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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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war alles dunkel. Geschosse hatten tiefe Krater in die nackten Wände aus Carbo-Beton gerissen. Zerfetzte Kabel und Leitungen baumelten von der eingerissenen Decke herab. Dean konnte nur wenig sehen, selbst bei höchster Empfindlichkeit. Er aktivierte die Infrarotsensoren und Restlichtverstärker seines Schalenhelms. Grüne und rote Bilder vermischten sich und lieferten ein blasses Bild vom hinteren Bereich der Halle. Lästige helle Flecken überlagerten das Bild an den Stellen, wo kleine Flammen an den Trägern der Lagerregale emporzüngelten. Diskriminierungsprogramme schalteten sich ein und versuchten sie zu eliminieren. Die Lagerregale im hinteren Teil bildeten drei gerade Korridore. Die Regale mit ihren Trageböden aus Metall waren vollgestapelt mit Kisten und Paketen, die zum Versand vorbereitet waren. Sie sahen aus wie massive Wände aus riesigen Steinquadern. Frachtmechanoiden waren auf ihren Schienen erstarrt, die an den Seiten der Regale entlang führten, und ihre Ladearme baumelten kraftlos herab. Aus fünf oder sechs gebrochenen Leitungen in der Decke strömten Kaskaden von Wasser über die Kisten, um sich auf dem Boden zu sammeln.
    Nichts regte sich in den Korridoren.
    Dean legte sein Gaußgewehr am Anfang des mittleren Korridors ab. Die Waffe war auf kurze Distanz nutzlos; das elektronische Störfeld der Infizierten würde sie einfach deaktivieren. Statt dessen zog er ein halbautomatisches Gewehr, das über einen Zufuhrgurt mit den Munitionstrommeln in seinem Rucksack verbunden war. Die Geschosse wurden rein chemisch angetrieben. Anfangs hatten die Beamten des Einsatzkommandos darüber gemurrt und sich gefragt, ob es klug war, auf die Energiewaffen zu verzichten. Doch nachdem die Mechanoiden verrückt gespielt hatten und ihre Anzugssysteme unter zahlreichen Fehlfunktionen litten, waren die Beschwerden verstummt. Drei Mitglieder seines Teams folgten Dean, als er sich durch den Korridor arbeitete. Sie trugen die gleichen Projektilwaffen wie er. Der Rest verteilte sich in der Halle oder ging durch die beiden anderen Korridore vor.
    Am Ende des Gangs huschte eine Gestalt in Deckung. Dean feuerte augenblicklich, und das Brüllen der Halbautomatik hallte beeindruckend laut durch den beengten Raum. Plastiksplitter flogen als Querschläger durch die Gegend, als die Projektile die Kisten zerfetzten.
    Dean rannte vor. Er fand keinen Leichnam.
    »Radford, haben Sie ihn gesehen?« fragte Dean. »Er ist in Richtung Ihres Korridors gerannt.«
    »Nein, Boß.«
    »Sonst jemand?«
    Alle verneinten, manche verbal, andere per Datavis. Zweifellos lauerten die Infizierten irgendwo; die Prozessorblocks in Deans Anzug wurden von dem elektronischen Störfeld stark beeinträchtigt. Und sein verletzter Arm juckte ebenfalls.
    Er erreichte das Ende des Korridors. Es war eine Kreuzung, von der drei weitere abzweigten. »Verdammt, das ist ein Scheiß-Labyrinth hier!«
    Radford kam beim Ende seines Korridors an, und seine Halbautomatik schwenkte suchend über die Lagerregale.
    »In Ordnung, von hier an verteilen wir uns!« befahl Dean. »Alles herhören: Jeder achtet darauf, ständig mit wenigstens zwei von uns in Sichtkontakt zu bleiben. Falls jemand den Kontakt verliert, zieht er sich augenblicklich zurück und stellt den Kontakt wieder her, verstanden?«
    Er wählte einen der Korridore, die tiefer in das Gebäude führten, und winkte zwei Beamten des Kommandos, ihm zu folgen.
    Eine Kreatur landete auf Radford: halb Mensch, halb schwarzer Panther, mit grotesk vermischten Gesichtszügen. Das Gewicht warf Radford mühelos zu Boden. Dolchartige Krallen kratzten an Radfords gepanzertem Kampfanzug, doch die integrierten Valenzbindungsgeneratoren hatten das Gewebe im Augenblick des Aufpralls steif werden lassen und schützten das empfindliche menschliche Gewebe im Innern. Die Kreatur heulte wuterfüllt auf, als sie ihren Triumph vereitelt sah.
    Doch dann begannen Radfords Prozessorblocks sowie seine neurale Nanonik fehlerhaft zu arbeiten. Selbst sein erschrockener Schrei erstarb, als der Lautsprecher seines Kommunikatorblocks nicht mehr funktionierte. Das Gewebe des Anzugs wurde langsam weich und gab nach. Eine der spitzen Klauen bohrte sich hindurch.
    Selbst mitten in seinen hektischen Bemühungen, die Horrorgestalt abzuschütteln und sich aus ihrem Griff zu befreien, hörte Radford noch das Flüstern am Rand seines Bewußtseins. Es war ein Flüstern, das ihn scheinbar sein ganzes Leben über begleitet hatte, doch erst jetzt, da die

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