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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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hinter mir mit dem Himmel als Hintergrund zu fotografieren.
    Ich linste zu ihm hinüber, sah aber schnell wieder weg, als ich merkte, dass er zurückstarrte. Mein Herz kam ins Stolpern, bis mir die Bedeutung jener hochgezogenen Braue klar wurde. Es liegt an den Blutergüssen! An diesem Morgen hatte mir der Badezimmerspiegel ein blaues Auge und eine schauerliche Kette aus gesprenkelten Lila- und Blautönen um meinen Hals gezeigt, die den Abdruck von fünf Fingern verrieten.Mein zerschundenes Gesicht war es, das die Neugierde des Fremden geweckt hatte. Ich kam mir dämlich vor und erwiderte trotzig seinen Blick.
    Er tat nicht einmal so, als würde er etwas anderes beobachten als mich. Er nahm seine Kamera in beide Hände und sein Blick wanderte über mein Gesicht und mein zerzaustes Haar, woraufhin ich so tat, als wäre ich ganz in die Aussicht vertieft.
    Bald erwachte die kleine Stadt zum Leben, man hörte Autos, das Treiben der Menschen, und die seltsame Intimität des abseits liegenden Strandes ließ nach. Am Bootshafen musste ein Restaurant aufgemacht haben. Bei dem Geruch von Kaffee und fettigem Diner-Essen klappte ich beinahe zusammen. Ich hatte gestern im Flugzeug das letzte Mal etwas gegessen – ein Päckchen Erdnüsse. Ich erhob mich. Meine Gelenke hatten sich in der kühlen Luft versteift und das Stehen tat weh. Zeit zurückzugehen.
    Der Auslöser klickte zum zweiten Mal, und als ich mich umdrehte, sah ich, dass der Typ die Kamera auf mich gerichtet hielt. Er fotografierte in rascher Folge – ich war sein Objekt. Keine Person, nein, ein Objekt, das man studierte und auf Film festhielt. Vielleicht dachte er, ich würde mich geschmeichelt fühlen. Dabei fühlte ich mich, als würde man mir Gewalt antun.
    Spontan marschierte ich auf den Jungen zu, während er weitere Fotos schoss. Er mochte größer und kräftiger sein als ich, doch meine Wut auf ihn machte das wieder wett. Als ich nur noch eine Armlänge von ihm entfernt war, griff ich nach der Kamera. Mit einem überraschten Lachen wich er aus.
    Wütend versuchte ich wieder, nach der Kamera zu schnappen, und bemühte mich, ihn dabei nicht zu berühren. Als er erneut auswich, rutschte ich auf den Steinen aus und fiel rückwärtsin den Schneematsch. Der Aufprall verursachte höllische Schmerzen und ich rang nach Atem.
    Ich erwartete, er würde wieder lachen, doch er kniete sich neben mich hin. »Alles okay mit dir?«
    Meine Wut ging in Verlegenheit über, als er sich zu mir beugte und mich sorgenvoll ansah. Meine Gedanken gerieten auf Abwege. Ich hatte Unrecht gehabt, was die Narbe anging. Sie entstellte ihn kein bisschen. Jeder seiner Gesichtszüge war mit der Sorgfalt eines Meisters gewählt worden.
    »Ich wollte nicht, dass du hinfällst. Ich habe nur auf meine Kamera aufgepasst.«
    Er hielt mir eine Hand hin, und ich drehte mich panikartig weg und landete schließlich auf Händen und Knien. Die noch nicht geheilte Rippe protestierte und ich atmete keuchend. Ich schlang einen Arm um meine Mitte und sah in das erschrockene Gesicht des Jungen auf, der die Hand noch immer ausgestreckt hielt. Er hatte mir aufhelfen wollen, ohne zu wissen, dass jegliche Krankheit, an der er litt, mich umhauen konnte.
    Er wurde aus meinem Verhalten nicht schlau, und das konnte ich ihm nicht verübeln, ich benahm mich ja völlig irre. Wie ich da mit einem Arm um den Brustkorb und schlammverkrusteter Jeans im Schneematsch kniete, musste ich plötzlich lachen. Die Lippen des Jungen zuckten. Als ich mir das Haar zurückstreichen wollte, merkte ich, dass es ebenfalls voller Schlamm war, und ich prustete wieder los.
    Mein angehobener Arm lenkte seinen Blick auf meinen Hals und mir verging das Lachen, als er mit verengten Augen die Blutergüsse betrachtete, die nicht von meiner Bluse bedeckt wurden. Ich zwang mich zu einem höflichen Lächeln und stand ohne seine Hilfe auf. Er erhob sich ebenfalls und die geschmeidige Bewegung deutete auf eine Kraft hin, die inZaum gehalten wurde. Es war nicht das erste Mal, dass mich ein Fremder nach einer von Deans Attacken musterte, und ich hasste es, bemitleidet zu werden. Ich hielt ihm eine schmutzige Hand entgegen und meinte: »Darf ich bitten?« Auf seinen verwirrten Blick hin setzte ich hinzu: »Den Film.«
    »Und wieso?«
    Meine Entrüstung brach sofort wieder durch. »Du hättest fragen müssen, bevor du mich fotografierst!«
    Einer seiner Mundwinkel verzog sich zum Anflug eines Lächelns. »Aber das ist ein öffentlicher Strand.«
    Ich

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