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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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hätte. Der Kelven Solanki und sein winziges, zum Untergang verurteiltes Kommando allein gelassen hätte mit einer Übermacht von Besessenen.
    Handlungen, die voll und ganz zu rechtfertigen waren – alles im Interesse des Königreichs. Vielleicht bin ich diesem verdammten DeVille am Ende gar nicht so unähnlich.
     
    Zwanzig Minuten, nachdem Neville Latham seine Befehle ausgegeben hatte, war in der Kommandozentrale wieder halbwegs Ruhe eingekehrt. Sergeant Walsh und Detective Feroze überwachten die Bewegungen der Streifenwagen, während Manby eine direkte Verbindung zur Leitstelle der Verteidigungsplattformen aufrecht erhielt. Falls sich irgendwo Menschen auf den Straßen zeigten, sollte innerhalb neunzig Sekunden ein Streifenwagen an Ort und Stelle sein können.
    Neville hatte persönlich seine Streifenoffiziere eingeteilt. Es tat gut, nach so langer Zeit hinter dem Schreibtisch wieder mit dabei zu sein und den Leuten zu zeigen, daß der Boß keine Angst hatte, selbst die Ärmel hochzukrempeln und mit anzupacken. Er hatte sich im stillen längst mit der Tatsache abgefunden, daß für jemanden seines Alters und Dienstgrades eine Stadt wie Exnall die Endstation bedeutete. Nicht, daß er deswegen sonderlich verbittert gewesen wäre; Neville hatte bereits vor fünfundzwanzig Jahren erkannt, daß er nicht für den höheren Dienst geschaffen war. Außerdem kam er gut mit den Leuten hier zurecht. Die Stadt war genau die Art von Gemeinde, in der er sich zu Hause fühlte. Er verstand die Menschen. Wenn er eines Tages in den Ruhestand ging, würde er in Exnall bleiben. Jedenfalls hatte er das bis zum heutigen Tag gedacht.
    Nach den letzten Lageinformationen zu urteilen, die Neville aus Pasto City erhalten hatte, würde nach dem morgigen Tag vielleicht nicht mehr genug von Exnall stehen, um dort den Ruhestand zu verbringen.
    Wie auch immer, in einer Sache war Neville fest entschlossen. Er mochte vielleicht ein Niemand sein, doch er würde Exnall mit allem schützen, was ihm zur Verfügung stand. Er würde dafür sorgen, daß die Ausgangssperre mit einer Strenge und Konsequenz eingehalten wurde, die dem Polizeichef einer großen Stadt zur Ehre gereichte.
    »Sir!« Sergeant Walsh blickte ihn hinter der Reihe AV-Projektoren auf seinem Schreibtisch hervor an.
    »Ja, Sergeant?«
    »Sir, gerade haben sich drei Bürger per Datavis mit dem Revier in Verbindung gesetzt. Sie wollten wissen, was eigentlich los ist und ob die Ausgangssperre ein Aprilscherz sei.«
    Feroze wandte sich stirnrunzelnd um. »Ich hatte fünf Anrufe mit dem gleichen Inhalt. Sie alle behaupteten, eine persönliche Datavis-Mitteilung erhalten zu haben, nach der eine Ausgangssperre in Kraft getreten sei. Ich habe ihnen gesagt, sie sollten ihre Haushaltsprozessoren einschalten und sich informieren.«
    »Acht Leute?« erkundigte sich Neville. »Alle acht wollen zu dieser späten Nachtzeit persönliche Datavis-Übertragungen empfangen haben?«
    Feroze warf einen flüchtigen Blick auf eines seiner Displays. »Machen Sie fünfzehn daraus, Sir. Ich habe weitere sieben Anfragen in meiner Warteschlange.«
    »Aber das ist absurd!« schimpfte Neville. »Darum ging es doch gerade in der allgemeinen Verordnung an die Einwohner, zu erklären, was hier geschieht!«
    »Sie machen sich nicht die Mühe, ihre Prozessoren abzufragen«, erwiderte Feroze. »Statt dessen setzen sie sich unmittelbar mit uns in Verbindung.«
    »Ich erhalte soeben achtzehn weitere Anfragen«, meldete Walsh. »Und die Zahl steigt ständig. Es müssen jeden Augenblick fünfzig sein!«
    »Sie können sich unmöglich so schnell gegenseitig warnen«, murmelte Neville halb zu sich selbst.
    »Sir!« Manby winkte aufgeregt. »Aus der Zentrale für die strategische Verteidigung erfahre ich soeben, daß überall in der Stadt die Lichter angehen!«
    »Was?«
    »Einhundertundzwölf Datavis-Anfragen, Sir«, meldete Walsh.
    »Haben wir vielleicht einen Fehler beim Absetzen der allgemeinen Verordnung gemacht?« fragte Neville. In seinem Hinterkopf regte sich der schreckliche Verdacht, daß die elektronischen Störfähigkeiten des Gegners, von denen Landon McCullock gesprochen hatte, die Verordnung verstümmelt haben könnte.
    »Wir sind exakt nach Vorschrift vorgegangen, Sir!« protestierte Feroze.
    »Wenn das so weitergeht, sind bald unsere sämtlichen Netzkanäle belegt!« meldete Walsh. »Gegenwärtig kommen mehr als dreihundert Datavis-Anfragen herein. Möchten Sie vielleicht die Netzprioritäten umstellen, Sir? Sie

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