Seelengesaenge
Wurmloch-Termini materialisiert waren und in einer Entfernung von einer halben Million Kilometern Position bezogen hatten. Spione! Sie vertrauten ihm offensichtlich nicht.
Er mußte die drei Leute von der Yaku finden, zusammen mit den Mitgliedern seiner Familie, deren Überwachungsroutinen manipuliert worden waren.
Während der Rest des Srinagar-Systems aufgeregt die Alarmstufe eins verhängte, bemühte sich Rubra immer und immer wieder, das Innere seines Habitats nach den Renegaten abzusuchen. Die normalen visuellen Erkennungsmusterroutinen waren nutzlos. Er veränderte und verbesserte die Programme mehrere Male, ohne jedes Ergebnis. Er versuchte, ähnliche Suchbefehle in die Servitoren zu laden, in der Hoffnung, daß sie vielleicht Erfolg hatten, wo die sensitiven Zellen in jeder Polypwand versagten. Er durchsuchte ganze Sternenkratzer mit seinem Primärbewußtsein, in dem sicheren Gefühl, daß die Sequestrierten es noch nicht geschafft hatten, seinen Kern zu infiltrieren und zu beschädigen. Er fand – nichts.
Nach zehn Stunden gesellten sich zu den fünf beobachtenden Voidhawks drei Fregatten der Navy von Srinagar.
Im Innern des Habitats wiederholte Time Universe ununterbrochen die Aufzeichnung Graeme Nicholsons und versetzte damit die Bevölkerung in helle Aufregung. Die Meinungen waren geteilt. Einige meinten, daß Laton und Rubra offensichtlich Kollegen waren, Brüder in ihrer Feindschaft mit den Edeniten. Laton würde Valisk nichts antun. Andere wiederum wiesen darauf hin, daß die beiden sich nie begegnet waren und sehr verschiedene Wege durch das Leben gewählt hatten.
Es gab Unruhe, aber keine wirklichen Probleme. Jedenfalls nicht im Verlauf der ersten Stunden. Dann ließ irgendein Idiot von der Raumflugkontrolle die Nachricht durchsickern (tatsächlich zahlte Collins ihm zweihunderttausend Fuseodollars für die Daten), daß die Yaku an Valisk angedockt hatte.
Zwanzig Raumschiffe baten noch in der gleichen Minute um Starterlaubnis.
Die Rubra ihnen verweigerte.
Die Unruhen steigerten sich in Ablehnung, Wut und Angst. Und wenn man die Natur der Bewohner bedachte, so hatten sie keine Probleme damit, ihren Gefühlen auf eine Art und Weise Luft zu verschaffen, die der privaten, von der Magellanic Itg. finanzierten Polizei alle Mühe bereitete. In verschiedenen Sternenkratzern brachen Krawalle aus. Lokale ›Ratsversammlungen‹ wurden einberufen, die Unterschriften gegen Rubra sammelten. Rubra ignorierte sie (nachdem er sich die Rädelsführer gemerkt hatte). Die Besonneneren unter der Bevölkerung des Habitats machten sich in die abgelegeneren Sektionen auf, in die Parklandschaften, und nahmen Campingausrüstung mit.
Das alles ließ Rubras hektische Suche nach den drei Leuten von der Yaku fast ans Unmögliche grenzen.
Achtunddreißig Stunden, nachdem Graeme Nicholsons Flek das Srinagar-System erreicht hatte, traf ein Voidhawk von Avon ein und enthüllte die Wahrheit über die Natur der Bedrohung, die sich gegen die gesamte Konföderation richtete (die Priorität dieser Nachricht war so hoch, daß sie schneller eintraf als das ursprüngliche Kommunique des Admirals, in dem vor einem möglichen Energievirus gewarnt wurde).
Das hatte zur Folge, daß sämtliche eintreffenden Raumschiffe zunächst isoliert wurden, bis sie sich einer vollständigen bewaffneten militärischen Inspektion unterzogen hatten. Der zivile Raumverkehr kam praktisch über Nacht zum Erliegen. Eine Proklamation wurde verkündet, nach der sämtliche neu eingetroffenen Reisenden bei der Polizei vorstellig werden sollten. Wer diesem Befehl nicht Folge leistete, unterschrieb damit praktisch sein Todesurteil. Die Navy berief ihre Reserven ein. Die Industriestationen der Raumfahrtkonzerne begannen mit der Massenproduktion von Kombatwespen.
In zumindest einer Hinsicht kam die Nachricht von den Besessenen Rubra zu Hilfe. Die Bevölkerung Valisk war so schockiert, daß sie ihre aggressive Haltung ihm gegenüber zunächst vergaß. Der Zeitpunkt schien günstig, sich mit einer Bitte um Mithilfe an die Öffentlichkeit zu wenden. Jeder Prozessor des Kommunikationsnetzes, jeder Holoschirm und jede AV-Säule im gesamten Habitat übermittelten das gleiche Bild von Rubra: Ein Mann in der Blüte seiner Jahre, attraktiv und kompetent, der mit ruhiger, bestimmter Stimme sprach. Und wenn man bedachte, daß Rubra seit einem Jahrhundert nichts mehr mit der breiten Bevölkerung des Habitats zu tun gehabt hatte, war dieses Ereignis ungewöhnlich genug,
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