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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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Zähneputzen lag ich im Bett und wartete darauf, dass meine Nerven sich beruhigten. Die Erlösung war ein ziemlich aufwühlendes Erlebnis gewesen. Aber ich hatte endlich mal etwas getan – etwas Wichtiges. Alden hatte recht. Langsam verstand ich, was mit mir los war. Ich musste eine Seelenflüsterin sein. Zum ersten Mal im Leben hatte ich das Gefühl, auf demrichtigen Weg zu sein. Meinem Dad hatte ich nicht helfen können. Aber die gestrandeten Seelen konnte ich dabei unterstützen, ihren Frieden zu finden. Dabei mit Alden zusammen sein zu können, machte diesen Job noch reizvoller. Wenn er doch nur mich sehen würde und nicht immer diese Rose.
    Gerade als mir die Augen zufielen, kam vom Fenster ein Geräusch, wie wenn im Sommer dicke Käfer gegen das Glas taumelten. Tap. Tap-tap. Tap.
    Zog etwa das Licht die Gestrandeten an wie Motten? »Verschwindet. Die Seelensprechstunde ist für heute beendet!«
    Tap. Tap. Dang. So würde ich nie schlafen können. Ich kroch aus dem Bett und schlurfte zum Fenster.
    Tap. Zing. Tap.
    Das waren keine Käfer und auch keine Seelen. Es sah aus wie … kleine Steinchen? Ich öffnete das Fenster und starrte auf Alden hinab. Er grinste mich treuherzig an.
    »Das hat ganz schön gedauert. Ich wollte gerade anfangen zu singen.«
    Das konnte doch nicht wahr sein.
    »Bitte, Lilian. Lass mich rein, bevor die Nachbarn die Polizei anrufen.«
    Als mich an der Haustür der kühle Luftzug streifte, wünschte ich mir, ich hätte einen Morgenmantel übergezogen. Die Shorts und das Spaghetti-Top waren okay, solange ich damit unter der Daunendecke lag. Alden marschierte an mir vorbei in den Flur.
    »Wo ist deine Mom?«, flüsterte er.
    Ich zeigte über meine Schulter. »Schläft oben in ihrem Zimmer.«
    »Gut.« Er schob sich an mir vorbei und ging die Treppe hinauf.
    O nein! Nicht noch mal in mein Zimmer, in dieses Katastrophengebiet. Außer dem Bad gab es oben noch drei Räume. Mein Zimmer war gleich das erste, Moms lag am Ende des Flurs, und dann hatten wir noch eine Art Abstellraum, in dem Mom alte Kundenkarteien und Steuerunterlagen aufbewahrte. Vielleicht konnte ich Alden dorthin umleiten. »Alden, nicht …« Zu spät. Bevor ich den Satz beenden konnte, war er schon durch meine Zimmertür.
    »Was soll ich nicht?« Er saß auf meinem Bett.
    »Du wagst es, unaufgefordert die privaten Gemächer deiner Seelenflüsterin zu betreten?« Ich versuchte es mit einem Scherz.
    »Der getreue Diener ist heute mal ganz dreist.« Grinsend klopfte er auf die Stelle neben ihm. »Wenn du dein Handy anlassen würdest, wäre alles viel einfacher.«
    Und nicht ganz so peinlich, dachte ich. Unauffällig schob ich mit dem Fuß einen Slip unters Bett. »Gibt es Probleme?«
    Er sah mich mit seinen seltsamen grauen Augen an. »Nein. Oder eigentlich ja. Du musst dein Telefon anlassen. Schließlich leben wir diesmal im einundzwanzigsten Jahrhundert und sollten die technischen Möglichkeiten auch nutzen.«
    »Okay. Ich lasse es an.« Verlegen stand ich an der Tür. Bei Zak passierte mir so was nie. Doch Aldens Anziehungskraft auf mich war so unirdisch und so intensiv, dass es schon fast wehtat. »Schmerz zeigt dir, dass du lebst«, hatte Alden beim Seeleneinen gesagt. Drei Monate lang war ich nun wie betäubt durch die Gegend gelaufen, und jetzt fühlte ich mich zum ersten Mal seit Dads Tod wieder richtig lebendig. »War’s das?«
    »Nein. Als ich dich hier abgesetzt habe, konnte ich mich nicht richtig von dir verabschieden.« Er musterte mich von oben bis unten.
    Fing er langsam an, mich als Lilian zu sehen? Ich sagte lieber nichts, weil ich Angst hatte, dass er dann merkte, wie wild mein Herz flatterte.
    Wie ein richtiger Abschied für mich ausgesehen hätte, wusste ich. In der Hoffnung, dass er dieselbe Vorstellung hatte, wagte ich mich einen Schritt näher zu ihm.
    »Wir haben die erste Erlösung noch nicht ganz zu Ende gebracht und müssen gleich die nächste planen. So halb fertig darf ich meine Arbeit nicht einfach liegen lassen«, erklärte er. Er warf mir einen forschenden Blick zu. »Ist irgendwas?«
    Die Arbeit. Ihm ging es also gar nicht um mich. Sein Besuch war sozusagen rein geschäftlich. »Nein. Mir geht’s blendend. Bringen wir es zu Ende. Schließen wir es ab.«
    Er stand auf. »Was ist los mit dir? Du fühlst dich an wie abgeschaltet.«
    Diese Beschreibung passte ganz gut. »Mir fehlt nichts, Alden. Und nun beeil dich. Ich bin müde.«
    »Tut mir leid. Wir können das Gespräch für den

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