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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Bewußtsein drangen. Der Saum seiner Robe flatterte unruhig auf. Hier auf Norfolk würde eine derart erbärmliche Maskerade vielleicht triumphieren, aber nur auf wenigen anderen Welten. Die meisten konföderierten Planeten würden sich gegen das Eindringen der Possessoren zur Wehr setzen, und das waren die Planeten, die zählten. Die Planeten, auf denen der wirkliche Krieg ausgetragen werden würde, die entscheidende Schlacht um den Glauben und die Hingabe an einen der beiden himmlischen Brüder.
    Norfolk war für diese Schlacht ohne jede Bedeutung, es hatte nichts beizutragen, keine Waffen und keine Schiffe.
    Quinn hob den Blick über die Flammen, die aus der Kohlenpfanne emporzüngelten. Durch die weiten Risse in den zerstörten Fenstern war ein zinnoberroter Himmel zu sehen. Über den Hochebenen funkelten weniger als ein Dutzend Sterne der ersten Größenordnung; der Rest des Universums ertrank im dunklen Licht der roten Zwergsonne. Die winzigen blau-weißen Punkte schienen so zerbrechlich und rein.
    Quinn lächelte. Endlich wurde ihm seine Berufung bewußt. Er würde das göttliche Geschenk seiner Führung zu den verlorenen Armeen bringen, die Gottes Bruder überall in der Konföderation verstreut hatte. Es würde ein Kreuzzug werden, ein glorreicher Marsch der Toten, um jeden Funken Leben und Hoffnung in die Schwingen der Nacht zu hüllen und für immer zu ersticken.
    Zuerst jedoch würde er eine Armee ausheben müssen und eine Flotte, um sie zwischen den Sternen zu transportieren. Ein Schauer durchlief ihn, als ihm ein sehr persönlicher Wunsch bewußt wurde. Die Schlange in seiner Brust sprach direkt zu ihm. Banneth! Banneth befand sich mitten im Herzen der Konföderation, wo zugleich die größte Konzentration an Ressourcen und Waffen zu finden war.
    Die gehorsamen Novizen rührten sich nicht, als Quinn langsam aufstand und sich zu ihnen umwandte. Auf seinem Gesicht breitete sich amüsierter Spott aus, als er den Zeigefinger auf Luca Comar richtete. »Ihr wartet hier, alle«, befahl er und stapfte durch den Mittelgang nach draußen. Auf dem pechschwarzen Stoff seiner Robe tanzten Muster aus dunklem Magenta und Waid, eine Reflexion von Quinns neu gefundener Bestimmung. Ein Fingerschnippen, und Lawrence Dillon beeilte sich, ihm zu folgen. Rasch schritten sie durch das ausgeplünderte Herrenhaus und die steinerne Freitreppe hinunter auf den Kies, wo die motorisierten Geländewagen parkten. Eine Rauchfahne am Horizont verriet die Richtung, in der Colsterworth lag.
    »Los, steig ein«, sagte Quinn. Er mußte sich zusammenreißen, um nicht laut zu lachen.
    Lawrence kletterte auf den Beifahrersitz, und Quinn startete den Motor. Das Fahrzeug jagte den Kiesweg hinunter, und Schauer kleiner Steine flogen auf den Rasen rechts und links.
    »Ich frage mich, wie lange sie wohl so dort drin warten?« überlegte Quinn.
    »Kehren wir nicht wieder zurück?«
    »Nein. Diese beschissene kleine Welt ist eine Sackgasse, Lawrence. Hier gibt es nichts mehr für uns zu tun. Wir müssen von hier weg, und im Orbit gibt es nicht mehr viele Navyschiffe. Wir müssen eins erreichen, bevor sie alle verschwunden sind. Bald wird die Konföderation die Gefahr bemerken und reagieren. Sie werden ihre Schiffe zusammenrufen, um ihre wichtigen Welten zu schützen.«
    »Und wohin fliegen wir, wenn wir an Bord einer Fregatte sind?«
    »Nach Hause, Lawrence. Zur Erde. Dort warten Verbündete auf uns. In jeder größeren Arkologie gibt es Sekten. Wir können die Konföderation von innen heraus auffressen und sie vollständig zugrunde richten.«
    »Glaubst du, die Sekten helfen uns?« fragte Lawrence neugierig.
    »Am Ende ganz bestimmt. Vielleicht müssen wir sie zuvor ein wenig überzeugen, aber das tue ich mit Freuden.«
     
    Das Einsatzkommando hatte den exklusiven Laden vollkommen umstellt. Moyce’s Of Pasto lag in einer vornehmeren Gegend der Stadt als das Mahalia-Lagerhaus. Es war in neonapoleonischem Design gehalten und überragte einen der größeren Parks. Die Firma belieferte hauptsächlich die Aristokratie und die Reichen, und sie handelte mit versnobten Gütern. Der Laden selbst brachte nur ein Fünftel des Geschäfts. Die Haupteinnahmequelle bildeten Lieferungen von Lebensmitteln und Delikatessen an die Reichen und Aufsteiger überall auf dem Kontinent. Auf der Rückseite des Gebäudes gab es acht separate Rolltore mit Rampen, um die Flotte von Lieferwagen zu bedienen, die jeden Abend ausgesandt wurde. Die Zufahrtswege vereinigten sich zu

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