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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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ein Gestell neben der Spüle.
    »Dann wurdest du also an der Akademie zum Geisterboy ausgebildet?«
    Er lächelte. »Ja. Zum Geisterboy und zum Doktorboy. Lass mich mal die Naht anschauen.«
    Erschrocken legte ich die Hände auf meinen Bauch. »Warum?«
    Alden stöhnte. »Hab dich nicht so, Lilian … Zusammengeflickt habe ich dich schließlich auch, und ich will nur mal nachschauen, ob sich nichts entzündet hat. Abgesehen davon, habe ich deinen Bauch schon öfter gesehen.«
    Der letzte Satz ärgerte mich. Wie viel von mir … Nein. Wie viel von Roses Körper hatte er gesehen? Und bei welchem Anlass?
    Alden stöhnte noch einmal auf.
    »Schon gut.« Dann würden wir eben Doktor spielen. Ich musste das Hemd fast bis zum BH anheben, weil die Kratzer, die ich abbekommen hatte, mir beinahe bis zum Brustkorb reichten.
    Alden beugte sich zu mir und fuhr mit den Fingern vorsichtig an den Nähten entlang. Bei der sanften Berührung fing mein Herz an zu rasen; und die Wunden begannen wehzutun. Ich zuckte zusammen. Alden ließ das Hemd los und richtete sich auf. »Die Wundränder sind gerötet. Du brauchst Antibiotika, und ich muss sie behandeln. Bin gleich wieder da.«
    »Okay.« Ich hielt mich an der Arbeitsplatte fest. Wie denn behandeln? Vor Arztbesuchen hatte ich schon immer eine Heidenangst gehabt, und beim Gedanken, dass sich gleich ein Amateur-Mediziner mit meinen Verletzungen beschäftigen würde, wurde mir mulmig. Anscheinend hatte sich Aldens Gefühlsdetektor wieder zugeschaltet, denn er blieb an der Treppe stehen.
    »Cool bleiben, Lilian. Ich weiß, was ich tue. Vertrau mir.«
    Ich nickte.
    Mit einer Packung Monsterpillen und einer kleinen Ampulle mit klarer Flüssigkeit kam er aus dem oberen Stockwerk zurück. Er drückte zwei der gigantischen Kapseln aus der Folie und gab sie mir. »Die schluckst du jetzt und den Rest dann so, wie es auf dem Beipackzettel steht.« Dann nahm er eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und schob mich zum Sofa im Wohnzimmer.
    Mit einem Schluck aus der Wasserflasche spülte ich das Antibiotikum hinunter. Alden schob die Sofakissen beiseite, damit ich mich hinlegen konnte. Als er sich neben mich setzte und nach meinem Hemdsaum griff, schnappte ich nach Luft. Es klang fast wie ein Keuchen.
    »Vertrau mir.« Er öffnete die Ampulle mit der durchsichtigen Flüssigkeit. »Dieses Ding war dämonisch.«
    Ich nickte. Alden spritzte etwas von der Flüssigkeit auf die geröteten Hautstellen. Das Zeug fing an zu schäumen wie Säure, roch aber nach gar nichts. Schließlich zog Alden mir das Hemd wieder über den Bauch und rückte ein Stück von mir ab.
    »Was war das eigentlich?«
    »Weihwasser. Die Antibiotika helfen gegen Entzündungen mit irdischer Ursache. Das Weihwasser bekämpft Infektionen durch das Böse. Und der Aggrot, der dich angegriffen hat, war böse. Solche Verletzungen können nicht nur deinen Körper schwächen, sondern auch deine Seele.«
    Besorgt biss ich mir auf die Unterlippe. »Heißt das, ich werde jetzt krank?«
    »Nein. Dafür sorge ich schon.«
    Ich rappelte mich hoch. »Das ist mir alles zu viel, Alden. Dämonen, vernähte Wunden, böse Geister und …«
    Er legte mir die Hände auf die Schultern. »Stopp! Wir haben eine Abmachung. Du hast gesagt, du würdest es wenigstens einmal versuchen. Schon vergessen?«
    Tränen stiegen mir in die Augen, und ich fing an zu zittern. Alden zog mich an sich und hielt mich fest. »Nur ein einziges Mal, Lilian. Du kannst das.«
    Er roch so wunderbar – nach Regen und Schokolade. Und seine Umarmung war so fest. Ich schlang die Arme um ihn und schloss die Augen. Nach Xanax war ich nicht süchtig, aber nach Alden konnte ich es werden.
    Ohne ihn loszulassen, holte ich tief Luft. »Ich muss Mom sagen, wo ich bin. Wenn sie zu Hause anruft und ich gehe nicht ran, flippt sie aus.«
    Alden lockerte seine Umarmung. Nur widerwillig löste ich mich aus seiner Wärme. In der Küche zog ich das Handyaus der Tasche und schickte Mom eine SMS. Gerade als ich das Telefon wegstecken wolle, kam eine Nachricht von Zak. Er fragte, ob ich ihm abends noch mal bei einem Auftritt zuschauen wollte. Ich schrieb zurück, dass ich leider keine Zeit hätte. Dabei spürte ich noch immer die Wärme von Aldens Armen um mich. Kurz entschlossen schaltete ich das Handy aus. Alden hatte recht. Ich hatte versprochen, das Seelenflüstern einmal auszuprobieren, und musste es nun durchziehen.
    Als ich ins Wohnzimmer zurückkam, stand Alden draußen auf der Terrasse. Der

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