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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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als sie noch zweihundert Kilometer über Xingu waren. Die Gravitation erfaßte den Flieger und zog ihn nach unten. Das magnetische Feld weitete sich aus und übte seinen unmerklichen Druck auf die atmosphärischen Gase aus, die gegen den Rumpf brandeten. Wie eine helle Signalboje in einem Kissen leuchtender Ionen schwenkte der Flieger nach Steuerbord herum und setzte zu einem sanften spiralförmigen Landeanflug auf den Raumhafen von Pasto City an.
    Sie waren noch hundertfünfzig Kilometer hoch, als der Bordrechner ein gesichertes Signal direkt von Roche Skark in Ralph Hiltchs neurale Nanonik weiterleitete.
    »Möglicherweise entwickelt sich ein Problem«, berichtete der ESA-Direktor. »Ein ziviler Passagierflug von Pasto nach Atherstone hat Schwierigkeiten mit seinen elektronischen Navigationssystemen. Nichts Kritisches, doch die Fehlfunktionen sind konstant. Ich würde Sie gerne zur geheimen Sicherheitskonferenz durchschalten, um Ihren Rat zu hören.«
    »Kein Problem, Sir«, antwortete Ralph. Das Datavis verbreiterte sich zu einer gesicherten Sens-O-Vis-Konferenz. Ralph hatte das Gefühl, als würde er in einem nackten, weißen, kugelförmigen Raum mit unbestimmbar weit entfernten Wänden an einem ovalen Tisch sitzen.
    Am Kopfende des Tisches saß Admiral Farquar, zu den Seiten Roche Skark und Jannike Dermot. Ralphs neurale Nanonik identifizierte die restlichen drei Anwesenden: Neben der ISA-Direktorin saß Commander Deborah Unwin, die Chefin des Strategischen Verteidigungsnetzwerks von Ombey, dahinter Ryle Thorne, der Innenminister des Fürstentums Ombey. Neben Ralph saßen Roche Skark und Leonard DeVille.
    »Die Maschine ist sieben Flugminuten von Atherstone entfernt«, sagte Deborah Unwin. »Wir müssen eine Entscheidung fällen.«
    »Wie ist der gegenwärtige Zustand der Maschine?« erkundigte sich Ralph.
    »Der Pilot wurde von meinen Fluglotsen angewiesen, zur Durchsetzung der Quarantäne abzudrehen und nach Pasto zurückzukehren. Das war, als er von den Problemen an Bord berichtete. Er sagt, er würde die Passagiere gefährden, wenn er den ganzen Weg zurückfliegen muß. Und wenn er tatsächlich einen Fehler in der Elektronik hat, gefährdet er sie wirklich.«
    »Wir können ja wohl kaum unsere strategischen Verteidigungsplattformen gegen zivile Luftfahrzeuge richten, nur weil ihre Elektronik eine Fehlfunktion hat«, sagte Ryle Thorne.
    »Ganz im Gegenteil, Sir«, widersprach Ralph. »In der gegenwärtigen Situation müssen wir unter allen Umständen davon ausgehen, daß Verdächtige schuldig sind, bis das Gegenteil bewiesen wurde. Sie dürfen diesem Flugzeug nicht erlauben, in der Hauptstadt zu landen, Sir! Unter gar keinen Umständen! Nicht jetzt.«
    »Wenn der Pilot nach Xingu zurückkehren muß, tötet er vielleicht jeden Menschen an Bord!« protestierte der Minister. »Das Flugzeug könnte in den Ozean stürzen!«
    »Atherstone ist von einer ganzen Reihe militärischer Basen umgeben«, sagte Admiral Farquar. »Falls nötig, kann das Flugzeug auf einem Landeplatz niedergehen, der von unseren Marines umstellt ist. Dort kann es bleiben, bis wir eine zufriedenstellende Methode gefunden haben, wie wir feststellen können, ob der Virus an Bord ist.«
    »Benutzt der Pilot seine neurale Nanonik, um mit der Flugkontrolle zu kommunizieren?« fragte Ralph.
    »Ja«, antwortete Deborah.
    »In Ordnung, dann können wir nach allem, was bisher bekannt ist, davon ausgehen, daß er noch nicht sequestriert wurde. Falls Sie einen sicheren Landeplatz garantieren können, der gut bewacht ist, dann würde ich sagen, benutzen Sie ihn. Aber die Maschine muß unter allen Umständen verschlossen bleiben, bis wir herausgefunden haben, was mit den drei Botschaftsangehörigen geschehen ist.«
    »Meinetwegen«, sagte Admiral Farquar.
    »Ich versetze die Marines der Sapcoat-Basis in Alarmbereitschaft«, sagte Deborah. »Die Basis liegt hundert Kilometer von Atherstone entfernt. Das Flugzeug kann sie mühelos erreichen.«
    »Hundert Kilometer! Das sollte als Sicherheitsabstand ja wohl mehr als ausreichend sein«, sagte Ryle Thorne glattzüngig.
    Ralph mochte das Verhalten des Ministers nicht; er schien diese Angelegenheit wie einen unbedeutenden Zwischenfall einzustufen, ähnlich einem Hurrikan oder einem Erdbeben. Andererseits mußte sich die Regierung alle fünf Jahre den Wählern stellen und sie überzeugen, daß sie in ihrem Interesse gehandelt hatten. Und das Beschießen von Mitbürgern aus dem Orbit heraus würde der öffentlichen

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