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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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bleiben, nachdem Sie unten sind.«
    »Solange wir heil runterkommen.«
    Die Koordinaten kamen durch, und Chapman fütterte sie direkt in den Navigationsrechner. Zwölf Minuten Flugzeit bis Sapcoat. Damit konnte er leben. Das Flugzeug neigte sich sanft nach Backbord und schwenkte von der Stadt weg, die irgendwo hinter dem schwarz-silbern flimmernden Horizont verborgen lag.
    Es war das Signal für die Fehlfunktionen, sich zu vervierfachen.
    Schaltkreise fielen mit furchterregender Geschwindigkeit aus. Ein Viertel der Systemdiagramme wich einem beängstigenden Schwarz, einer geisterhaften Farblosigkeit, wo noch Sekundenbruchteile zuvor funktionierende Hardware gewesen war. Die Energieversorgung zu den beiden achternen Steuerbordturbinen brach vollständig zusammen. Chapman hörte, wie das hohe Hintergrundsummen tiefer wurde, während die Rotoren langsamer und langsamer rotierten. Das Kompensationsprogramm des Bordrechners schaltete in den Primärmodus, doch inzwischen waren zu viele Kontrollmechanismen inaktiv, um einen nennenswerten Effekt zu erzielen.
    »Mayday, Mayday!« signalisierte er per Datavis. Selbst der Hauptsender an Bord war ausgefallen. Redundanzprozessoren wurden aktiviert, und der Rumpf begann zu rütteln und zu vibrieren, als das Flugzeug eine unruhige Luftschicht durchquerte.
    »Was ist los?« fragte der Fluglotse.
    »Ich verliere Höhe und Energie! Die Systemausfallrate nimmt ständig zu! Scheiße, gerade habe ich den Datenbus zum Heckleitwerk verloren!« Per Datavis übertrug er einen Notfallkode in den Bordrechner, und ein silberner Stab glitt aus der Hufeisenkonsole vor ihm. Auf dem oberen Ende saß ein stumpfer, chromroter Pistolengriff. Der Joystick erreichte Chapmans Schoß und drehte sich lautlos um neunzig Grad. Chapmans Hand packte den Griff. Manuelle Kontrolle. Um Himmels willen, ich habe noch nie eine Maschine außerhalb der Simulationsprogramme von Hand gesteuert!
    Die Datavis-Bandbreite zum Bordrechner schrumpfte zusammen. Chapman programmierte die Diagramme in seinem Kopf auf die vordringliche Darstellung des absolut Notwendigen. Holographische Displays auf der Konsole erwachten zum Leben und duplizierten die Informationen.
    »Suchen Sie mir einen Platz zum Landen, und zwar auf der Stelle, verdammt!« Wie er die Maschine ohne die beiden Steuerbordturbinen senkrecht landen sollte, daran wollte er lieber gar nicht denken. Vielleicht, wenn er im Gleitflug auf einer Autobahn herunterging wie ein gewöhnliches Flugzeug?
    »Bitte abgelehnt.«
    »WAS?«
    »Sie werden nirgendwo außer bei den autorisierten Koordinaten landen.«
    »Lecken Sie mich am Arsch! Wir stürzen ab!«
    »Tut mir leid, Chapman, aber Sie dürfen nirgendwo außerhalb von Sapcoat landen.«
    »Ich schaffe es aber nicht bis nach Sapcoat!« Chapmans Datavis-Verbindung zum Bordrechner setzte aus. Der Pistolengriff in seiner Hand ruckelte, und gleichzeitig spürte er, wie das Flugzeug nach vorn kippte.
    Vorsichtig! schalt er sich. Ein leichtes Ziehen am Griff, und die Nase der Maschine hob sich wieder. Der holographische künstliche Horizont zeigte an, daß er sich noch immer in einem flachen Sinkflug befand. Er zog fester, und die Sinkrate ging zurück.
    Die Tür zum Cockpit glitt auf. Chapman Adkinson war zu sehr angespannt, um dieser Tatsache Aufmerksamkeit zu widmen. Eigentlich war die Tür mit einer kodierten Sicherung verriegelt, doch bei der Geschwindigkeit, mit der seine Systeme zusammenbrachen …
    »Warum haben Sie den Kurs geändert?«
    Chapman warf einen raschen Blick über die Schulter. Der Bursche trug einen billigen Anzug, der seit mindestens fünf Jahren außer Mode war. Er wirkte nicht nur ruhig, sondern tatsächlich gelassen – unglaublich! Er mußte doch spüren, wie sich das Flugzeug schüttelte und bockte!
    »Ein technisches Problem«, stieß Chapman hervor. »Wir gehen beim nächsten Landeplatz runter, der für einen Notfall wie diesen ausgerüstet ist.«
    Der Pistolengriff widersetzte sich jeder Bewegung, und jetzt fingen die holographischen Diagramme an zu verschwimmen! Chapman war nicht sicher, ob er ihnen noch länger trauen durfte. »Und jetzt kehren Sie bitte in die Kabine und auf Ihren Platz zurück, Mann!«
    Der Mann trat hinter den Pilotensitz und schob den Kopf über Chapmans Schulter. Er spähte nach vorn durch die schmale gebogene Sichtscheibe und fragte: »Wo liegt Atherstone?«
    »Sehen Sie, Freund …« Irrsinniger Schmerz durchzuckte Chapmans Oberschenkel. Chapman grunzte angesichts des

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