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Seelengift

Titel: Seelengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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ein bisschen sauer auf die Niklas gewesen, weil sie damit angefangen hatte, an diesem Ort, zu dieser Unzeit, vor all den Leuten.
    »Verdammt, verdammt!« Er hieb mit der Faust auf sein Lenkrad und hupte. Nichts ging vorwärts. »Scheiße!« Er hatte plötzlich das Gefühl, als liefe ihm die Zeit davon.
     
    Als er endlich bei Claras Wohnung ankam, war ihr Freund schon da. Er ging unruhig vor der Einfahrt auf und ab und rauchte. Gruber parkte direkt vor ihm auf dem Gehsteig und sprang aus dem Wagen. Er gab dem schlaksigen Engländer,
der mindestens einen Kopf größer war als er und ihn mit einer Mischung aus Besorgnis und Misstrauen musterte, ein wenig distanziert die Hand.
    »Haben Sie schon geklingelt?«, fragte er.
    Mick nickte. »Mindestens zehn Mal. Es ist niemand da. Es brennt auch kein Licht.« Er deutete nach oben zu einer dunklen Fensterreihe im ersten Stock.
    »Na, dann gehen wir rein und sehen nach, ob wir etwas finden«, schlug Gruber vor. »Eine Nachricht, einen Notizzettel, irgendetwas.«
    Mick zögerte. »Ich habe keinen Schlüssel.«
    »Ach.« Gruber hob die Augenbrauen ein wenig. »Dann gehen wir eben zum Hausmeister.«
    »Was ist überhaupt los?«, wollte Mick wissen. »Was genau ist das für eine Geschichte mit Ihnen?«
    »Hat Sie Ihnen nichts erzählt?« Grubers Augenbrauen wanderten noch ein paar Millimeter höher.
    »Wir sprechen nicht sehr viel über ihre Arbeit«, gab Mick nervös zurück. »Und in diesem Fall hat sie eigentlich überhaupt nichts gesagt.« Er schwieg und fuhr sich mit den Händen über seine kurzgeschnittenen Haare, dann sagte er: »Warum glauben Sie, dass ihr etwas passiert ist?«
    Gruber sah ihn eine Weile nachdenklich an, dann zuckte er mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Vielleicht ist ja gar nichts …«
    Mick zog die Brauen zusammen, und seine Miene verfinsterte sich. »Reden Sie keinen Blödsinn«, sagte er zornig, und sein Akzent war plötzlich deutlicher hörbar. »Wieso stehen wir dann hier und überlegen, wie wir am besten in Claras Wohnung kommen?«
    Gruber verzog das Gesicht. »Es geht um den Mörder meiner Frau«, begann er zögernd. Er hatte keine Lust, die Sache
hier vor einem Fremden auszubreiten, dem er nicht wirklich über den Weg traute, auch wenn er Claras Freund sein mochte. »Wir, das heißt Frau Niklas und ich, suchen ihn und …«
    »Clara sucht einen Mörder?«, fragte Mick ungläubig. »Sind Sie noch ganz bei Trost? Sie ist Anwältin, keine Polizistin!«
    Gruber seufzte. »Ich weiß. Das ist eine komplizierte Geschichte. Ich erzähle Sie Ihnen ein andermal. Wir sollten jetzt lieber etwas unternehmen.« Er wandte sich zum Haus, doch Mick hielt ihn fest.
    »Was ist passiert?«
    Gruber schüttelte Micks Hand unwillig ab. »Ich weiß es nicht! Aber es könnte sein, dass sie herausgefunden hat, wer der Täter ist, und es könnte außerdem sein, dass sie sich gestern begegnet sind …«
    Er verstummte angesichts von Micks Gesichtsausdruck.
    Schweigend wandte er sich ab und ging auf die Haustür zu. Mick folgte ihm. Der Hausmeister öffnete erst nach dem dritten Klingeln und fixierte sie mit dem schwurbeligen Blick eines schwer angetrunkenen Mannes. Gruber stellte sich vor und übernahm das Reden. Die Tatsache, dass er vom Dienst suspendiert war, konnte man im Augenblick getrost vernachlässigen.
    Doch Hausmeister Manninger ließ ihn gar nicht ausreden. In dem Moment, in dem der Name Niklas fiel, begann er zu fluchen. »Ihr habts euch ja sauber Zeit gelassen!«, schimpfte er. »Des Viech dreht ja schon durch! Wissen S’, was? Angezeigt gehört das Frauenzimmer, jawohl. Den Vermieter hab’ ich auch schon informiert. So eine g’schlamperte Person! Das war sie allaweil schon, aber diese Sache mit dem Hund, die geht zu weit!«
    Gruber unterbrach nur mit Mühe seinen Redefluss. »Wovon sprechen Sie eigentlich?«, fragte er.

    Manninger glotzte ihn an: »San Sie net wegen dem Hund da?«
    »Wegen Elise?«, mischte sich jetzt Mick ein. »Was ist denn mit ihr?«
    Manningers Blick wanderte langsam zu Mick und wieder zurück zu Gruber. Es schien seine Kräfte zu überfordern, mit mehr als einer Person gleichzeitig zu sprechen.
    »Sind Sie nicht vom Tierheim?«, fragte er langsam, plötzlich um korrekte Aussprache bemüht.
    Gruber schüttelte den Kopf. »Wir sind von der Polizei. Könnten wir jetzt den Schlüssel zu Frau Niklas’ Wohnung bekommen?«
    »Polizei? Ich hab’ doch noch gar keine Anzeige erstattet, oder?« Manningers unsteter Blick schwankte, dann

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