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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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bewohnt, doch mit einer Einwohnerzahl von siebzig Millionen war Xingu nach Esparta mit seiner Hauptstadt Atherstone der am stärksten bevölkerte Kontinent.
    Und Xingu war der Kontinent, den die drei Botschaftsangehörigen Jacob Tremarco, Savion Kerwin und Angeline Gallagher angesteuert hatten. Ihre Dienstakten enthielten keine auffälligen Eintragungen; sie waren alle drei ganz gewöhnliche Beamte des Außenministeriums von Kulu, loyale, langweilige Bürokraten. Holoporträts, Familiengeschichte, medizinische Berichte – alles war da, und nichts davon mit Ausnahme der Bilder hatte auch nur die geringste Bedeutung für die vor ihnen liegende Aufgabe. Ralph speicherte die Aufnahmen in einer freien Zelle seiner neuralen Nanonik und verband sie mit einem Programm zur Identifikation allgemeiner physiognomischer Merkmale. Er hatte diese merkwürdige optische Manipulationsfähigkeit der Sequestrierten von Lalonde noch lebhaft im Gedächtnis. Vielleicht verschaffte ihm das Identifikationsprogramm einen leichten Vorteil, falls einer der drei getarnt umherlief, obwohl Ralph sich diesbezüglich keine übertriebenen Hoffnungen machte.
    Der vielversprechendste Teil des gesamten Datenpaketes war noch der Katalog von Maßnahmen, die von Admiral Farquar und Leonard DeVille, dem Innenminister von Xingu, inkraftgesetzt worden waren, um eine Quarantäne über dem Kontinent zu errichten und das Botschaftstrio auf Xingu festzuhalten. Sämtlicher ziviler Verkehr mit den anderen Kontinenten oder in den Raum wurde systematisch eingestellt. Suchprogramme wurden in die xinganischen Datenbänke geladen, die unerwartete Abstürze von Computersystemen oder Fehlfunktionen in komplexen elektronischen Schaltungen überwachten. Sämtliche Sicherheitsmonitore in öffentlichen Gebäuden waren mit den visuellen Mustern der drei Gesuchten gefüttert worden, und die Polizeistreifen wurden ebenfalls informiert.
    Vielleicht haben wir ja Glück, dachte Ralph. Lalonde war eine Hinterweltkolonie am äußersten Arsch des Universums, ohne jede moderne Kommunikation und ohne die durchdachte Organisation einer funktionierenden Zivilverwaltung. Doch Ombey war Bestandteil des Königreichs von Kulu, jener Gesellschaft, die er mit seinem Leben zu verteidigen geschworen hatte, falls es nötig werden sollte. Damals, vor vielen Jahren auf der Universität, als man ihm diskret einen Posten bei der ESA angeboten hatte, war ihm die Gesellschaftsform von Kulu als der Mühe wert erschienen. Die reichste Gesellschaft innerhalb der Konföderation, abgesehen von den Edeniten. Stark sowohl in wirtschaftlicher als auch in militärischer Hinsicht und technologisch führend. Das Rechtssystem verschaffte dem Durchschnittsbürger ein ausreichendes Maß an Sicherheit auf den Straßen und war selbst nach modernsten Standards einigermaßen fair. Die medizinische Versorgung war verstaatlicht, und die meisten Menschen hatten Arbeit. Zugegeben, die Herrschaft durch die Saldanas bedeutete nicht gerade die demokratischste aller Regierungsformen, doch wenn man einmal vom edenitischen Konsensus absah, waren die wenigsten demokratisch gewählten Regierungen wirklich repräsentativ. Und es gab eine ganze Menge Sternensysteme, die nicht einmal vorgaben, egalitär zu sein. Also hatte Ralph jeden nagenden Selbstzweifel und jede verborgene radikale Anwandlung heruntergeschluckt und geschworen, seinem König bis zum Tod treu zu dienen.
    Und was er seither von der Galaxis gesehen hatte, festigte ihn lediglich in seiner Überzeugung, daß er sich mit seinem Eid für die richtige Seite entschieden hatte.
    Das Königreich war ein wahrhaft zivilisierter Planet, mehr als die meisten anderen Welten, und seine Bürger konnten ein Leben ohne Störungen genießen. Und wenn das bedeutete, daß sich die ESA hin und wieder die Hände schmutzig machen mußte, dann war das eben nicht zu umgehen, jedenfalls soweit es Ralph betraf. Eine Gesellschaft, die das Leben lebenswert macht, ist es auch wert, mit dem Leben geschützt zu werden.
    Schon seiner Natur nach hätte Ombey entschieden besser imstande sein müssen als Lalonde, mit der Bedrohung fertig zu werden – wenngleich ausgerechnet die Systeme, die Ombey die größeren Möglichkeiten einräumten, dem Feind mehr Gelegenheit boten, seine Subversion zu verbreiten. Die Virusträger waren auf Lalonde nur langsam von einem Ort zum anderen gekommen. Hier auf Ombey gab es keine derartigen Limitierungen.
    Cathal Fitzgerald schaltete den Fusionsantrieb des Fliegers ab,

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