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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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vor ihr Gesicht und untersuchte sie angestrengt. Dann zuckte ein freudestrahlendes Lächeln über ihr hübsches Gesicht, und sie stürzte vor und umarmte Carmitha. »Danke«, flüsterte sie. »Danke für alles.« Sie kletterte vom Wagen und sprang in Titreanos Arme.
    Carmitha lächelte Louise unsicher an. »Tut mir leid, daß es so zwischen uns gekommen ist, Louise«, sagte sie.
    »Schon gut.«
    »Wohl kaum. Verlieren Sie nicht das Vertrauen zu Ihrem Vater wegen dem, was ich gesagt habe.«
    »Bestimmt nicht. Ich liebe Daddy.«
    »Ja. Das denke ich mir. Und das ist auch gut so, wenn Sie etwas haben, woran Sie sich halten können. Die vor Ihnen liegenden Tage werden noch dunkler, aber das wissen Sie bestimmt selbst.«
    Louise zog einen Ring von ihrer linken Hand. »Hier. Es ist nicht viel, kein Talisman oder sonst etwas Besonderes. Aber er ist aus Gold, und der Stein ist ein echter Diamant. Wenn Sie etwas kaufen müssen, wird es Ihnen helfen.«
    Carmitha musterte überrascht den wertvollen Ring. »In Ordnung. Wenn ich das nächste Mal ein Schloß kaufen möchte, versetze ich ihn.«
    Beide grinsten unbeholfen.
    »Passen Sie auf sich auf, Carmitha. Ich möchte Sie besuchen, wenn ich wieder zurückkomme, wenn das alles vorbei ist.« Louise wandte sich ab und machte Anstalten, vom Wagen zu klettern.
    »Louise.«
    In Carmithas Stimme lag so viel Besorgnis, daß Louise erstarrte.
    »Irgend etwas stimmt nicht mit Titreano«, sagte Carmitha leise. »Ich weiß nicht, ob ich einfach nur unter Verfolgungswahn leide, aber ich mußte es Ihnen sagen, bevor Sie mit ihm weiterziehen.«
    Eine Minute später kletterte Louise vorsichtig vom Wagen, ohne die Schrotflinte loszulassen. Der Patronengürtel hing schwer und ungewohnt um ihre Hüften. Als sie am Boden angekommen war, winkte sie Carmitha noch einmal zu. Die Zigeunerin winkte zurück und schnalzte mit den Zügeln. Das mächtige Kaltblut trottete los.
    Louise, Genevieve und Titreano beobachteten, wie der Wagen wendete und über die ausgefahrene Straße davonrumpelte.
    »Alles in Ordnung mit Euch, Louise?« erkundigte sich Titreano höflich.
    Ihre Finger umklammerten die Schrotflinte. Dann nahm sie tief Luft und lächelte ihm zu. »Sicher. Alles in Ordnung, denke ich.«
    Sie marschierten los, quer über die Felder, durch Hecken hindurch und über Trockenmauern hinweg. Die Felder waren umgepflügt und bereit für die zweite Saat, und es war schwer, über den weichen Boden zu gehen. Staub begleitete jeden Schritt.
    Louise blickte ihre jüngere Schwester an, die Carmithas Talisman über der zerrissenen und schmutzigen Bluse trug. Eine Hand umklammerte fest die silberne Kugel. »Jetzt sind wir bald da«, tröstete sie die Zwölfjährige.
    »Ich weiß«, antwortete Genevieve schnippisch. »Louise, ob sie beim Aerodrom oder in der Ambulanz etwas zu essen haben?«
    »Ich denke schon.«
    »Gut! Ich bin nämlich am Verhungern.« Sie trottete ein paar Schritte weiter, dann blieb sie stehen und legte den Kopf zur Seite. »Titreano, Sie sind ja überhaupt nicht schmutzig!« rief sie ärgerlich.
    Louise blickte zu dem Besessenen. Genevieve hatte recht; nicht ein einziges Staubkorn und kein Kratzer war auf seiner blauen Jacke zu sehen.
    Er sah an sich hinunter und rieb in einer nervösen Geste über die Säume seiner Hose. »Tut mir leid, kleine Lady. Es muß am Stoff liege. Ich gestehe, daß ich mich nicht erinnere, in meinem früheren Leben immun gegen derartige Unbilden gewesen zu sein. Vielleicht sollte ich mich lieber in das Unvermeidliche fügen.«
    Louise beobachtete konsterniert, wie auf seinen Hosen Schmutzflecken auftauchten und bis zu den Knien wanderten. »Sie können Ihr Aussehen verändern, wann immer Sie das wünschen?«
    »Es will so scheinen, Lady Louise.«
    »Oh.«
    Genevieve kicherte. »Soll das heißen, Sie sehen absichtlich so albern aus?«
    »Ich finde es … nun ja, angenehm, kleine Lady. Ja.«
    »Wenn Sie sich so leicht verkleiden können, dann sollten Sie vielleicht etwas wählen, das ein wenig unauffälliger ist«, schlug Louise vor. »Ich meine, Genevieve und ich sehen aus wie zwei abgerissene Tramps, und daneben Sie in ihren merkwürdigen, tadellos sauberen Sachen. Was würden Sie von uns denken, wenn Sie zur Mannschaft der Aeroambulanz gehören würden?«
    »Sehr gut argumentiert, Lady.«
    Die nächsten fünf Minuten, während sie weiter durch die Felder wanderten, durchlief Titreano eine Reihe von Veränderungen. Genevieve und Louise überfielen ihn mit einer ganzen

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