Seelengesaenge
worden. Ihre Verletzungen waren so schwer, daß sie unverzüglich operiert werden mußte.
Eine große Menge neugieriger Menschen hatte sich versammelt. Sie rannten durch den Park und verstopften die Straßen, doch andere Polizeibeamte hatten in ausreichender Entfernung Absperrungen errichtet.
Neun große Feuerlöschwagen parkten vor Moyce’s Of Pasto. Mechanoiden mit Löschschläuchen waren mit spinnenartiger Geschicklichkeit an den Wänden hochgeklettert und pumpten Schaum und chemische Inhibitoren durch die zerschmetterten Fenster. Ein Viertel des Daches fehlte. Aus der Lücke schossen hohe Flammen in den nächtlichen Himmel. Die Hitze des Infernos ließ die heil gebliebenen Scheiben platzen und führte weiteren Sauerstoff an die Brandherde heran.
Es würde lange Zeit dauern, bevor Moyce’s wieder seinen Geschäften nachgehen konnte.
Nelson Akroid erwartete Ralph vor der Aluminiumleiter, die an Bord des Kommandofahrzeugs führte. Er hatte den Schalenhelm ausgezogen; darunter war ein eingefallenes graues Gesicht zu sehen: Ein Mann, der die Unheiligen beim Spielen beobachtet hatte. »Siebzehn Verwundete, drei Tote, Sir«, sagte er mit einer Stimme, die dem Brechen nahe war. Seine rechte Hand steckte in einem nanonischen Medipack. Auf seinem Kampfanzug waren Brandspuren zu erkennen.
»Und der Gegner?«
»Dreiundzwanzig getötet, sechs Gefangene.« Er drehte den Kopf und starrte auf das brennende Gebäude. »Meine Truppe hat sich tapfer geschlagen. Wir sind ausgebildet, um mit Verrückten fertigzuwerden. Aber die sind harmlos gegen diese … diese Bestien. Mein Gott …«
»Sie haben sich gut geschlagen«, beeilte sich Ralph zu sagen. »Aber vergessen Sie nicht, Nelson, das hier war nur die erste Runde.«
»Jawohl, Sir.« Er straffte die Schultern. »Das letzte Durchforsten des Gebäudes verlief negativ. Wir fanden nichts mehr, jedenfalls in den Bereichen, die noch zugänglich waren. Ich mußte meine Leute zurückziehen, als das Feuer außer Kontrolle geriet. Drei Gruppen sind immer noch in Stellung für den Fall, daß sich noch weitere Gegner versteckt halten. Sobald das Feuer erloschen ist, führen wir eine weitere Suche nach Überlebenden durch.«
»Sehr gut. Kommen Sie, wir wollen uns die Gefangenen ansehen.«
Die Beamten des Einsatzkommandos gingen kein Risiko mehr ein. Sie hatten die sechs Gefangenen draußen auf die freie Fläche des Parks getrieben und hielten sie mindestens hundert Meter auseinander. Jeder einzelne wurde von fünf Männern mit gezückten Waffen bewacht.
Ralph ging zu dem Gefangenen, der von Cathal Fitzgerald und Dean Folan bewacht wurde. Per Datavis befahl er seinem Kommunikatorblock einen Kanal zu Roche Skark zu öffnen. »Vielleicht würden Sie das hier gerne mit ansehen, Sir«, sagte er.
»Ich habe mir die Sensorbilder einspielen lassen, seit das Kommando vor Moyce’s gelandet ist«, antwortete der Direktor der ESA. »Es ist unglaublich, wie heftig der Widerstand war.«
»Jawohl, Sir.«
»Falls das jedesmal geschieht, wenn wir ein Nest von ihnen ausheben, haben wir am Ende die halbe Stadt dem Erdboden gleichgemacht.«
»Und die Aussichten auf Dekontamination stehen auch nicht besonders gut. Sie kämpfen wie Mechanoiden. Es ist schwer, sie zur Aufgabe zu bewegen. Diese sechs hier waren die Ausnahme.«
»Ich werde den Rest des Komitees zusammenrufen und mit ihnen über dieses Problem reden. Können wir bitte auf visuelle Verbindung schalten?«
Ralphs neurale Nanonik meldete, daß sich weitere Beobachter auf seine Verbindung mit Skark aufgeschaltet hatten, um die Unterhaltung mitzuhören: die geheime Sicherheitskonferenz drüben in Atherstone sowie die Polizeiverwaltung im Hauptquartier von Pasto City.
Er befahl seinem Kommunikatorblock, die Bandbreite des Kanals auf Sens-O-Vis auszuweiten, so daß die anderen Zugriff hatten auf alles, was er sah und hörte.
Cathal Fitzgerald nickte ihm flüchtig zu, als er sich näherte.
Der Gefangene saß auf dem Gras und ignorierte demonstrativ die auf ihn gerichteten Waffen. Er hatte einen dünnen weißen Stab zwischen den Lippen, dessen vorderes Ende schwach glomm. Aromatischer blauer Rauch stieg von der Spitze auf. Plötzlich saugte der Mann an dem Stab, und das Glühen wurde heller. Er nahm den Stab von den Lippen und atmete graublauen Rauch aus.
Ralph wechselte einen verwirrten Blick mit Cathal und erntete ein Schulterzucken.
»Fragen Sie nicht mich, Boß«, sagte Cathal.
Ralph startete ein Suchprogramm in seiner neuralen
Weitere Kostenlose Bücher