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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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Fingern nach dem Schwert des Ritters, dessen Knauf aus dem modrigen Gemisch herausragte. »Jesus, der höchste Engel des Herrn, sollte seinen gefallenen Brüdern hier auf der Erde die Nachricht überbringen, daß der Allmächtige sie da oben noch nicht vergessen hat. Und weil er Mitleid mit ihnen hatte, wollte er ihnen zeigen, wie sie wieder zu ihm in die Himmel zurückkehren konnten.« Angeekelt zog er das Schwert aus dem fauligen Haufen heraus und stocherte damit in dem Gemisch aus Knochen, Stoffetzen und Goldmünzen herum.
    »Ja, aber ...«, Marie griff sich an den Kopf. »Welche Geschichte stimmt denn nun? Im Grunde widersprechen sie sich doch!« Sie deutete auf den Sarg. »Die Templer sagen, daß die Kreuzigung ein Betrug war und nie so stattgefunden hat, wie es in der Bibel steht.« Sie überlegte. »Die vielen Stellen in der Bibel, und die Hinweise in den Legenden anderer Kulturen weisen hingegen darauf hin, daß wir tatsächlich mit dem leibhaftigen Satan auf der Erde leben müssen. Das hieße aber doch dann ... daß die Kreuzigung kein Betrug war ... weil sie eben Teil des Plans des Allmächtigen war ... richtig?«
    »Stimmt auch!« murmelte er, während er mit dem Schwert die knochigen Überreste umgrub.
    »Ja ... aber ...«, sie hob verwirrt die Hände, »welche Geschichte erzählt uns denn nun die Wahrheit?«
    »Hm?« Er hörte einen Moment auf zu stochern. »Ich weiß es nicht! Aber in beiden Fällen hätte uns die Kirche seit Jahrhunderten vorsätzlich und gezielt belogen.«
    »Und was glaubst du?« Marie sah ihn ratlos an.
    Er stöberte weiter in dem modrigen Unrat herum. »Ich binmir nicht sicher ... aber wenn ich Severins Rat folge und mir die Frage stelle, wie Gott das ganze Elend auf der Erde zulassen kann, wo wir doch seine Kinder sind ... dann gibt es für mich nur eine Antwort.« Er sah zu ihr hoch.
    »Du glaubst ihm doch nicht!« schimpfte sie. »Wir ... mit dem Teufel auf der Erde!«
    »Doch!« Er nickte, als plötzlich ... »Da! Guck mal! Da ist er!«
    Marie sah über den Rand hinein. »Uah! Was willst du denn mit dieser vertrockneten Hand?«
    »Siehst du? Der Ring mit den verschlungenen Davidsternen steckt noch am Finger! Das wollte ich sehen!«
    »Warum?«
    »Weil wir jetzt wissen, daß es unser Unbekannte weder auf das Gold noch auf diese Ringe mit dem Symbol abgesehen hatte. Er hat die Särge nach etwas anderem durchwühlt!«
    Marie hatte sich niedergekniet und rätselte an einer Inschrift herum.
    »Hörst du mir überhaupt zu?« Er lugte um die Ecke des Steinsargs herum, da Marie sich schon einige Zeit lang nicht mehr mit einem Kommentar zu Wort gemeldet hatte.
    »Oh je!« Sie hockte vor der Seitenwand und hielt sich die Hand vor den Mund. »Ich hab’ die Inschrift kaputtgemacht! Und dabei ...«, verzweifelt sah sie ihn an, »... hab’ ich nur ganz leicht mit den Fingern darübergestrichen, um den Staub wegzuputzen. Und da war schon ein Loch drin!«
    »Laß mal sehen!« Pierre nahm die Laterne und beugte sich hinunter.
    »Ich kann wirklich nichts dafür!« jammerte sie, als er das Loch in der Seitenwand inspizierte.
    »Ist ja schon gut! Beruhige dich! So wie der Besitzer da drinnen im Sarg aussieht, wird er sich nicht mehr bei dir beschweren!« Er steckte seinen Finger in das kleine Loch und brach ein weiteres Stück des Steins heraus.
    »Vorsicht die Inschrift!« Marie war entsetzt.
    »Vergiß die Inschrift!« Er hatte sich schon in den Staub niedergesetzt – direkt vor das Loch – und fummelte nervös in der Öffnung herum. »Da steckt doch was drin!« raunte er ihr zu.
    Neugierig ließ sie sich neben ihm in den Sand nieder. »Ist dasnicht erstaunlich«, flüsterte sie, »wozu die weibliche Intuition fähig ist?« Er hielt inne und sah sie an. Schallendes Gelächter.
    »Jetzt laß mich mal!« Sie drängte ihn an die Seite und steckte nun ihrerseits die Finger in das Loch. »Meine Hand ist schlanker als deine!«
    »Du meinst wohl, deine Neugier ist größer als meine, oder?«
    Sie hörte ihm gar nicht zu. Ihre ganzen Sinne konzentrierten sich nur noch auf ihre Fingerspitzen. »Da ist es! Ich hab’s!« jubelte sie.
    »Was ist es?«
    »Hm? Fühlt sich an wie eine kleine Papierrolle! Aber warte ... gleich ... da ist sie!« Vorsichtig entfernte sie die Banderole, die das Röllchen zusammenhielt und entrollte das Stück Pergament. »Och!« Enttäuscht reichte sie ihm das Stück. »Kannst du Hebräisch?«
    Er betrachtete das beschriebene Blatt und drehte es in alle Richtungen. »Ich

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