Seelengesaenge
Nanonik, und die Enzyklopädie produzierte eine Datei mit der Überschrift: Nikotin-Inhalation.
»Heh, Sie da!« sagte Ralph.
Der Mann blickte auf und nahm einen weiteren Zug. »Si, Señor?«
»Das ist eine verdammt schlechte Angewohnheit, deswegen ist sie seit fünf Jahrhunderten aus der Mode. GovCentral hat sogar jegliche Ausfuhrlizenz für die DNS von Tabakpflanzen verweigert.«
Ein verschlagenes trotziges Lächeln. »Tut mir leid, Señor, das war wohl nach meiner Zeit.«
»Wie lautet Ihr Name?«
»Santiago Vargas.«
»Verlogener kleiner Bastard«, sagte Cathal Fitzgerald. »Wir haben seine Identität überprüft. Er heißt Hank Doyle und ist Vertriebsleiter von Moyce’s.«
»Interessant«, sagte Ralph. »Skibbow hat ebenfalls behauptet, jemand anderes zu sein, als wir ihn geschnappt haben. Kingsford Garrigan. Ist vielleicht der Virus dafür verantwortlich?«
»Das weiß ich nicht, Señor. Ich weiß nichts von einem Virus.«
»Woher kommt der Virus? Woher kommen Sie?«
»Ich, Señor? Ich komme aus Barcelona. Eine wundervolle Stadt. Ich würde sie Ihnen gerne zeigen. Ich habe viele Jahre dort gelebt, einige davon glücklich, die restlichen mit meiner Frau. Und ich bin dort gestorben.«
Das Glühen der Zigarette warf einen Schein auf wäßrige, kluge Augen, die Ralph interessiert ansahen.
»Sie starben in Barcelona, wie?«
»Si, Señor.«
»Das ist Unsinn. Wir benötigen Informationen, und zwar schnell. Wie groß ist die maximale Reichweite dieser weißen Feuerkugeln?«
»Das weiß ich nicht, Señor.«
»Dann schlage ich vor, Sie denken schnell darüber nach«, erwiderte Ralph kalt. »Weil Sie ansonsten für mich nicht weiter nützlich sind. Sie kommen ohne weitere Umstände in eine Null-Tau-Kapsel.«
Santiago Vargas drückte seine Zigarette auf dem Rasen aus. »Soll ich Ihnen zeigen, wie weit ich es schleudern kann?«
»In Ordnung.«
»Meinetwegen.« Mit gleichgültiger Langsamkeit erhob er sich.
Ralph deutete auf die verlassenen Bereiche des Parks. Santiago Vargas schloß die Augen und streckte den Arm aus. An seiner Hand flammte weißes Feuer auf, und ein Kugelblitz raste davon. Er schoß funkensprühend über die Wiese, bis er in hundert Metern Entfernung langsamer wurde und sich ausdehnte. Das intensive Licht wurde dunkler. Bei hundertzwanzig Metern war nur noch ein durchscheinender leuchtender Nebel übrig, dann, keine zehn Meter weiter, gar nichts mehr. Die Kugel löste sich mitten in der Luft einfach auf.
Santiago Vargas zeigte ein fröhliches Lächeln. »Na, wie war das? Ziemlich gut, nicht wahr, Señor? Vielleicht werde ich noch besser, wenn ich ein wenig übe.«
»Dazu werden Sie keine Gelegenheit erhalten, das können Sie mir glauben«, entgegnete Ralph.
»Meinetwegen.« Es schien ihm nichts auszumachen.
»Wie machen Sie dieses Feuer?«
»Keine Ahnung, Señor. Ich denke einfach daran, und plötzlich ist es da.«
»Dann habe ich eine andere Frage für Sie: Warum verschießen Sie dieses Feuer?«
»Tue ich gar nicht. Das war das erste Mal, Señor.«
»Ihre Freunde hatten keine derartigen Hemmungen.«
»Nein.«
»Warum haben Sie sich ihnen nicht angeschlossen? Warum haben Sie nicht gegen uns gekämpft?«
»Warum sollte ich, Señor? Ich habe keinen Streit mit Ihnen. Es sind diejenigen mit Passion, die gegen Sie und Ihre Soldaten kämpfen. Sie bringen mehr Seelen zurück, damit sie stärker werden.«
»Sie haben andere infiziert?«
»Si, Señor.«
»Wie viele?«
Santiago Vargas richtete die Handflächen nach oben.
»Ich glaube nicht, daß sich irgend jemand in diesem Gebäude der Possession entziehen konnte. Tut mir leid, Señor.«
»Scheiße!« Ralph blickte zurück auf die brennende Halle und sah, wie ein weiterer Teil des Dachs einstürzte. »Landon?« fragte er per Datavis. »Wir brauchen eine vollständige Liste aller Leute, die in der Nachtschicht gearbeitet haben. Wie viele es waren und wo sie wohnen.«
»Kommt gleich«, antwortete der Polizeichef.
»Wie viele der Infizierten sind verschwunden, bevor wir kamen?« wandte sich Ralph wieder an Santiago Vargas.
»Ich bin nicht sicher, Señor. Es waren ziemlich viele Laster.«
»Sie sind also mit den Auslieferungsfahrzeugen verschwunden?«
»Si, Señor. Sie haben sich auf der Ladefläche versteckt. In Ihrer Zeit gibt es keine Fahrersitze mehr, alles automatisch. Sehr schlau, Señor.«
Ralph starrte den düsteren Burschen voller Bestürzung an.
»Wir haben uns bisher nur auf Passagierfahrzeuge konzentriert«,
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