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Seelengift

Titel: Seelengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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von einem zum anderen blickte, das Protokoll einfach aus der Hand. Mit grimmiger Miene überflog er die Einträge vom heutigen Tag. »Die Sommer macht das schon …«, murmelte er verächtlich. »Dass ich nicht lache.« Dann winkte er Mick zu sich und tippte triumphierend mit dem Finger auf die letzte Zeile. Dort stand es schwarz auf weiß: Clara Niklas, Rechtsanwältin / Hauptkommissarin Sommer, 15 Uhr.
    »Sie war da! Und die Sommer offenbar auch«, kommentierte er überflüssigerweise, und Mick nickte stumm, Elise noch immer am Halsband festhaltend. Er hatte es nicht übers Herz gebracht, sie in seinem Auto zu lassen, nachdem sie so lange allein gewesen war. Jetzt schmiegte sie sich so eng gegen seine Beine, dass er Mühe hatte, gerade stehen zu bleiben.
    Gruber wandte sich wieder an den Beamten der Bereitschaft, einen älteren Mann mit rotem Schnauzer, der jetzt aufgestanden war und unbehaglich vor ihm stand. »Walter…«, begann er aufs Neue. »Du bringst uns in eine verdammt blöde Situation …«
    Gruber musterte ihn kalt. »Du kannst deinen Arsch drauf verwetten, dass deine Situation gleich noch viel ungemütlicher wird, wenn du nicht endlich vernünftig mit mir redest, du Idiot«, gab er grimmig zurück.

    Der Polizist warf einen Blick auf seinen Kollegen, der mit den Achseln zuckte und dann unmerklich nickte. Der Beamte gab nach. »Worum geht’s denn überhaupt?«, fragte er.
    Gruber deutete auf das Protokoll. »Um diese Unterredung. Weißt du, ob die Sommer irgendetwas deswegen unternommen hat?«
    Der Polizist hob die Arme. »Keine Ahnung! Die Sommer hatte ja eigentlich frei. Ich wusste gar nicht, dass die noch einen Termin hatte.«
    Gruber nickte erbost. »Genau. Und deswegen, weil du keine Ahnung hast, geh’ ich jetzt da hinauf und überzeuge mich selber. Und wenn du etwas dagegen tun willst, musst du mich verhaften.«
    Der Beamte starrte ihn einen Augenblick wütend an. »Ich rufe jetzt die Sommer an«, sagte er dann und griff nach dem Hörer.
    Gruber bejahte. »Tu das.«
    Der Beamte wählte, wartete einige Augenblicke, dann legte er auf und wählte eine andere Nummer. Nach wenigen Sekunden legte er wieder auf. »Sie ist nicht erreichbar …«, begann er, doch Gruber war schon auf dem Weg die Treppe hinauf zu den Büros seiner Abteilung.
    Mick beeilte sich, ihm zu folgen. »Woher wussten Sie, dass Ihre Kollegin nicht erreichbar ist?«, rief er Gruber hinterher, während sie mit Elise im Schlepptau die Treppen hinaufhasteten.
    »Hab’ ich nicht gewusst«, kam es leicht keuchend von Gruber zurück. »Nur Glück gehabt.«
     
    Grubers Büro war dunkel und verlassen. Er ging durch die Zimmer seiner Dienststelle, schaltete überall das Licht ein und blieb schließlich vor Sabine Sommers Schreibtisch stehen.
Mick folgte ihm langsam. Dort lag die Akte Leichensache Irmgard Gruber mitten auf dem Tisch, daneben eine durchsichtige Tüte. Darin befand sich ein Stück schmutziges Geschenkpapier, eine grüne Schleife und die Lok einer Modelleisenbahn.
    Gruber starrte auf die Tüte und runzelte die Stirn. »Was soll das bedeuten?«, sagte er verwirrt. »Eine Modelleisenbahn? Was hat das mit Irmi …« Dann unterbrach er sich plötzlich: »Verdammt! Wimbachers Neffe! Wie hieß er noch? Rudi! Jetzt weiß ich, was sie von diesem Hurensohn Wimbacher gewollt hat.« Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte noch einmal die Nummer, die er sich bei Clara notiert hatte. Dieses Mal hob jemand ab. Wie er vermutet hatte, war es Adolf Wimbachers Privatanschluss. Wimbacher klang verschlafen. Gruber hielt sich nicht mit langen Vorreden auf und kam gleich zur Sache: »Was hat Rechtsanwältin Niklas von dir gewollt?«, schnauzte er ins Telefon.
    »Wie … Wieso?«
    »Es ging um Rudi und seine Modelleisenbahn, oder?«, half ihm Gruber barsch auf die Sprünge.
    »J-ja …«
    »Und?«
    »Was und?«
    »Herrgott noch mal, was wollte sie wissen?«, brüllte Gruber in den Hörer.
    Mick warf Elise einen unsicheren Blick zu. Hatte sie etwa gerade geknurrt? Sie hasste lautes Geschrei. Er setzte sich auf einen der Stühle, die vor dem Schreibtisch herumstanden, und legte seinen Arm um die Dogge. Diese Geste hatte er schon öfters bei Clara gesehen, und sie sollte Elise beruhigen. Was er jedoch nicht bedacht hatte, war, dass er sich so auf gleicher Höhe mit Elises Kopf befand. Er schluckte, löste
seinen Arm ein wenig und versuchte, auf Distanz zu gehen, ohne dass es allzu sehr auffiel. »Alles gut«, murmelte er und tätschelte Elises

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