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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Schultern. Er war wieder der Prinz der Stadt, endlich wieder.
    »Kannst du mich hören, Cameron?« fragte Jezzibella.
    »Ja«, kam die Antwort aus einem silbernen Lautsprechergrill in der Wand.
    »Wir würden gerne die Flotte inspizieren, bevor sie aufbricht. Sei so nett und bring uns hin, ja?«
    Al zuckte zusammen und klammerte sich an der Sofalehne fest. Noch mehr verdammter Raumflug! Aber er spürte nicht das geringste von der plötzlichen Beschleunigung, gegen die er sich innerlich gewappnet hatte. Nichts geschah, außer daß die Sicht sich änderte. In der einen Minute rotierte noch die runde Gitterscheibe von Montgomerys Raumhafen vor ihm, in der nächsten glitt sie zur Seite aus dem Fenster und nach hinten weg.
    »Hey, ich spüre überhaupt nichts!« jubelte Al. »Keine Beschleunigung, keine verdammte Schwerelosigkeit! Gottverdammt, das nenne ich Raumfahrt!«
    »Ja.« Jezzibella schnippte mit den Fingern, und ein kleiner Junge eilte herbei. Er trug die weiße Uniform eines Stewards, und sein Haar war in der Mitte gescheitelt und mit Pomade nach hinten gekämmt. »Eine Flasche Norfolk Tears, denke ich«, sagte sie zu ihm. »Das ist definitiv ein Anlaß zum Feiern. Ich denke, wir werden anstoßen. Achte bitte darauf, daß die Gläser eisgekühlt sind.«
    »Sehr wohl, Ma’am«, antwortete der Knabe mit einer hellen Piepsstimme.
    Al blickte ihm stirnrunzelnd hinterher. »Ist er nicht ein wenig zu jung dazu?«
    »Das ist Webster Pryor«, antwortete sie mit gedämpfter Stimme. »Ein süßer Kerl.«
    »Kingsleys Sohn?«
    »Ja. Ich dachte, es wäre vielleicht am besten, wenn wir ihn die ganze Zeit über in der Nähe behalten, nur für den Fall.«
    »Ich verstehe. Sicher.«
    »Du hast übrigens recht mit dem Schiff, Al. BiTek ist die einzig vernünftige Art und Weise, durch den Raum zu reisen. Meine Plattenfirma war immer viel zu geizig, um mir einen Blackhawk für meine Tourneen zu chartern. Blackhawks sind außerdem die besten Kriegsschiffe.«
    »Aha? Und wie viele davon haben wir?«
    »Drei, diesen hier mit eingerechnet. Und wir sind auch nur deshalb an sie gekommen, weil ihre Kommandanten zufällig die Hosen unten hatten, als wir uns die Asteroiden geschnappt haben.«
    »Schade.«
    »Ja. Aber vielleicht haben wir diesmal mehr Glück.«
    Al grinste aus dem Fenster, als die prachtvolle Sichel New Californias in Sicht kam. Er lehnte sich wieder zurück, um den Flug zu genießen.
     
    Cameron Leung beschleunigte mit zwei g vom Montgomery-Asteroiden weg und auf den Planeten zu, der hundertzehntausend Kilometer tiefer lag. Weit vor dem scharfen Raketenbug des Blackhawks kreiste die Flotte der Organisation in ihrem fünftausend Kilometer hohen Orbit, eine Kette aus Raumschiffen, die präzise zwei Kilometer weit voneinander entfernt waren. Sonnenlicht wurde von den silbernen Rümpfen reflektiert, als sie aus der Penumbra auftauchten: ein dünnes silbernes Band, das sich um den gesamten Planeten hinzog.
    Die Schiffe hatten zwei Tage benötigt, um von ihren Sammelpunkten bei den Asteroiden herzukommen und unter der Aufsicht von Emmet Mordden und Luigi Baismao ihre Sprungformation einzunehmen. Die Salvatore war das Führungsschiff. Sie war ein ehemaliger Schlachtkreuzer der Navy von New California und jetzt das Flaggschiff von Luigi Baismao.
    Zwei Millionen Kilometer entfernt über dem Südpol von New California hatte der Voidhawk Galega den Flottenaufmarsch beobachtet. Der Schwarm getarnter Spionagesatelliten, den die Galega rings um den Planeten ausgestreut hatte, hatte beobachtet, wie die Schiffe ihre Formation eingenommen hatten und ihren Funkverkehr abgehört. Anhand der Inklination des Orbits der Flotte hatten die Galega und ihre Kommandantin Aralia die theoretisch möglichen Sprungkoordinaten errechnet. Zweiundfünfzig Sternensysteme waren erreichbar.
    Der Konsensus vom Yosemite hatte unverzüglich Voidhawks ausgesandt, um die betreffenden Regierungen zu warnen, und alle waren extrem besorgt wegen des Ausmaßes der drohenden Gefahr. Viel mehr hatten die Edeniten nicht tun können. Angriff war keine realistische Option. Die Flotte der Organisation kreiste im Schutz des strategischen Verteidigungsnetzwerks von New California, und ihr eigenes Kampfpotential war genauso gewaltig. Wenn sie zerschlagen werden sollte, dann nur von einer mindestens ebenbürtigen Flotte. Doch selbst wenn die Konföderierte Navy ein gleichwertiges oder stärkeres Kontingent versammelte, standen die Admiräle vor dem Problem, daß sie nicht

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