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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Monterey Hilton angefangen und sich von dort aus auf mehrere Suiten eine Etage tiefer ausgedehnt. Das Essen war echt; Al hatte darauf bestanden. Betrunkene Besessene waren einfach nicht imstande, die Illusion von Delikatessen aufrechtzuerhalten. Also hatte die Organisation ihre Datenbänke durchsucht und jeden verpflichtet, der von Beruf Koch war, besessen oder nicht. Geschick war alles was zählte, nicht das Jahrhundert des Ursprungs. Die Anstrengungen wurden durch ein phantastisches Bankett mit acht Gängen belohnt. Mehrere Fähren waren nötig gewesen, um die Massen an Nahrungsmitteln auf den Asteroiden zu schaffen, und Leroy Octavius hatte den Farmern und Lebensmittelhändlern elfhundert Stunden energistischer Kredits zahlen müssen. Nach dem Essen erhob sich Al am Kopfende der Tafel. »Wenn ihr Jungs erst sicher zurück seid, feiern wir eine noch größere und schönere Party«, sagte er. »Darauf habt ihr Al Capones Wort.«
    Donnernder Applaus brandete auf und endete erst, als die Band zu spielen begann. Leroy und Busch hatten mehr als hundert Musiker zum Vorspielen eingeladen, und am Schluß war eine achtköpfige Jazzformation übrig geblieben. Einige von ihnen waren sogar echte Jazzmusiker aus den Zwanzigern des zwanzigsten Jahrhunderts – oder zumindest behaupteten sie das. Ganz bestimmt sahen sie so aus, als sie erst auf der Bühne standen, und sie spielten auch entsprechend. Nahezu dreihundert Leute begaben sich auf die Tanzfläche und bewegten sich zu den Honky-Tonk-Melodien, die Al so gerne hörte.
    Al persönlich führte die Tanzenden an. Er wirbelte eine lachende Jezzibella mit all dem Schwung und Elan über die Tanzfläche, den er sich in den guten alten Zeiten im Broadway Casino angeeignet hatte. Die anderen Gäste hatten den Rhythmus bald begriffen und ahmten Capones Bewegungen nach. Al hatte auf Abendgarderobe bestanden: Männer in Smokings oder in Ausgehuniformen, falls sie in der Flotte dienten, und Frauen in langen Abendkleidern, unter der Voraussetzung, daß sie nicht allzu modern geschnitten waren. Es sah aus wie auf dem Wiener Opernball, aber es machte allen Anwesenden eine Menge mehr Spaß.
    Besessene und Nicht-Besessene saßen und tanzten einträchtig nebeneinander.
    Wein floß in Strömen, das Lachen brachte die Fenster zum Zittern, und nicht wenige Paare verschwanden für eine Weile, um unter sich zu sein. Hier und da brachen ein paar Raufereien aus. Alles in allem war die Party ein voller Erfolg.
    Weswegen Jezzibella nicht wenig überrascht war, Al um halb zwei morgens ganz allein in einer der Suiten in der tieferen Etage zu finden, wo er mit geöffneter Fliege und einem Brandyglas in der Hand vor dem Fenster stand. Draußen bewegten sich funkelnde Sterne geschäftig durch das All, als die letzten Schiffe der Flotte ihre Sprungformationen einnahmen.
    »Was ist los, Baby?« fragte Jezzibella leise und schlang die Arme von hinten um ihn. Sie schmiegte den Kopf an seine Schulter.
    »Wir werden die Schiffe verlieren.«
    »Ein paar vielleicht, Süßer. Du kannst kein Omelette anrichten, ohne Eier zu zerschlagen.«
    »Nein, ich meine, sie werden Lichtjahre von hier entfernt sein. Wer soll dafür sorgen, daß sie tun, was ich sage?«
    »Deine Hierarchie, Al. Die Flotte ist eine Miniversion der Organisation. Die Soldaten am Fuß der Pyramide tun das, was die Lieutenants an der Spitze ihnen befehlen. So funktioniert das seit Jahrhunderten an Bord von allen Kriegsschiffen. Wenn man sich in einer Schlacht befindet, gehorcht man ganz automatisch den Befehlen.«
    »Und was, wenn dieser Dreckskerl von Luigi sich in den Kopf setzt, mich zu stürzen und in Arnstadt seine eigene Organisation zu gründen?«
    »Das wird er nicht. Luigi ist dir treu ergeben.«
    »Richtig.« Er kaute auf einem Fingernagel und war dankbar, daß er sie nicht ansehen mußte.
    »Es macht dir Sorgen, wie?«
    »Ja. Das ist ein gottverdammtes Problem, weißt du? Diese Flotte bedeutet verdammt viel Macht in der Hand eines einzelnen Burschen.«
    »Dann schick noch zwei andere.«
    »Was?«
    »Setz ein Triumvirat an die Spitze.«
    »Was?«
    »Das ist doch ganz einfach, Liebster. Wenn drei deiner Leute gleichzeitig das Kommando haben, dann wird sich jeder den Hintern aufreißen, um den beiden anderen zu zeigen, wie sehr er dir ergeben ist. Außerdem, Al, die Flotte ist höchstens für einen Monat unterwegs. Es dauert viel länger, eine Verschwörung anzuzetteln und dann auch noch erfolgreich zu beenden. Und noch etwas: Neunzig Prozent

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