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Seelengift

Titel: Seelengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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Anwältin! Heute mit Begleitschutz?«
    Clara erwiderte sein Lächeln. »Man kann ja nie wissen«, sagte sie leichthin und tätschelte ihrem Hund den Kopf. Elise war durchaus in der Lage, respekteinflößend zu wirken. Allerdings nur, solange man sie nicht näher kannte und nicht wusste, was für ein Lämmchen sie eigentlich war.
    Der Wirt nahm das Tablett mit den vollen Biergläsern und kam um die Theke herum. »Kommen Sie mit, dann können Sie gleich mit den beiden reden.« Er verteilte die Gläser am Stammtisch und stellte Clara bei der Gelegenheit Oscho und Waggi vor. »Das ist die Rechtsanwältin, von der ich euch erzählt hab’«, fügte er noch hinzu und verschwand dann wieder hinter der Theke.
    Die Männer rückten bereitwillig zur Seite, und Clara fand sich zwischen Oscho und einem kleinen verhutzelten Männlein in einem Uralt-Pullover in Grüngrau und einer sehr staubigen Arbeitshose wieder. Waggi, schmalgesichtig und semmelblond, saß ihr gegenüber. Er nickte ihr zu: »Sie haben ja unseren Heinz ganz narrisch gemacht mit der G’schicht.«
    »Heinz? Ach, Sie meinen den Wirt?« Clara war einen Moment verwirrt.

    »Freilich. Heinz, bring doch der Lady was zum Trinken!«
    Er sah sie fragend an: »Vielleicht ein Glasl Prosecco?«
    Clara schüttelte den Kopf. »Nein danke. Lieber ein Helles.«
    Waggi grinste: »Recht so, das ist wenigstens was G’scheit’s.«
    Nachdem so die Anfangsmodalitäten geklärt waren und Clara mit dem Grundnahrungsmittel versorgt war, sahen die Männer sie erwartungsvoll an.
    »Der Papa Joke hat also a Frau umbracht?« Diese Frage kam von Oscho, der sein schon lichter werdendes, verdächtig schwarzes Haar so kräftig gegelt hatte, dass es wie in Öl gegossen wirkte. Um die wachsenden Geheimratsecken zu kaschieren, hatte er sein verbliebenes Haupthaar zu einer Art Elvislocke gedreht, die bei jeder Kopfbewegung erzitterte.
    Clara schüttelte den Kopf. »Nein. Gerlinde Ostmann wurde nicht umgebracht. Sie ist an einem Herzinfarkt gestorben. Aber Papa Joke könnte uns vielleicht ein paar wichtige Informationen geben.« Sie hüstelte und machte ein wichtiges Anwaltsgesicht. »Die Hinterbliebenen und das Nachlassgericht haben da noch ein paar Fragen.«
    »Die Erben?«
    Clara nickte. »Es gibt noch ein paar Ungereimtheiten.«
    »Hat der Papa Joke am End was geerbt?« Waggi starrte sie mit offenem Mund an.
    »Darüber darf ich leider nichts sagen«, Clara lächelte freundlich und trank einen Schluck von ihrem Bier.
    »Aber der hat sie doch gar nicht gekannt!«, mischte sich jetzt Oscho wieder ein. »Die war ja zum ersten Mal da.«
    »Mei, vielleicht hat er sie so beeindruckt!« Diese Vermutung kam von dem kleinen Männchen, das sich Clara als Sigi vorgestellt hatte.

    »Mit seiner Ziehharmonika vielleicht, oder was?« Waggi schaute ihn verächtlich an.
    Oscho begann zu lachen. »Ziehharmonika!« Er machte eine Handbewegung, als ob er ein Akkordeon auseinanderziehen wollte, und grinste dabei anzüglich. »Ja genau. Mit seiner Ziehharmonika!« Jetzt lachten auch die anderen.
    Clara ließ sie lachen und wartete. Nach einer Weile fragte sie unschuldig: »Was hat denn dieser Papa Joke sonst so Eigenheiten, außer dass er gut Ziehharmonika spielen kann?« Sie erntete wieder prustendes Gelächter.
    Waggi beruhigte sich als erster. »Nix für ungut, Lady, aber dieser Mann war eine einzige Eigenheit.« Die anderen kicherten wieder.
    »Inwiefern?« Clara ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Komisch war der.«
    »Hat nix geredet.«
    »Hat immer nur Wiener gegessen.«
    »Nur beim Spielen ist er ein bissl aufgetaut.« Der Einwurf kam von dem staubigen Sigi, und er fügte beflissen hinzu: »Also, das Musizieren mein’ ich.«
    »Hab’ schon verstanden«, beruhigte ihn Clara. »Wieso hieß er eigentlich Papa Joke?«
    Die Männer sahen sich an.
    »Das war Oschos Idee«, sagte ein drahtiger Herr, der gerade am anderen Ende des Tisches angekommen war. Er trug Sakko, ein weißes Hemd und eine Krawatte, die er sich jedoch gerade abnahm und in die Hosentasche stopfte.
    Oscho nickte. »Das kam von dieser Witzmaschine. Ich hab’ mal was über eine mechanische Puppe gelesen, die sich die Wirtshäuser mieten können. Man schmeißt einen Euro rein, und die Puppe erzählt dann einen Witz oder singt und spielt Akkordeon, und man kann sich einen Alleinunterhalter sparen.
Und diese Puppe, das war ein Mann mit Anzug und Seitenscheitel, die hieß Papa Joke. Verstehn S’? Von Joke, englisch für Witz.«
    Clara

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