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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Lawine von Vorschlägen, gerieten in erregten Streit und erklärten ihrem milde verwirrten Begleiter die Feinheiten der verschiedenen Stoffe und Moden.
    Als sie fertig waren, trug er die Kleidung eines jungen Gutsverwalters, rehbraune Kordhosen, kniehohe Stiefel, ein Tweedjackett, ein kariertes Hemd und eine graue Mütze.
    »Genau richtig«, erklärte Louise.
    »Ich danke Euch, Lady.« Er zog die Mütze und verneigte sich.
    Genevieve klatschte begeistert in die Hände.
    An der nächsten aus einer endlosen Reihe von Mauern blieb Louise stehen. Sie fand eine Lücke und schob ihren Stiefel hinein, um auf die Krone zu klettern – eine höchst undamenhafte Handlungsweise, doch daran gewöhnte sie sich in zunehmendem Maße. Der Zaun des Aerodroms war nur noch zweihundert Yards entfernt. »Wir sind fast da!« rief sie den anderen fröhlich zu.
     
    Das Aerodrom von Bytham wirkte verlassen. Beide Hangars waren verschlossen, niemand arbeitete im Kontrollturm. Auf der anderen Seite des flach gemähten Rasens, der als Landefeld diente, lagen die sieben Baracken des Personals dunkel und still.
    Das einzige Geräusch war das beharrliche Läuten der Kirchturmglocke, das vom Dorf herüber wehte. Es hatte die ganze Zeit nicht aufgehört, während sie über die Felder hierher gelaufen waren.
    Louise umklammerte ihre Schrotflinte und spähte um die Ecke des ersten Hangars herum. Nichts bewegte sich. Draußen vor einer kleinen Zugangstür standen zwei Traktoren und ein Geländewagen. »Gibt es hier Besessene?« fragte sie Titreano leise.
    »Nein«, antwortete er genauso leise.
    »Und normale Menschen?«
    Sein braunes Gesicht legte sich in konzentrierte Falten. »Mehrere. Ich kann sie hören, dort drüben in den Häusern. Fünf oder sechs drücken sich in jener Scheune herum.«
    »Hangar«, korrigierte Louise ihn. »Wir nennen diese Gebäude heutzutage Hangars.«
    »Ja, Lady.«
    »Entschuldigung.«
    Beide grinsten nervös.
    »Ich denke, wir sollten jetzt besser zu ihnen gehen«, sagte Louise. »Komm her, Gen.« Sie hielt das Schrotgewehr nach unten gerichtet und ihre jüngere Schwester an der Hand, während sie auf den zweiten Hangar zugingen.
    Louise wünschte wirklich, Carmitha hätte ihr die Waffe nicht gegeben, obwohl das schwere Gewehr gleichzeitig ein ungewohntes Gefühl von Zuversicht in ihr aufsteigen ließ. Und das, obwohl Louise stark bezweifelte, daß sie jemals damit auf einen Menschen schießen konnte, besessen oder nicht.
    »Sie haben uns entdeckt«, berichtete Titreano leise.
    Louise suchte die Reihe schmaler Fenster ab, die sich entlang der Wellblechwand des Hangars zog. Sie glaubte, hinter einem davon eine hastige Bewegung zu erkennen. »Hallo?« rief sie laut.
    Keine Antwort.
    Sie ging geradewegs bis zur Tür und klopfte energisch an. »Hallo, kann mich jemand hören?« rief sie. Sie drückte auf die Klinke und stellte fest, daß die Tür verschlossen war.
    »Was jetzt?« fragte sie Titreano.
    »Heh!« rief Genevieve in Richtung der verschlossenen Tür. »Ich habe Hunger!«
    Die Klinke bewegte sich, und die Tür öffnete sich einen Spaltbreit. »Wer, zur Hölle, seid ihr und wo kommt ihr her?« fragte der Mann dahinter.
    Louise warf sich in Pose, so gut sie es vermochte, im vollen Bewußtsein des Eindrucks, den sie in ihrem Aufzug auf die Menschen im Hangar machen mußte. »Ich bin Louise Kavanagh, die Erbin von Cricklade Manor, und das dort sind meine Schwester Genevieve sowie William Elphinstone, einer unserer Gutsverwalter.«
    »Ja, sicher. Und ich bin der König von Kulu«, erklang die Antwort hinter der Tür.
    »Wirklich!«
    »Sie ist es«, sagte eine zweite, tiefere Stimme. Die Tür wurde ganz geöffnet. Zwei Männer starrten Louise an. »Ich erkenne sie wieder. Ich hab’ früher mal auf Cricklade gearbeitet.«
    »Danke«, sagte Louise.
    »Bis Ihr Vater mich gefeuert hat.«
    Louise wußte nicht, ob sie in Tränen ausbrechen oder ihn auf der Stelle erschießen sollte.
    »Nun laß sie schon rein, Duggen!« rief eine Frau. »Die jüngere der beiden sieht aus, als wäre sie am Ende. Außerdem ist heute nicht der Zeitpunkt, um alte Streitereien auszutragen.«
    Duggen zuckte die Schultern und trat beiseite.
    Eine Reihe staubiger Fenster war die einzige Lichtquelle im Innern. Die Aeroambulanz stand dunkel und bedrohlich mitten in der Halle auf dem Betonboden. Drei Menschen hielten sich unter der schmalen spitzen Nase des Flugzeugs auf: die Frau, die gesprochen hatte, und ein Zwillingspaar fünfjähriger Mädchen. Die

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