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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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Jinx?«
    »Mein bester Freund. Ich habe Becky gesagt, dass sie ihn haben kann, wenn ich sterbe. Becky ist meine kleine Schwester.« Suzanne rollte mich wieder auf den Bauch und griff nach dem lila Farbstift. Energisch zog sie ihre Striche. Dabei kaute sie die ganze Zeit auf meiner Unterlippe. Ich konnte nur hoffen, dass die nicht anfing zu bluten.
    »Immer noch alles klar bei dir, Lilian?«, rief Alden.
    »Ja.«
    »Fertig!«, verkündete Suzanne stolz. Sie hielt Alden das Bild hin. Mr. Jinx war anscheinend ein Stofftier. Ein lilafarbener Kater. Mit einem unverschämt breiten Grinsen saß er in dem Gras voller Ameisen. »Ich liebe dich, Mommy«, schrieb meine Hand in krakeligen Buchstaben quer über den Himmel.
    »Das ist prima geworden, Suzanne. Das bringen wir deiner Mom. Und jetzt lass Lilian auch mal spielen, okay?«
    »NEIN!«
    Alden stand auf. »Lilian?«
    »Ich bin hier. Alles im grünen Bereich. Augenblick«, antwortete meine eigene Stimme. Mit dem Bild in der Hand setzte ich mich aufs Sofa. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich darauf, meinen eigenen Körper wieder zu übernehmen und Suzanne zu einer Stimme in meinem Kopf werden zu lassen. Genau wie Alden gesagt hatte. Ich konnte das.
    Während ich Suzanne mit meinen Gedanken dazu brachte, das zu tun, was sie sollte, saß ich still da.
    »Okay«, sagte ich schließlich. »Sie wird jetzt ganz brav sein, Alden. Sie ist nämlich ein sehr liebes, nettes Mädchen. Nicht wahr, Suzanne?«
    Hm-hm.
    »Sag mir, wo du warst, als du gestorben bist.«
    Mommy und Daddy redeten immer vom MD Anderson Krankenhaus.
    »Okay, und wo hast du gewohnt?«
    In einem braunen Haus mit einer roten Tür.
    Großartig. Davon gab es höchstens ein paar Tausend. »In welcher Straße war das?«
    Weiß ich nicht.
    Bingo. Houston hatte über vier Millionen Einwohner. »Wann bist du eigentlich gestorben?«
    Keine Ahnung.
    »Sicher warst du doch in einer Vorschule. Weißt du, wo die ist?«
    Die ist im Wildcat Way.
    »Hm-mm. Was soll ich denn nun eigentlich für dich tun?«
    Gib meiner Schwester Mr. Jinx.
    Und das war alles? Eine solche Kleinigkeit hielt sie hier auf der Erde fest? Ich sollte ihrer Mutter das Bild bringen und ihrer Schwester den Stoffkater geben? Waren alle Erlösungen so einfach? Ein paar Fragen stellte ich Suzanne noch. So gut sie konnte, erklärte sie mir, wo ich Mr. Jinx und ihre Schwester finden würde. Dabei klang sie schwach und müde. Bald flüsterte sie nur noch. Ich versprach ihr, zu tun, worum sie mich bat. Dann hörte ich sie plötzlich gar nicht mehr, spürte sie aber noch immer in meinem Körper.
    »Okay, Suzanne, ich glaube, es wird Zeit, zu gehen.« Keine Antwort. Aber ich wusste, dass es so weit war. »Jetztist mein Freund Alden an der Reihe, und du musst raus. Bist du bereit? Okay, Alden. Komm rein.«
    Alden ließ seine Seele aus seinem Körper weichen und in meinen gleiten. Mitten im Zimmer stand plötzlich ein kleines Mädchen in einem Spitzenkleid. Es winkte mir zu. Die Kleine schien von innen heraus bläulich zu leuchten, sodass sie fast durchsichtig wirkte. Sie warf mir eine Kusshand zu, dann hüpfte sie unbeschwert in einen blendend weißen Lichtstrahl.
    Das war’s, Lilian. Gut gemacht, sagte Alden.
    »Danke und jetzt raus mit dir. Mir ist das alles viel zu eng. Eine Seele hier drin ist genug.«
    Zu Befehl, große Meisterin, sagte er lachend. Aber berühr mich dabei besser. Oder fängst du vielleicht schon an, den Schmerz zu mögen?
    Ich setzte mich neben seinen leblosen Körper aufs Sofa und schlang die Arme um ihn. »Raus mit dir, mein unterwürfiger Sklave … Aber schön vorsichtig.«
    Er verließ mich, fast ohne mir dabei wehzutun.
    »Hallo, Freundin«, sagte er.
    »Hey.« Mein Kopf lag an seiner Brust. Ins Gesicht sehen konnte ich ihm nicht und bewegen konnte ich mich auch nicht. Ich zitterte am ganzen Körper. An Alden geklammert wartete ich darauf, dass das wilde Gefühlswirrwarr in mir sich beruhigte. Suzannes Erlösung war das Beängstigendste und Unfassbarste gewesen, was ich je erlebt hatte. Und Aldens Anziehungskraft war einfach überwältigend.
    »Hey, es ist vorbei. Entspann dich. Du hast das prima gemacht. Perfekt. Wie aus dem Lehrbuch.«
    Ich lockerte den Griff und sah ihn an. Noch nie im Leben hatte ich mich so stark und selbstbewusst gefühlt wie in diesem Moment. So eine Erlösung war eine gigantischeSache und mein Gefühl für Alden so seltsam und unirdisch, dass ich mich nicht dagegen wehren konnte. Ich flocht die Finger in

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