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Seelengift

Titel: Seelengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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…«
    Es fiel ihr ziemlich schwer, ihre Gedanken von damals mit dem unberechenbaren Mann in Verbindung zu bringen, der sie geschlagen und fast erwürgt hatte, aber sie wusste, dass es stimmte. Und sie durfte es nicht mehr vergessen. Es war wichtig im Umgang mit ihm. Es war wichtig, um sich vor seinen unvermittelten Aggressionen zu schützen. Es würde ihr vielleicht helfen, am Leben zu bleiben.

FÜNFUNDZWANZIG
    Walter Gruber und Mick standen ratlos in Claras Wohnung. Elise tanzte aufgeregt um Mick herum und winselte. Ein durchdringender Gestank aus dem Badezimmer besagte, dass sich die Dogge notgedrungen einen Platz gesucht hatte, um ihr Geschäft zu verrichten. Mick warf einen vorsichtigen Blick hinein und hielt sich die Nase zu. »Puh!« Ein überdimensionaler Hundehaufen prangte auf dem orangefarbenen Badezimmerteppich, der überdies mehrere verräterische feuchte Flecken aufwies. Mick hielt den Atem an, rollte mit spitzen Fingern den Teppich zusammen und deutete zur Tür. »Ich bringe erst mal Elise runter, bevor noch so etwas passiert!« Gruber nickte abwesend. Sie hatten sich bereits vergewissert, dass die Wohnung leer war.
    Mick öffnete das Badezimmerfenster. Dann verließ er zusammen mit Elise die Wohnung. Gruber ging in die Küche. Unter dem Tisch lag der umgedrehte Futternapf von Elise. Er hob ihn auf und öffnete die Schranktüren, um nach Futter zu suchen. Im Besenschrank wurde er fündig. Er wuchtete den großen Sack Trockenfutter heraus, füllte den Napf bis zum Rand und goss Wasser in eine zweite Steingutschüssel, die er in der Ecke neben der Tür fand. Dann wartete er auf Mick, der schon wieder die Treppe heraufgelaufen kam. Während Elise sich dankbar auf das Wasser stürzte und lautstark zu schlabbern begann, sahen sich die beiden an. Es bedurfte keiner Worte. Ihre Gedanken spiegelten sich jeweils in den
Augen des anderen: Es war etwas passiert. Clara musste etwas zugestoßen sein.
     
    Sie gingen mehr oder weniger systematisch vor, doch sie fanden nichts. Keinen Hinweis darauf, wo Clara hingegangen sein mochte. Ihr letzter Anruf war der auf Grubers Handy, vorher hatte sie noch zwei weitere Nummern gewählt. Bei der einen Nummer meldete sich niemand, bei der anderen sprang ein Anrufbeantworter an. Gruber stutzte, als er den Namen hörte. »Wimbacher! Was zum Teufel wollte sie von diesem Idioten?« Er notierte sich die unbekannte Nummer, bei der sich niemand gemeldet hatte, und legte das Telefon zurück. Auf dem Anrufbeantworter befanden sich drei Anrufe von Mick und einer von ihm selbst. Der Schreibtisch war aufgeräumt, der PC ausgeschaltet, ihre Kanzleitasche, eine große Umhängetasche aus Leder, fehlte.
    Mick, der bis dahin unruhig wie ein Tier im Käfig durch die Wohnung gestreift war, schaltete den Computer ein. Sie klickten sich eine Zeitlang wahllos durch die Ordner, ohne auf irgendetwas Bedeutsames zu stoßen. Mick sprang ungeduldig auf. »Das bringt doch nichts! Wir müssen sie suchen!«
    Gruber verzog den Mund. »Und wo, bitte schön?«
    »Sagen Sie’s mir! Sie wissen doch über die Sache mehr als ich!«
    Gruber sah ihn an: »Ich weiß viel weniger, als Sie glauben.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich ihr nur gestern zugehört hätte!«
    Mick ließ sich auf das Sofa fallen und seufzte. »Vielleicht erzählen Sie jetzt einmal von Anfang an.«
    Und Gruber erzählte ihm, wie er seine Frau gefunden hatte, wie er verhaftet worden war, wie Clara ihm geholfen und was sie herausgefunden hatte.

    Mick hörte ihm schweigend zu. »Ich kann gar nicht glauben, dass sie mir kein Wort davon erzählt hat«, murmelte er, als Gruber fertig war. »Sie hätte doch mit mir darüber reden können?« Er sah Gruber fragend an, doch der zuckte nur matt mit den Schultern.
    »Keine Ahnung, wie das in Ihrer Beziehung so läuft.« Er lächelte bitter, als Mick ihn zornig anstarrte und etwas erwidern wollte.
    »Ich habe meiner Frau fast nie etwas von meiner Arbeit erzählt. Wir haben überhaupt nicht viel miteinander geredet.«
    Mick schwieg. Nach einer Weile sagte er: »Sie war wirklich etwas merkwürdig in den letzten Tagen. Ich hatte manchmal das Gefühl, als ob sie mir etwas sagen wollte, aber sie hat immer wieder abgelenkt. Und ich habe nicht nachgehakt. Sie kann recht stur sein, wissen Sie?«
    Gruber nickte nachdrücklich. »O ja, das weiß ich. Das ist es ja gerade, was mir solche Sorgen macht.« Er sah sich um. »Wir sollten noch einmal genauer suchen. Vielleicht finden wir doch etwas.« Er griff nach

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