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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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Fenster. Ich zog meine kalten, klitschnassen Schuhe wieder an.
    Während ich hinter Alden her zur Veranda rannte, lief mir das Regenwasser den Nacken hinab und von dort wie ein eisiger kleiner Bach zwischen die Schulterblätter. Weil das Vordach ziemlich klein war, musste ich ganz nahe bei Alden stehen, während er die Haustür aufschloss. Ich spürte seine Wärme und hätte mich am liebsten an ihn geschmiegt.
    Drinnen ging Alden voraus in die Küche. Dort nahm er mir die nasse Jacke ab und hängte sie an einen Haken neben der Hintertür. Auf dem Dielenboden bildeten sich um uns herum kleine Pfützen.
    »Wir sehen aus, als wären wir grade von der Titanic gesprungen.« Alden warf mir ein Küchenhandtuch zu. Mit dem Fuß schob ich es auf dem Boden unter meiner Jacke hin und her, wo bereits ein mittlerer See entstanden war. Eine kleine Hündin mit spitzer Schnauze und borstigem Fell trabte herein und begrüßte Alden mit fröhlichem Gebell. »Hey, Spook!« Er kraulte sie hinter den Ohren. »Zieh deine nassen Klamotten aus, Lilian. Ich suche dir was Trockenes zum Anziehen.«
    Weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte, nickte ich bloß stumm. Wenn ich so weitermachte, stand einer lebenslangen Ehrenmitgliedschaft im Doofen-Klub nichts mehr im Wege. Ich folgte Alden die Treppe hinauf zum ersten Zimmer rechts.
    »Willkommen in der bescheidenen Kammer deines Dieners.« Alden zog die obere Schublade einer hohen Kommode auf.
    Die dunklen Möbel machten den Raum steif und vornehm.Eigentlich stellte man sich das Zimmer eines Siebzehnjährigen anders vor.
    »Keine wirklich coole Bude.« Alden warf ein paar Kleidungsstücke aufs Bett. »Solange ich in der Schule war, hat Mom mein Zimmer als Gästezimmer benutzt. Ich bin erst seit diesem Schuljahr wieder hier.«
    Der Schreibtisch passte schon eher zu einem Teenager. Überall Papier und irgendwelche Schriftstücke, in der Mitte ein Stapel schwarzer Ordner. Der oberste trug ein goldenes Siegel mit den Buchstaben RF. Das Bücherregal über dem Schreibtisch war mit Klassikern und Büchern über übernatürliche Phänomene vollgestopft. Ich nahm einen kleinen abgegriffenen Teddy vom unteren Regalbrett.
    »Das ist Joe Bear«, sagte Alden. »Bis zur zweiten Klasse waren wir unzertrennlich. Er mag Milch und Tierfigurenkekse.«
    Lächelnd setzte ich den Bären wieder an seinen Platz.
    Alden gab mir ein paar trockene Klamotten – eine Jogginghose und ein Hemd. »Schräg über den Flur ist ein Badezimmer. Fühl dich wie zu Hause.«
    Spook saß knurrend vor der Tür am Ende des Gangs, auf die in grellem Pink der Buchstabe E gemalt war. Sie folgte mir in das pink- und lilafarbene Badezimmer. Ein Prinzessinnentraum. Ich ging in die Hocke und kraulte Spook am Hals. Einen Hund hatte ich mir immer gewünscht, aber Mom fand, das würde zu viel Arbeit machen. Spook legte den Kopf schief und drückte sich an meine Hand. »Na, Süße?«
    Sie legte sich auf den lilafarbenen Läufer mit der Umrandung aus rosa Herzen, bettete die Schnauze auf die Pfoten und sah mir dabei zu, wie ich in Aldens weiche warme Sachen schlüpfte. Die Jogginghose hatte ein Zugband im Bund, das ich verknoten konnte. So würde ich sienicht verlieren. Zu lang war sie mir trotzdem. Das kuschelige und viel zu große Hemd roch nach Alden und war so weit, dass es nicht an meiner Wunde scheuerte. Ich zog den Kragen hoch zur Nase, schnupperte daran und musste grinsen. Mmmm . Mit geschlossenen Augen stellte ich mir vor, wie er Rose geküsst hatte, dachte an die leidenschaftliche Umarmung auf dem Dachvorsprung, während um die beiden herum fast die Welt untergegangen war.
    Meine nassen Kleider legte ich ins Waschbecken. Dann rubbelte ich mein Haar halbwegs trocken, bearbeitete es mit einer Bürste, die ich in einer Schublade fand und ging danach barfuß in den Flur.
    »Alden?«
    »Hier unten. In der Küche.«
    Spook knurrte noch einmal kurz die Tür am Ende des Gangs an, dann sprang sie vor mir die Treppe hinunter. Alden rührte in einem Topf, der auf dem Herd stand.
    »Heiße Schokolade«, erklärte er. »Echte heiße Schokolade – nicht diese widerliche Fertigbrühe.«
    Sein Haar war immer noch nass; er trug ein schwarzes langärmeliges Shirt und zerschlissene Jeans. Keine Strümpfe, keine Schuhe. Lässig. Bequem. Heiß.
    Trotzdem fühlte ich mich innerlich so ruhig wie schon lange nicht mehr. Wäre ich eine Katze gewesen, dann hätte ich zufrieden geschnurrt.
    »Dir geht es besser.« Alden drückte mir eine Tasse Schokolade in die

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