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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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ich will ja nichts Dummes sagen, aber ... daß wir uns in der Hölle ... hocharbeiten können? Aus der Dunkelheit in diese ... diese oberen Sphären ... in denen schon mehr Licht herrscht ... als da unten? So einfach?« Sie faßte sich an den Kopf.
    »So einfach!« Severin lächelte gütig. »Klingt das so unglaublich?«
    Marie druckste herum und suchte nach den richtigen Worten, blieb aber letztendlich eine Antwort schuldig.
    »Ich weiß, daß es dir schwerfällt, das zu glauben.« Er bat mit seinen Händen um Vergebung. »Es tut mir wirklich leid, daß ihr nur auf mein Wort angewiesen seid ... aber ich weiß wirklich nicht, wo dieses Pergament nach dem Tod des Alten geblieben ist. Die Dinge sind immer einfacher zu glauben, wenn man sie schwarz auf weiß vor sich hat, nicht?«
    Nach einer Weile versuchte Bruder Severin nochmals Marie zu überzeugen. »Adam und Eva zum Beispiel – oder vielmehr die zwei hohen Engel, die in diesen Körpern eingeschlossen worden waren – galten, weil sie von Luzifer überlistet worden waren ... in den Augen des Herrn als ... weniger schuldig ... und er gab ihnen die große Gelegenheit ... bald in die sieben Himmel zurückzukommen ...Vorher müßten sie aber eine Prüfung bestehen ... und dann würde er auch die Verbannung der übrigen überdenken.«
    »Eine Prüfung?« fragte Marie schon wieder skeptisch dazwischen.
    »Ja!« Severin ließ sich nicht beirren. »Er hatte dafür auf der Erde eine Zone geschaffen, in der diese Prüfung ... natürlich ohne das Wissen der beiden eingeschlossenen Engel ... Adam und Eva ... abgelegt werden sollte.«
    »Sag nicht ... jetzt kommt diese Sache mit dem Baum der Erkenntnis?« schoß Marie ungläubig dazwischen.
    »Richtig! Er gab ihnen damit ... zum zweitenmal ... die Möglichkeit, zwischen Gehorsam und Ungehorsam zu wählen ... Und dabei hielten die beiden ... ohne es zu wissen ... das Schicksal und die Erlösung aller verbannten Engel in ihren Händen.«
    »Und wie wir wissen, haben sie trotzdem – gegen Gottes Anweisung – von diesem Baum gegessen!« Marie wollte diese Märchenstunde offenbar schleunigst zu Ende bringen.
    »Ja, genau!« Severin betrachtete sich seine faltigen Hände. »Der Allmächtige hat ihren freien Willen also wieder auf die Probe gestellt. Und weil es diese neue Abmachung zwischen dem Himmel und der Hölle gab ... durfte der Teufel gleichzeitig sein Glück versuchen ... ob er sie nicht doch dazu bewegen konnte ... von dieser Frucht zu essen, obwohl Gott es ihnen verboten hatte. Und wie du weißt ... hat er ihnen keine Gewalt angetan. Er hat sie nicht verhext ... oder ihnen ihren Willen oder Verstand geraubt ... er hat ihnen nicht mit dem Tode gedroht ... er hat nur mit ihnen geredet ... und wie sie sich danach entschieden haben ... das ist uns ja allen bekannt!«
    »Dann war dieser Baum der Erkenntnis ...«, Pierre konnte sein Erstaunen über Severins seltsame Interpretation der Bibel nicht mehr zurückhalten, »... nur so eine Art ... Mausefalle?«
    »Ja! Gott hätte auch irgend etwas anderes nehmen können. Etwas, das ihre Neugier geweckt hätte. Es ging ihm einfach nur darum zu sehen, ob sie ihm ... oder den Verlockungen des Teufels gehorchen würden, und der hatte ihnen doch schließlich versprochen: ›Sobald ihr davon eßt, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott ...‹ So steht es wenigstens in der Genesis. Und genau diese Versprechung war der Käse ... in der Mausefalle ... wie du sagst.« Severin seufzte. »Ihr seht, es ist das Prinzip des freien Willens, das unser Dasein bestimmt. Der Herr zwingt uns nicht dazu, uns für seine Seite zu entscheiden. Und deshalb haben sie ... denselben Fehler ... noch mal gemacht!«
    »Und da hat er sie einfach aus dem Paradies herausgeworfen?« Marie beteiligte sich wieder in ihrer kritischen Art, mit der Sensibilität eines stochernden Schürhakens.
    »Vergiß nicht, daß dieses Paradies ... wie auf dem Pergament stand ... nur so eine Art Bühne ... ein extra für diese Prüfung geschaffener Ort war. Der Allmächtige hatte ihnen in diesem sogenannten Paradies alles gegeben, was sie für ein unbeschwertes Leben in Glück und Frieden gebraucht hätten ... Und doch war es ihnen immer noch nicht genug ... und sie mußten auch noch die Frucht vom Baum der Erkenntnis haben ... Sie wollten mehr und mehr ... sie wollten sogar sein ... wie Gott!«
    »Aber dann hat er sie doch rausgeworfen!« drängte Marie.
    »Ja! ... Und sie wurden sofort wieder in die Sphären der Hölle

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