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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Schocks. Der Zeigefinger des Fremden ruhte leicht auf Chapmans Bein, und ringsum schwelte ein kleiner Kreis in Chapmans Uniform.
    Chapman schlug nach den blauen Flammen und blinzelte, um die Tränen aus den Augen zu vertreiben. Die Schmerzen in seinem Oberschenkelmuskel waren kaum auszuhalten.
    »Wo liegt Atherstone?« wiederholte der Mann seine Frage. »Ich muß nach Atherstone.«
    Chapman empfand die gelassene Ruhe des Burschen furchteinflößender als die technischen Defekte seiner Maschine. »Hören Sie, das war kein Witz, als ich gesagt habe, wir hätten technische Probleme! Wir können von Glück sagen, wenn wir es bis über den Scheiß-Dschungel schaffen! Vergessen Sie Atherstone!«
    »Ich werde Ihnen wieder weh tun, diesmal noch schlimmer. Und ich werde nicht damit aufhören, bis Sie mich nach Atherstone bringen.«
    Eine Flugzeugentführung! Die Erkenntnis war genauso verblüffend wie unglaublich. »S-sie m-machen wohl Witze!« stotterte Chapman.
    »Das ist kein Witz, Captain. Falls Sie nicht in der Hauptstadt landen, werde ich dafür sorgen, daß diese Maschine nirgendwo landet.«
    »Heiliger Herr im Himmel!«
    »Atherstone. Wo liegt Atherstone?«
    »Irgendwo dort drüben, im Westen. Mein Gott, ich bin nicht sicher. Unser Trägheitsleitsystem arbeitet nicht mehr.«
    Auf dem Gesicht des Mannes breitete sich ein freudloses Lächeln aus. »Dann drehen Sie nach Westen ab. Atherstone ist eine große Stadt. Ich bin sicher, daß wir sie aus dieser Höhe sehen.«
    Chapman tat gar nichts.
    Und zuckte zusammen, als der Fremde die Hand ausstreckte und flach auf die Sichtscheibe legte. Zu seinem Entsetzen erschienen rings um die Hand tiefe weiße Risse im Glas.
    »Atherstone.« Das war keine Bitte mehr, sondern ein Befehl.
    »In Ordnung. Aber nehmen Sie Ihre gottverdammte Hand da weg!« Die Windschutzscheibe bestand aus synthetischem Saphir. Mein Gott, kein Mensch konnte eine Scheibe wie diese zum Bersten bringen, indem er mit der bloßen Hand dagegen drückte! Ein Statuscheck seiner neuralen Nanonik zeigte Chapman, daß die Hälfte seiner synaptischen Aufrüstungen zusammengebrochen war und praktisch sämtliche nanonischen Speicherzellen nicht mehr arbeiteten. Trotzdem verblieb noch genügend Kapazität für eine Datavis-Sendung. »Notfallkode F!« übertrug er an den Bordrechner. Gefolgt von einem Stoßgebet, daß der Computer noch nicht völlig abgestürzt war.
    »Hier ist der ISA-Offizier vom Dienst«, meldete sich eine Stimme. »Was ist los bei Ihnen?«
    Chapman verwandte die verbliebene Leistungsreserve seiner neuralen Nanonik für ein metabolisches Kontrollprogramm, das seine Gesichtszüge vollkommen ausdruckslos hielt. Der Fremde durfte unter keinen Umständen etwas von der lautlosen Unterhaltung mitbekommen. »Versuchte Entführung. Und die Maschine fällt rings um mich auseinander.«
    »Wie viele Entführer?«
    »Nur einer, glaube ich zumindest. Ich habe keinen Zugang zu den Kabinenmonitoren.«
    »Was will er?«
    »Er sagt, ich soll in Atherstone landen.«
    »Welche Art von Waffen benutzt er?«
    »Ich bin nicht sicher. Zu sehen ist nichts, wahrscheinlich irgendeine Art von Implantat. Vielleicht einen Thermalinduktor. Er hat mein Bein verbrannt und die Windschutzscheibe beschädigt.«
    »Danke. Bitte bleiben Sie dran.«
    Als hätte ich eine andere Wahl, dachte Chapman sarkastisch. Er warf einen neugierigen Seitenblick zu dem Fremden, der noch immer neben seinem Sitz stand. Sein Gesicht war genauso ausdruckslos wie das von Chapman.
    Das Flugzeug schüttelte sich alarmierend. Chapman bemühte sich, die erratischen Bewegungen mit Hilfe seines Joysticks zu kompensieren. Bei einer Maschine mit funktionierenden Kontrollflächen hätte er wahrscheinlich Erfolg gehabt, doch hier schwang lediglich das Heck herum. Chapman bemerkte, daß sich die Nase erneut um ein paar Grad gesenkt hatte.
    »Wenn die Frage gestattet ist – was ist so verdammt wichtig an Atherstone, daß Sie diesen Irrsinn angefangen haben?«
    »Menschen«, sagte der Mann unverbindlich.
    Ein wenig von seiner Gelassenheit ging auf Chapman über. Er zog den Pistolengriff zurück und hob die Nase der Maschine an, bis sie wieder in der Horizontalen lag. Kein Problem. Wenigstens fielen gegenwärtig keine weiteren Systeme mehr aus. Trotzdem würde die Landung verdammt schwer werden.
    »Chapman«, meldete sich der ISA-Offizier zurück. »Können Sie versuchen, uns ein Bild des Entführers zu übermitteln? Es ist von allergrößter Bedeutung.«
    »Ich bin auf

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