultern trug ... Und als sie ihn fragten, wer er sei, antwortete er: ›Ich bin ein Räuber und Dieb gewesen ... und deswegen hatten mich die Juden gegriffen und mich zusammen mit unserem Herrn Jesus Christus dem Tod am Kreuz ausgeliefert ... Als er jedoch am Kreuz hing, da bin ich, als ich die Zeichen sah, zum Glauben an ihn gekommen und habe ihn gebeten: Herr, wenn du König wirst, so vergiß mich nicht! ... Und sogleich sprach er zu mir: Wahrlich, wahrlich, heute sage ich dir: du wirst mit mir zusammen im Paradiese sein! ... So trug ich denn mein Kreuz und kam in das Paradies und traf dort den Erzengel Michael an und sagte zu ihm: Unser Herr Jesus, der Gekreuzigte, hat mich hierher geschickt. Der Engel antwortete: Verweile ein wenig! Denn es kommt bald Adam, samt den Gerechten, damit auch sie hier hereinkommen ... Wie ich euch jetzt sah ... bin ich euch entgegengekommen!‹«Severin wischte sich eine kleine Träne aus dem Auge.
    Stille. Jeder war mit seinen Gedanken in dieser fernen ... fernen Welt.
    »Eine wunderbare Geschichte«, Marie betupfte sich mit dem Taschentuch ihre Augenwinkel.
    »Sieh mal hier!« Pierre schob ihr das dicke Buch unter die Nase und deutete auf ein Bild. »Albrecht Dürer hat diese Höllenfahrt Christi schon 1510 gezeichnet! Es sieht alles genau so aus, wie wir es uns auch vorstellen würden!
    Dann war die Kreuzigung deiner Meinung nach ... nur Teil eines Plans?« fragte Pierre zu Severin herüber, während sich Marie in das Buch vergrub.
    »Ich glaube ...«, der Kräuterbruder überlegte, »... ich verletze das Beichtgeheimnis nicht, wenn ich dir von diesem Pergament erzähle, das mir der alte Abbé vor seinem Tod gezeigt hat.«
    Pierre schwieg und sah dem Kräuterbruder tief in die Augen.
    »Das, was uns die apokryphen Schriften berichten, klingt ja schon unglaublich genug ...«, Severin unterbrach, »... aber diese eine beschriebene Seite, die er mir gezeigt hat ... verbindet alles zu einem wunderbaren Ganzen.« Nachdenklich strich er sich durchs Haar. »Ich durfte sie so oft lesen, wie ich wollte, aber sie mußte in diesem Raum, in dem der Abbé lag, bleiben. Das war seine Bedingung.« Ratlos zuckte Severin mit den Schultern. »Ich weiß nicht einmal, aus welcher Quelle dieses Stück Papier stammte. Vielleicht ein Teil aus einer unbekannten apokryphen Schrift ...?«
    »Ein bisher unentdecktes Evangelium? Hat Saunière dir nichts darüber verraten?«
    »Nein! Er hat nur gesagt: ›Lies es ... und glaube!‹ Ich habe es wieder und wieder mit meinen Augen verschlungen.« Er atmete schwer. »Es enthüllt den Menschen den tatsächlichen Plan Gottes. Aber ich weiß wirklich nicht«, der Kräuterbruder fuchtelte mit seinen Händen herum, »ob man diesem Pergament überhaupt glauben darf ...«
    »Wie wäre es«, beruhigte ihn Pierre, »wenn du uns einfach erzählst, was dort stand, und dann werden wir entscheiden, ob es uns überzeugt, oder nicht!«
    Marie hatte ihre Nase plötzlich wieder aus dem Buch gehoben, offenbar in Erwartung weiterer unglaublicher Enthüllungen.
    »Also, laßt mich mal überlegen ...«, Severin kniff die Augen zusammen, »... und legt mich bloß nicht auf jedes Wort fest ... aber sinngemäß ...«
    »Wie war das mit der Kreuzigung?« half ihm Pierre auf die Sprünge. »Wie war das mit dem Plan?«
    »Ja ... jetzt erinnere ich mich wieder. Der Allmächtige hatte seinen Plan ... die gefallenen Engel auf der Erde daran zu erinnern ... daß sie in Wirklichkeit doch aus den sieben Himmeln stammten ... und sie auf einem mühsamen Weg wieder

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