SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)
Sekunden später dort aufgetaucht … Er hätte ein ganzes Königreich niedergemetzelt, um ihre verlorene Seele zu rächen. Nicht auszudenken! Er kannte Selene nicht, aber er wusste, so einen wunderschönen Geist wie ihren gab es kein zweites Mal. Er wollte sie kennenlernen, jede Faser ihres Körpers erkunden, jeden Funken ihrer Seele spüren. Er wollte alles von dieser Frau, und es brachte ihn um den Verstand.
Behutsam legte Roven das bildhübsche Geschöpf auf die Couch. Er hockte sich davor und betrachtete ihren Körper. Wie sollte das bloß weitergehen? Sie würde wieder in Gefahr geraten. Würde er es jedes Mal spüren? So wie heute? Hätte er jedes Mal die Chance, rechtzeitig bei ihr zu sein? Solange es keinen Akkadier in London gab, musste er sich um die Stadt kümmern und die Taryk in Schach halten. Wie oft würde er ihr über den Weg laufen? Konnte er sein Verlangen überhaupt unterdrücken? Er musste es einfach, es gab keine andere Möglichkeit. Er hatte eine Aufgabe und Selene gehörte zu dem Volk, das er beschützte.
Er sollte sie allein lassen, sollte gehen, sollte heimkehren –
„Du blutest“, erklang ihre müde Stimme und lockte sein Herz zu bleiben. Selene hob ihre filigrane Hand und strich über seine Kleidung, betrachtete das goldene Blut an ihren Fingern und sah ihn verwundert an. „Gold?“
„Es …“, er räusperte sich, „ist nur mein Blut.“ Warum erzählte er ihr das?
Sie richtete sich auf und legte die Hände auf seine Schultern. Ihr Gesicht war seinem so nahe. Wahnsinn! Roven konnte kaum atmen, so sehr faszinierte sie ihn. Sie schob ihre Finger unter seinen Ledermantel, streifte ihn über die Schultern und er ließ es geschehen, beobachtete Selene und jeden ihrer neugierigen Blicke.
„Du brauchst Hilfe“, murmelte sie.
Sein Mantel fiel zu Boden. Der Akkadier spürte ihre Finger an seinem linken Arm nach oben wandern, als ob sie keinen Zentimeter seiner Haut auslassen wollten. Sie streichelte die Bestie, deren Abbild er in schillernden Farben auf seinem Oberarm trug. Aber sie schlief. Der Göttin sei Dank! Selenes Finger wanderten über sein T-Shirt nach unten, schlichen sich darunter und streiften es langsam nach oben. Er bekam eine Gänsehaut. Sein Puls beschleunigte sich und er wollte sie, aber nicht auf diese Art und Weise – da war etwas anderes, das diese Sehnsucht auslöste.
Selene zog ihm das T-Shirt über den Kopf und warf es zur Seite. Unter der gebräunten Haut zeichneten sich stramme Muskeln am Nacken, an den Armen und am Oberkörper ab. Seine Tätowierung verlief vom Ellenbogen bis zur Schulter. In leuchtenden Farben und unglaublicher Detailarbeit war eine löwenähnliche Kreatur dargestellt, die sich voller Anmut an seinen Bizeps schmiegte. Selene fuhr entlang des Schlüsselbeins, über seinen breiten Brustkorb und hinunter zu der etwa fünfzehn Zentimeter langen Schnittwunde, aus der goldenes Blut lief. Tausend Fragen schwirrten in ihrem Kopf herum, aber in diesem stillen Moment zusammen mit dem Fremden konnte sie nur an eines denken.
Warum gehst du mir so unter die Haut?
Sein Körper fühlte sich an, als ob er einzig dafür geschaffen wäre, von ihr berührt zu werden. Was er war, spielte keine Rolle. Sie wollte bei ihm sein und die Wärme genießen, die er ihr schenkte. Denn er gab ihr das Gefühl, mit ihrem Schmerz nicht mehr allein zu sein.
Die Haut des dunklen Engels kribbelte wie Lava unter ihren Fingern und strahlte diesen maskulinen Duft in heißen Wellen ab. Es war, als ob Energie in sie hineinfließen würde, bis die Leere und Kälte beinahe komplett aus ihrem Leib verdrängt waren. Alles, was in ihrem Leben gefehlt hatte, schien auf einmal da zu sein. Sie wollte diese goldene Haut auf ihrer spüren. Jede Zelle ihres Körpers sollte er mit seinem bedecken und einhüllen.
Selene nahm die Hände zurück und zog ihre Jacke aus. Er sagte nichts, schaute ihr nur zu. Sie war erschrocken darüber, was hier passierte, erkannte sich selbst nicht wieder und fürchtete alles, was geschehen könnte. Es war Irrsinn und Träumerei – Realität und Illusion. Wie können deine Augen so tief in mich hineinblicken?
Sie zog den Pullover aus und fröstelte, als ihre Haare über die nackte Haut streichelten. Er betrachtete sie. Und sein Blick wurde hungriger. Doch da war noch etwas Anderes – Sorge?
Ich will dich umarmen. Es war nur ein kleiner, leise gedachter Wunsch. Sein Schweigen war für Selene ein Einverständnis, eine Erlaubnis. Sie rutschte auf der Couch
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