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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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mit in meinem Körper zu haben, war mehr als seltsam. Unfassbar. Sei stark, so wie Rose, sagte ich mir.
    »Alles gut, Lilian. Nicht aufhören. Ich bin bei dir.« Alden tätschelte mein Bein.
    »Okay, Suzanne. Ganz langsam«, flüsterte ich. Mit geschlossenen Augen hörte ich dem Kind zu, das mir von seinem Tod erzählte und mir sagte, was es brauchte.
    »Augenblick mal, Suzanne. Du darfst gleich weitersprechen.« Auf den Knien drehte ich mich zu Alden. »Dieses Kind – das kleine Mädchen – will seiner Mutter ein Bild malen. Was mache ich denn jetzt?«
    »Du leihst dem Kind deinen Körper. Lass es malen, wenn es das will. Ich hole Elizabeths Buntstifte. Moment.« Alden sprang auf, verschwand in der Küche und kam gleich darauf mit einem Malblock und ein paar Farbstiften zurück.
    Mit zitternden Händen griff ich danach. »Und wie leihe ich der Kleinen meinen Körper?«
    »Biete ihr an, deine Hände zum Malen zu benutzen. Sie weiß, wie das geht. Aber bleib nah an der Oberfläche, damit du mich hören kannst. Zieh dich nicht zu weit zurück.« Er streichelte mir mit den Fingerspitzen übers Gesicht. »Du machst das prima, Lilian. Ich bin stolz auf dich.«
    Ohne dass ich es wollte, lief mir eine Träne über die Wange. Alden wischte sie mit dem Daumen weg und lächelte mich ermutigend an.
    »Okay, Suzanne. Wenn du willst, kannst du meine Hände haben und ein Bild malen.«
    Wirklich? Au ja! Danke! Vielen Dank!
    »Gern geschehen.«
    »Ich bin bei dir«, sagte Alden.
    Mein Körper fing an, sich wie von selbst zu bewegen. Obwohl ich wusste, dass Suzanne die Bewegungen ausführte, fand ich das ziemlich gruselig. Ohne es zu wollen, kaute ich plötzlich an meiner Lippe und zog die Schultern hoch. Mit dem Malblock und den Farben rutschte ich vom Sofa auf den Fußboden. Alden sah mir von der Sofakante aus aufmerksam zu. Mit meiner Hand schnappte sich Suzanne einen blauen Stift und malte ein paar kräftige Striche aufs Papier.
    »Das ist der Himmel«, erklärte sie stolz mit ihrer kindlichen Stimme aus meinem Mund.
    »Hübsch«, sagte Alden.
    Als Nächstes kamen fahrige senkrechte Striche in Grün am unteren Rand des Bildes.
    »Gras?«, fragte Alden.
    »Mmm-hm. Und jetzt guck mal!« Eifrig tupfte sie mit dem schwarzen Stift Punkte ins Gras. »Ameisen!«
    Alden lachte leise. »Alles klar bei dir da drin, Lilian?«
    »Ja«, antwortete meine eigene Stimme. Cool. Ich konnte bestimmen, wer von uns wann meinen Körper benutzen durfte.
    »Hey, lass das. Jetzt bin ich dran«, protestierte das Kind aus meinem Mund. Na schön – ich konnte es weitgehend bestimmen.
    »Brav sein, Suzanne«, warnte Alden sie. »Sonst musstdu wieder gehen. Wenn du mit Lilian spielen willst, ist Teilen angesagt. Okay?«
    »Okay. Teilen wir eben«, murrte sie. »Ich brauche Orange. Hier ist aber keins.«
    Alden zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, Suzanne. Die Farbe haben wir nicht.«
    »A-a-aber ich brauche sie für die Sonne. Ich b-b-brauche Orange«, jammerte die Kinderstimme aufgeregt.
    »Bevor wir es noch mal mit einem Kind versuchen, Lilian, muss ich unbedingt Farbstifte kaufen. Früher, als es nur Kohle, Kreide und Schiefertafeln gab, war alles viel einfacher«, sagte Alden.
    Suzanne geriet völlig außer sich. Ich musste mir etwas einfallen lassen, damit die Kleine ihr Bild fertig malen konnte und ich sie wieder loswurde. Mit meinen Gedanken erklärte ich ihr, wie sie die Farben mischen konnte. Nach einer Weile hörte das Gequengel auf, und sie malte die Sonne mit dem gelben Stift. Anschließend fuhr sie mit dem roten Stift leicht darüber.
    »Super, Suzanne. Tolle Idee«, stellte Alden fest.
    Suzanne brachte mein Gesicht zum Grinsen. »Ja. Den Trick hat Lilian mir verraten. Ich mag Lilian.«
    »Ich auch«, sagte Alden.
    »So. Und jetzt Mr. Jinx«, rief Suzannes Stimme aus mir. Sie ließ mich auf allen vieren vor- und zurückschaukeln und dabei das Bild ansehen.
    »Erlösungen von Kindern mochte ich schon immer gern. Man weiß nie, was ihnen einfällt. Und sie machen oft so lustige Bewegungen«, stellte Alden fest.
    »Sehr witzig, wirklich.« Es gelang mir nicht, das Geschaukel abzustellen.
    Schließlich gab ich den Kampf gegen Suzanne auf. Vielleicht ließ sie es dann schneller wieder bleiben. Sieschniefte, dann wischte sie mit dem Handrücken über meine Nase. Igitt. Fehlte nur noch, dass sie anfing, darin zu bohren.
    Als sie mich auf den Rücken rollte und Alden das Bild hinhielt, grinste er.
    »Schönes Bild, Suzanne. Und wer ist Mr.

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