Seelenfänger
lächelte und trat ihr entgegen.
Aus einer anderen Welt
S ie bekam Besuch. Penelope spürte es, als sie unten am Rand des Hügels entlangwanderte, dort, wo der Sand aufhörte und das Gras begann. Zwei Welten schienen an dieser Stelle aufeinanderzutreffen, und jetzt machte sich noch eine dritte bemerkbar, die ihre synästhetischen Wahr nehmungen durcheinanderwürfelte. Sie sah nach oben zum kleinen Holzhaus auf der Kuppe des Hügels. Eine Silhouette zeichnete sich dort ab; jemand stand neben der Hütte und beobachtete sie.
Hoffnung regte sich in ihr. Hundert Tage hatte sie an diesem gesperrten, vom Weltennetz getrennten Ort verbracht, vielleicht sogar tausend oder noch mehr. Kam jetzt jemand, um sie zu holen? Zacharias war es nicht; ein kurzer Blick auf ihr Radar genügt, um das zu erkennen – es zeigte nichts an. Aber vielleicht hatte er es sich anderes überlegt und jemanden geschickt.
Penelope eilte den Hang hinauf, der Gestalt entgegen, und als sie bis auf einige Meter herangekommen war, begriff sie plötzlich, dass dort kein Mensch stand. Das Gesicht des Fremden blieb unter einer purpurroten Kapuze verbor gen, aber stumpfe Hörner ragten darunter hervor, und als die Gestalt den Kopf drehte, spiegelte sich der Sonnenschein auf glänzenden Schuppen wider.
»Wer bist du?«, fragte Penelope und fand es seltsam, dass die Gestalt nicht auf ihrem Radar erschien.
Der Fremde streckte die Hand aus. »Genesis schickt mich«, sagte er. Seine Stimme war ein dumpfer Bass, der in Penelope eine Vibration erzeugte. »Ich bin gekommen, um dich abzuholen.« Er streckte die Hand aus. »Möchtest du diesen Ort verlassen?«
»Ja.« Penelope trat näher und ergriff zögernd die dargebotene Hand. »Wohin bringst du mich?«
»Fort von hier«, antwortete der Fremde. »Wir brauchen dich.«
»Wozu?«, fragte Penelope.
»Du sollst Seelen für uns fangen.«
∞
Hier lag er und träumte einen Traum voller Gedanken, und jeder Gedanke steckte voller Leben.
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