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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Vater Horst anerkennend. Dieser gerissene alte Schurke, dachte Joshua. Er hat mich hergelockt.
    Die restlichen Besucher des Gottesdienstes verließen nach und nach die Kathedrale. Das übliche Gewimmel von Paparazzi, (überraschenderweise) die Edeniten von Aethra, eine ganze Reihe Stammgäste aus Harkey’s Bar und anderen Treffpunkten von Raumfahrern und Raumhafenarbeitern, ein paar kampfangepaßte Söldner – und Kelly Tirrel.
    Joshua verabschiedete sich hastig von den Kindern und eilte ihr hinterher.
    »Die Lady Macbeth startet heute abend«, sagte er entschuldigend.
    »Ich weiß.«
    »Ich hab’ ein paar von Collins Nachrichtensendungen gesehen. Du hast dich prima geschlagen.«
    »Ja. Endlich bin ich bekannter als Matthias Rems.« In ihrer Stimme klang Humor, doch ihr Gesichtsausdruck blieb ernst.
    »Ich habe eine Koje frei, wenn du magst.«
    »Nein danke, Joshua.« Sie warf einen Blick zu Ione, die sich mit Horst Elwes unterhielt. »Ich weiß nicht, wie sie dich beschwatzt hat und was du für sie machen sollst, aber ich will nichts damit zu tun haben.«
    »Es ist nur ein Charter, ein paar Komponenten für …«
    »Hör doch auf, Joshua. Wenn das wirklich alles ist, warum bietest du mir dann einen Platz an Bord an? Und warum packst du die Lady Macbeth bis zum Stehkragen voll mit den allerbesten Kombatwespen? Du fliegst geradewegs zurück in den Ärger, stimmt’s?«
    »Ich hoffe nicht, ernsthaft.«
    »Ich brauche das nicht, Joshua. Ich brauche weder den Ruhm noch die Gefahr. Verdammte Scheiße, weißt du nicht, was mit dir geschieht, wenn du stirbst? Hast du meine Aufzeichnungen denn nicht gesehen?« Fast schien sie ihn anzuflehen.
    »Doch, Kelly. Einige habe ich gesehen. Ich weiß, was geschieht, wenn man stirbt. Aber man darf nicht einfach die Hoffnung auf etwas Besseres aufgeben. Man kann nicht aufhören zu leben, nur weil man Angst hat! Du bist auf Lalonde ja auch nicht zusammengebrochen, trotz allem, was die Toten dir entgegengeworfen haben! Und am Ende hast du gewonnen.«
    »Ha!« Sie stieß ein bitteres Lachen aus. »Ich an deiner Stelle würde das bestimmt nicht als Gewinnen bezeichnen. Dreißig Kinder haben wir gerettet, sonst nichts. Das ist die erbärmlichste Niederlage in unserer gesamten Geschichte. Selbst Custer hat sich besser geschlagen.«
    Joshua starrte sie an. Er konnte nicht begreifen, was aus seiner Kelly geworden war. »Es tut mir leid, wenn du so denkst, wirklich. Ich glaube, wir haben uns auf Lalonde gut geschlagen, und eine Menge anderer Leute sind der gleichen Meinung.«
    »Dann sind sie eben dumm, und das gibt sich mit der Zeit bestimmt. Weil alles nur noch vorübergehend ist. Einfach alles, Joshua. Wenn man verdammt ist für die Ewigkeit, dann dauert keine Erfahrung lange.«
    »Stimmt. Aber das ist es auch, was das Leben lebenswert macht.«
    »Nein!« Sie lächelte ihn zaghaft an. »Weißt du, was ich jetzt machen werde?«
    »Was denn?«
    »Ich tue mich mit Ashly zusammen. Er weiß, wie man seine Zeit richtig verbringt. Ich werde Millionen Jahre dauernde Pausen in Null-Tau verschlafen. Bis zum Ende des Universums, Joshua.«
    »Warum denn das?«
    »Weil ich dann nicht im Jenseits leiden werde.«
    Joshua grinste das berüchtigte Calvert-Grinsen, dann beugte er sich vor und gab ihr einen raschen Kuß. »Danke, Kelly.«
    »Wofür war denn das nun schon wieder, Spatzenhirn?«
    »Es hat was mit Glauben zu tun. Offensichtlich muß es jeder für sich selbst herausfinden.«
    »Wenn du so weitermachst, Joshua, dann wirst du nicht alt.«
    »Aber ich hinterlasse wenigstens einen schönen Körper, ja, ich weiß. Trotzdem führe ich Iones Charterauftrag durch.«
    Ihre großen Augen blickten schmerzerfüllt und traurig in die seinen, und für einen kurzen Moment war die alte Sehnsucht wieder da. Doch sie wußte, daß der Abstand inzwischen zu groß geworden war. Beide wußten es.
    »Daran habe ich nicht eine Sekunde gezweifelt.« Sie küßte ihn zurück, so platonisch, daß es beinahe formell wirkte. »Paß auf dich auf.«
    »Es war trotzdem schön, so lange es gedauert hat, oder?« sagte er, doch sie hatte sich bereits abgewandt.
    Ihre Hand vollführte eine lässige Bewegung, eine träge, abwertende Geste.
    »Mist«, brummte er.
    »Ah, Joshua! Gut, ich wollte noch ein Wort mit Ihnen reden!«
    Er wandte sich zu Vater Horst Elwes um. »Eine gute Predigt, Vater.«
    »Danke sehr. Ich bin auf Lalonde ziemlich aus der Übung gekommen, schön zu sehen, daß die alte Kunst mich nicht vollkommen im Stich

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