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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Frau stellte sich als Felicia Cantrell vor, und ihre Töchter hießen Ellen und Tammy. Ihr Ehemann Ivan, der ihnen die Tür geöffnet hatte, war einer der Piloten der Aeroambulanz. »Und Duggen kennen Sie ja bereits – oder zumindest kennt er Sie.«
    Ivan Cantrell warf einen wachsamen Blick in die Runde, bevor er die Tür wieder schloß. »Würden Sie uns bitte erzählen, was Sie hier tun, Louise? Und was Ihnen zugestoßen ist?«
    Sie benötigte mehr als fünfzehn Minuten für eine improvisierte Geschichte der Ereignisse, bis die anderen sich zufrieden gaben. Es fiel ihr relativ schwer, die ganze Zeit über auf das zu achten, was sie von sich gab. Sie mußte das Wort Possession vermeiden und dufte nicht verraten, wer Titreano wirklich war, denn wenn sie etwas begriffen hatte, dann die Tatsache, daß diese beiden Themen sie alle drei in Null Komma nichts wieder aus dem Hangar befördert hätten. Und doch war sie am Ende mit sich und ihren Notlügen zufrieden – die Louise, die noch gestern in ihrer normalen Welt aufgewacht war, hätte munter die Wahrheit ausposaunt und herrisch verlangt, daß die Leute im Hangar etwas dagegen unternahmen. Wahrscheinlich wurde sie langsam erwachsen, zumindest in dieser Hinsicht.
    »Die Landarbeitergewerkschaft soll moderne Energiewaffen besitzen?« hakte Duggen skeptisch nach, als Louise mit ihrem Bericht geendet hatte.
    »Ich denke schon«, antwortete sie. »Jedenfalls haben alle das gesagt.«
    Er sah aus, als wollte er einen Einwand erheben, als Genevieve überrascht rief: »Hört nur!«
    Louise lauschte angestrengt, doch sie bemerkte nichts. »Was denn?« fragte sie.
    »Die Kirchenglocken!« sagte Genevieve. »Sie läuten nicht mehr.«
    Duggen und Ivan gingen zu den schmalen Fenstern und blickten nach draußen.
    »Kommen sie jetzt hierher?« flüsterte Louise fragend in Titreanos Richtung.
    Er nickte verstohlen.
    »Bitte!« flehte sie Ivan an. »Sie müssen uns nach draußen fliegen.«
    »Ich weiß nicht recht, Mrs. Kavanagh. Ich besitze nicht die Entscheidungsgewalt. Außerdem wissen wir nicht, was wirklich im Dorf vor sich geht. Vielleicht sollte ich erst den Konstabler fragen.«
    »Bitte! Falls Sie Angst haben um Ihre Arbeitsstelle, dann kann ich Sie beruhigen. Meine Familie wird Sie beschützen, das verspreche ich.«
    Er atmete unglücklich ein.
    »Ivan«, sagte Felicia und starrte ihm in die Augen, während sie auf die Zwillinge deutete. »Was auch immer dort vorgeht, das ist kein Ort, an dem Kinder sein sollten. Die Hauptstadt dagegen ist sicher – wenn es überhaupt einen sicheren Ort gibt.«
    »Verdammt, was soll’s. Also schön, Mrs. Kavanagh, Sie haben gewonnen. Steigen Sie ein. Wir verschwinden von hier, alle zusammen.«
    Duggen machte sich daran, die großen Gleittore an der Stirnseite des Hangars zu öffnen, und die Aeroambulanz wurde in einen dicken Strahl rosa gefärbten Sonnenlichts getaucht.
    Es war eine von der Kulu Corporation hergestellte Zivilmaschine vom Typ SCV-659, ein zehnsitziges senkrechtstartendes Überschallflugzeug mit genügend Reichweite, um fast den gesamten Globus von Norfolk zu umrunden.
    »Dieses Ding hat den Geist eines Vogels«, murmelte Titreano mit sanfter Begeisterung im Gesicht, »aber die Kraft eines Bullen! Welch eine Magie!«
    »Werden Sie im Innern keine Probleme bekommen?« fragte Louise besorgt.
    »Ganz bestimmt nicht, Lady! Diese Reise kann mit ganzen Bergen von Gold nicht aufgewogen werden. Ich werde Gott dem Herrn heute nacht danken, daß er mir eine Gelegenheit wie diese verschafft hat.«
    Louise hüstelte unbehaglich. »Schön. In Ordnung, wir steigen besser ein. Die Treppe auf der anderen Seite hinauf, sehen Sie?«
    Sie folgten Felicia und den beiden Zwillingen an Bord der Ambulanz. Die enge Kabine war für den Einsatzzweck umgebaut worden; es gab zwei Liegen und mehrere Spinde mit medizinischer Ausrüstung. Nur zwei Sitze waren übrig geblieben, und die Zwillinge setzten sich hinein. Genevieve, Titreano und Louise drängten sich auf eine der Liegen. Louise überprüfte ein letztes Mal, ob ihre Schrotflinte gesichert war, und klemmte sie unter die Füße. Überraschenderweise hatte niemand Einwände erhoben, daß sie die Waffe mit an Bord genommen hatte.
    »Das hat uns jetzt gerade noch gefehlt!« rief Ivan vom Pilotensitz aus nach hinten, während er die Checkliste mit den Startvorbereitungen durchging. »Ein halbes Dutzend Systeme arbeitet fehlerhaft!«
    »Irgend etwas Kritisches?« erkundigte sich Duggen, während er die

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