SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)
vor und blickte ihn schüchtern an. Sollte sie wirklich? Bitte. Umarme mich noch einmal.
Sie legte ihre Hände auf seine Brust, schmiegte ihre Stirn an seinen Hals und er ließ es geschehen. Sein beruhigender Herzschlag pulsierte an ihren Wangen. Selene wünschte sich, sie könnte ewig zuhören. Umarme mich. Ich bitte dich. Und er legte seine schützenden Arme um ihren Leib und hüllte sie ein.
Sein Kopf ruhte auf ihrem und ihr Herzschlag passte sich seinem an, bis sie im gleichen Rhythmus pulsierten.
Selene seufzte.
Er zog sie noch dichter an sich.
Das ist der beste Platz der Welt. Dieser Moment könnte ewig dauern. Sie wollte nicht mehr loslassen. Es war reine, ehrliche Glückseligkeit. Kein Schein, kein Trug, sondern wahrhaftige Herzenswärme, die sie umgab und durchflutete. In jeder Faser ihrer Seele konnte sie seine Hitze spüren, wurde von ihr gestreichelt und liebkost.
Wenn ich doch nur immer in deine Arme fliehen könnte.
Glühend weißes Licht strahlte ihnen entgegen. Der dunkle Engel ergriff ihre Hand und führte sie einen Weg entlang, der nur ihretwegen da zu sein schien. Sie hatte keine Angst, wusste, das hier war der Grund, warum sie lebte. Er war der Grund, er …und das Licht. Ihr Leben ergab seit diesem Tag endlich Sinn und ihr Platz war hier, an seiner Seite. Sie schaute in den saphirblauen Himmel seiner Augen und fühlte die Liebe in ihrem Inneren . Er lächelte.
Plötzlich erlitt ihr Herz einen Stoß. Ihre Brust schmerzte, etwas stimmte nicht. Er hatte ihre Hand losgelassen und ging allein auf das Licht zu. Selene wollte ihn rufen, wollte ihn bitten zu bleiben, doch ihre Stimme war verschwunden. Die Schreie blieben stumm. Tränen liefen in die Freiheit. Sie konnte sich nicht bewegen und blieb zurück.
Er drehte sich nicht um, ließ sie allein. Selene bekam keine Luft mehr. Kälte ergriff ihren Körper und der Puls wurde langsamer, immer langsamer …Ihr Herz blieb stehen. Das Licht erlosch und er war fort.
Selene wurde durch ihre eigene Stimme wach. Sie schrie und weinte und wusste nicht, warum. Ihr Herz krampfte. Tränen strömten das Gesicht hinunter. Etwas fehlte. Sie zitterte am ganzen Körper und verlor die Kontrolle über sich, wurde von Panik geschüttelt. Selene riss die Bettdecke an ihren Leib, aber es half nichts. Die Qualen waren unerträglich und drohten, ihre Brust zu sprengen.
Sie fiel in ein Reich aus Verderben. Es gab kein Leben mehr. Sie war allein, für immer allein. Die Dunkelheit legte sich wie ein Strick um ihre Kehle und erstickte sie.
Kapitel 6
Der Unsterbliche lag ausgestreckt auf dem Rücken und blickte auf den Kronleuchter, der in der Eingangshalle prangte. Seine rechte Hand ruhte auf der nackten Brust. Die Wunde darunter schmerzte und verlor stetig flüssiges Gold, das langsam seine Rippen entlang hinunterlief.
Roven hatte es mit letzter Kraft geschafft, sich nach Schottland zu teleportieren – in Sicherheit. Doch die schmerzende Kälte in seinem Herzen wurde immer deutlicher. Als breitete sich eine unerträgliche Stille in ihm aus. Sie kroch durch die Adern und Knochen, verlangsamte den Blutfluss und die Reaktion der Nervenenden und brachte schließlich seinen ganzen Leib zum Schweigen. Das Gift hatte die volle Wirkung erreicht, lähmte den Körper und den Geist, sperrte seine zweite Seele ein.
Es fühlte sich an wie der Tod.
Ewigkeiten waren seit damals vergangen, doch die Erinnerung an diesen Tag war geblieben. Die Schlacht bei Largs im Jahre 1263 war in die Geschichte eingegangen.
Roven McRae stolperte benommen rückwärts und sackte zusammen. Das Schwert des norwegischen Gegners hatte seinen Körper durchdrungen, Adrenalin schoss durch die Venen und sensibilisierte seine Sinne. Er spürte nassen Sand unter sich. Sturm und Regen fegten über seinen Leib hinweg und der Kriegslärm verdichtete sich zu einer grauenhaften Geräuschkulisse. Schwerter krachten aneinander. Schreie sehnten den Tod herbei. Mörderisches Gebrüll ließ den unvergleichbaren Klang brechender Knochen folgen.
Dann wurde alles leiser und verschwand im Hintergrund. Die Rufe seiner Kameraden nahm Roven kaum noch wahr. Er fing an zu zittern und spürte eine beängstigende Taubheit, gegen die er machtlos war, die von seinem Körper Besitz ergriff. Es war der Tod. Er strahlte von der tiefen Wunde in den Rest des Leibes und beschlagnahmte Rovens Kraft. Die Luft um ihn herum wurde dünner, die Lungen enger. Seine Kehle zog sich schmerzhaft zusammen und ließ kaum noch Sauerstoff
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