Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
Vom Netzwerk:
Lilian, ich zeige es dir. Und wenn du mir nach dem Seeleneinen immer noch nicht glaubst, lasse ich dich für alle Zeiten in Ruhe.«
    Ich schob beide Gitarren durch das Tor und zog mich dann an den Gitterstäben hoch. »Vergiss es.« Ungeschickt hangelte ich mich hinüber und riss mir an einer der spitzen Zacken oben am Gitter auch noch den Hosenboden meiner Jeans auf. Alden sprang über die Mauer, als wäre sie gar nicht da. Geschmeidig landete er neben mir.
    In diesem Moment bog Mom in ihrem grünen Minivan um die Ecke und trat direkt vor uns heftig auf die Bremse. Ich konnte nur eine Gitarre aufheben, weil ich mit der anderen Hand den Riss in meiner Jeans zusammenhielt. Alden öffnete die Schiebetür des Vans und legte Zaks Gitarre hinein. Lachte er etwa? Er hielt mir die Beifahrertür auf, und ich ließ mich auf den Sitz fallen.
    Mom beugte sich herüber und sah ihn an. Als ich die Tür zuknallte, ließ sie das Fenster herunter. »Wer sind Sie?«
    Alden schob sich halb durchs Fenster und kam mir dabei viel zu nahe. Er roch nach Minze und nach der Lederjacke, die er trug.
    »Ich bin Alden Thomas. Lilian hatte ein Problem mitZak. Damit sie in dieser Gegend nicht allein herumsteht, habe ich hier mit ihr auf Sie gewartet. Freut mich, Sie kennenzulernen.« Damit streckte er Mom die Hand hin. Fast hätte ich laut aufgestöhnt.
    »Ich bin Julia Anderson, Lilians Mutter.« Sie ließ Aldens Hand los, und schon war ich fällig. »Was in aller Welt hast du nach Mitternacht auf dem Friedhof zu suchen? Weshalb lässt du mich um diese Zeit den ganzen Weg von Bellaire hier rausfahren? Du hast Glück, dass das an deinem Geburtstag passiert ist. Ansonsten hätte ich gute Lust gehabt, dich hier sitzen zu lassen.«
    Alden klopfte an die Wagentür. »Entschuldigen Sie, Mrs. Anderson. Eigentlich geht es mich nichts an, aber Lilian hatte eine harte Nacht. Ich glaube nicht, dass sie so was noch mal macht. Vielleicht sollten Sie beide erst mal darüber schlafen und die Angelegenheit dann in aller Ruhe besprechen.«
    Mom und ich starrten ihn mit offenen Mündern an.
    »Bellaire«, setzte er hinzu, »wir sind tatsächlich Nachbarn. Ich freue mich schon darauf, dich wiederzusehen, Lilian. Gute Nacht.« Er ging zu einem grauen Audi und fuhr davon.
    Trotzig verschränkte ich die Arme und machte mich auf weiteren mütterlichen Artilleriebeschuss gefasst. Doch er blieb aus.
    Mom fuhr los. Sie wirkte etwas benommen. »Dieser Alden scheint ein recht netter Junge zu sein. Vielleicht solltest du deine Freizeit lieber mit Leuten wie ihm verbringen.«
    Beinahe hätte ich laut aufgelacht. Wenn sie gewusst hätte, was ich wusste! Ein wiedergeborener Irrer, der mit mir Seeleneinen spielen wollte.

F  Ü N F

    D as Wochenende verbrachte ich damit, meiner Mutter aus dem Weg zu gehen und meine Schularbeiten zu erledigen. Die Schule hatte ich in letzter Zeit ziemlich vernachlässigt und wurde das Gefühl nicht los, dass ich den versäumten Stoff niemals aufholen würde.
    Was Aldens Geschichte über die Helfer gestrandeter Seelen betraf, würde ich mich auf die Weihnachtsmann-Taktik verlassen. Als ich noch klein gewesen war, hatte Dad mir erklärt, der Weihnachtsmann könnte nur zu mir kommen, solange ich an ihn glaubte. Und wenn ich das nicht mehr täte, käme er auch nicht mehr. Genauso würde ich mit der Geister-Story umgehen. Ich glaubte nicht daran, also stimmte sie auch nicht, und die Geister würden sich endlich verkrümeln.
    Leider funktionierte das nicht wirklich. Obwohl ich mir ständig sagte, die Stimmen seien nicht real, wurden sie immer aufdringlicher. Auch das Xanax half nicht dagegen. Ich wusste nicht, was schlimmer war – den Verstand zu verlieren oder ständig das Geistergejammer zu hören.
    Gerade als ich mit einem oberscheußlichen Trigonometrie-Arbeitsblatt fertig war, klingelte mein Handy. Auf dem Display erschien Zaks Name. Sofort hatte ich einenKloß im Hals. Zwei Tage lang war zwischen uns nun Funkstille gewesen.
    Kennengelernt hatte ich Zak, nachdem wir vor drei Monaten wieder aus Galveston weggezogen waren. Damals hatte er in einem Schuhgeschäft im Einkaufszentrum gejobbt, mir ein unmögliches Paar roter Sandalen mit Killerabsätzen aufgeschwatzt und dabei hemmungslos mit mir geflirtet. Seine tiefblauen Augen und das umwerfende Grübchenlächeln hatten es mir sofort angetan. Während ich nun Zaks Namen las, ging mir durch den Kopf, dass ich die Schuhe nie getragen hatte.
    Ich beschloss, erst einmal nichts über den Abend auf

Weitere Kostenlose Bücher