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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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und MSVs feuerten ständig ihre Reaktionsantriebe, um exakt die von der Raumflugkontrolle vorgegebenen Vektoren einzuhalten. Die systemweit ausgerufene Alarmstufe drei hatte auf dem Raumhafen zum zweiten Mal innerhalb vierundzwanzig Stunden hektische Aktivität ausbrechen lassen, doch diesmal wurden keine Vorbereitungen für den Empfang eines einzelnen Schiffes getroffen. Statt dessen starteten schwer bewaffnete Fregatten und Schlachtschiffe. Alle paar Minuten hob sich eines der großen Schiffe der Königlichen Navy von Kulu aus seiner Landebucht und schob sich auf dem lichtbogenhellen Flammenschweif seiner sekundären Fusionsantriebe durch die Flugschneisen der kleineren Logistikfahrzeuge nach oben.
    Die Schiffe steuerten höhere Orbits an, ein jedes mit einer anderen ekliptischen Neigung. Das strategische Verteidigungskommando positionierte die Schiffe so, daß sie den gesamten Planeten umhüllten und trotzdem volle Abfangleistung bis auf eine Distanz von einer Million Kilometern bestand. Falls irgendein unidentifiziertes Schiff dumm genug war, innerhalb dieser Zone aus einem ZTT-Sprung zu materialisieren, würden bis zum Angriff maximal fünfzehn Sekunden vergehen.
    Unter all den startenden Kriegsschiffen erhob sich ein einsamer Atmosphärenflieger von seinem Sims, ein abgeflachter, eiförmiger Rumpf aus dunklem, graublauem Siliko-Lithium-Komposit mit einer Länge von fünfzig und einer Breite von fünfzehn Metern. Kohärente Magnetfelder hüllten den Flieger in eine warme goldene Aura aus eingefangenen Solarwind-Partikeln. Ionentriebwerke feuerten und manövrierten den Flieger weg von den großen Fregatten. Dann zündete das Fusionsrohr im Heck der Maschine und drückte sie nach unten und hinein in den Gravitationstrichter des fünfundsiebzigtausend Kilometer tiefer liegenden Planeten Ombey.
    Die Beschleunigung von einem g drückte Ralph sanft in seine Liege und erweckte den Anschein, als sei der Boden eine senkrechte Wand. Auf der Liege neben ihm rollte sein Seesack in den Knick zwischen Rückenstütze und Sitzfläche und verharrte dort.
    »Dieser Bahnvektor bringt uns in dreiundsechzig Minuten zum Raumhafen von Pasto City«, verkündete Cathal Fitzgerald per Datavis vom Pilotensitz aus.
    »Danke«, erwiderte Ralph. Er schaltete den Kanal breiter, um die beiden Angehörigen der G66 mit in die Unterhaltung einzubeziehen. »Ich möchte, daß Sie sich mit den Informationen vertraut machen, die Skark mir gegeben hat. Sie könnten lebenswichtig werden, und wir haben jeden noch so kleinen Vorteil dringend nötig, um erfolgreich zu sein.«
    Seine Ansprache brachte ihm ein Grinsen und einen Wink von Dean Folan ein sowie eine unverbindliche Grimasse seitens Will Danza. Die beiden Soldaten der Spezialeinheit saßen auf der anderen Seite des Mittelgangs. Die sechzigsitzige Kabine wirkte mit ihren lediglich vier Passagieren verlassen.
    Niemand aus Ralphs kleinem Team hatte sich beschwert oder den Auftrag abgelehnt. Er hatte ihnen unter vier Augen gesagt, daß sie nicht mit einem Eintrag in die Personalakte rechnen mußten, falls sie sich weigerten. Trotzdem hatten sich alle einverstanden erklärt – mit unterschiedlicher Begeisterung zwar, doch selbst Dean machte mit, und er hätte die beste Entschuldigung von allen gehabt. Er hatte in der letzten Nacht sieben Stunden in der Chirurgie gelegen. Die Navyklinik auf dem Asteroiden mußte seinen Arm zu sechzig Prozent regenerieren. Die aufgerüstete Muskulatur war von den Treffern im Dschungel Lalondes zerstört worden, und man hatte sie komplett durch frisches synthetisches Gewebe ersetzen müssen, zusammen mit zahlreichen Blutgefäßen, Nervenbahnen und natürlich geklonter Haut. Die Wunden waren noch immer in grüne nanonische Medipacks gehüllt. Doch Dean war darauf aus, die Rechnung zu begleichen, wie er es grinsend genannt hatte.
    Ralph schloß die Augen und aktivierte per Datavis die Flek mit seinem Briefing. Ralphs neurale Nanonik sortierte alles in eine eng definierte ikonographische Matrix. Einzelheiten des xinganischen Kontinents: viereinhalb Millionen Quadratkilometer Landfläche auf der nördlichen Hemisphäre, grob diamantförmig, mit einem langen Gebirgsrücken, der in der südlichen Ecke entsprang und sich über den Äquator hinweg durch die gesamte Landmasse erstreckte. Die breite tropische Zone des Planeten bedeutete, daß Xingu ideales Farmland darstellte – mit Ausnahme einer Halbwüste, die im Zentrum des Kontinents lag. Bisher waren nur zwei Fünftel

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