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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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die Effizienz seiner Gedankenströme unter dem Optimum lag, doch daran trug er allein die Schuld. Er sollte sich besser daran machen, die Suche zu überwachen, die Subroutinen immer weiter zu verfeinern und neu zu formatieren. Jetzt mehr denn je, nachdem die wahren Ursachen für das Dilemma bekannt waren. Und es war ein Dilemma. Die Besessenen hatten Pernik Island auf Atlantis erobert. BiTek war also nicht unüberwindlich für sie. Rubra hätte jede mentale Ressource auf die Lösung des Problems richten sollen – immerhin waren die Besessenen physisch anwesend, also mußte es auch eine Möglichkeit geben, sie zu entdecken. Doch statt dessen brütete er dumpf vor sich hin. Etwas, das eine edenitische Habitat-Persönlichkeit niemals getan hätte, was ihr auch nicht für eine Sekunde in den Sinn gekommen wäre.
    Dariat.
    Rubra konnte den kleinen unbedeutenden Mistkerl einfach nicht vergessen. Dariat war tot. Aber wie es aussah, bedeutete der Tod nicht das Ende von allem. Und Dariat war mit einem glückseligen Grinsen gestorben. Dieses Grinsen schien durch die Zellen des neuralen Stratums zu schweben wie ein böser Geist … gar keine so weit hergeholte Metapher, nicht mehr.
    Sich selbst umzubringen, nur um zurückzukehren … Nein, das hätte Dariat nicht getan.
    Aber irgend jemand mußte den Besessenen gezeigt haben, wie sie seine Gedankenroutinen überlisten konnten. Jemand, der in der Tat äußerst kompetent war.
    Dieses Grinsen … Angenommen, einfach angenommen, Dariat hatte sich tatsächlich so sehr nach Rache verzehrt …
    Rubra bemerkte eine Störung im Diocca-Sternenkratzer, auf der siebzehnten Etage. Ein Delikatessenladen. Irgendeine Art von versuchtem Raubüberfall. Eine Subroutine bemühte sich, die Polizei zu rufen, doch sie leitete die Information immer wieder fehl. Die neuen Sicherheitsprotokolle, die Rubra installiert hatte, bemühten sich um Kompensation – und versagten. Sie fielen auf ihre grundlegenden Instruktionen zurück und informierten das Hauptbewußtsein – und selbst das wäre ihnen fast nicht gelungen. Dutzende extrem mächtiger subversiver Befehle operierten im neuralen Stratum des Sternenkratzers und isolierten praktisch den gesamten Abschnitt von Rubras Bewußtsein.
    Aufgeregt und beunruhigt zugleich richtete er seine volle Aufmerksamkeit auf die Vorgänge …
    Ross Nash lehnte über der Theke des Delikatessengeschäfts und hielt einem versteinerten Manager eine gewaltige Schrotflinte unter die Nase. Er schnippte mit den Fingern der freien Hand, und eine Tausend-Dollar-Note rutschte aus seinem Ärmel, genau wie er es einmal bei einem Zauberkünstler in Las Vegas beobachtet hatte. Die Note schwebte herab und gesellte sich zu einem Stapel, der sich bereits auf der Theke angehäuft hatte.
    »Reicht das jetzt endlich, Freundchen?« erkundigte sich Ross.
    »Sicher«, ächzte der Manager. »Vollkommen.«
    »Darauf kannst du deinen gottverdammten Arsch wetten, daß das reicht. Yankee-Dollars, die härteste Währung auf der ganzen beschissenen Welt. Jedes Kind weiß das.« Er nahm eine Flasche Norfolk Tears an sich, die neben dem Haufen Papier gestanden hatte.
    Rubra richtete den Blick auf die Schrotflinte. Er war nicht ganz sicher, ob die Wahrnehmungsroutine des siebzehnten Stockwerks nicht vollkommen abgestürzt war. Die Waffe sah aus, als wäre sie aus Holz.
    Ross grinste den bebenden Manager an. »Ich komme wieder«, sagte er mit einem sehr schweren Akzent. Er machte eine Kehrtwendung und marschierte davon. Die Schrotflinte flackerte erratisch, als sie im Wettstreit mit einem abgebrochenen Stuhlbein danach trachtete, den gleichen Raum einzunehmen.
    Der Manager riß seinen Elektroschocker unter dem Schalter hervor und holte zu einem wilden Schwinger aus. Der Stab traf Ross voll am Hinterkopf.
    Zusammen mit dem Manager betrachtete Rubra voller Staunen das Resultat des einfachen Schlages.
    Sobald der Schocker Ross’ Haut berührte, flogen Funken, und der besessene Körper entflammte mit der unverdorbenen Schönheit einer kleinen Sonneneruption.
    Sämtliche Farben im gesamten Laden gingen in der Intensität des weißen Glühens unter, und die Gegenstände waren nur noch als strahlende Umrisse zu erkennen.
    Prozessoren und elektronische Sensoren in der Umgebung erwachten wieder zum Leben. Thermische Alarmmeldungen jagten in das Netz von Valisk hinaus, zusammen mit dem Notruf an die Polizei. An der Decke montierte automatische Feuerlöscheinheiten schwangen herum und versprühten

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