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SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

Titel: SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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ertragen und akzeptieren, ohne in Panik zu verfallen.
    Sie hatte sich verliebt. Das war schwerer zu verdauen.
    In dieser Intensität hatte Selene so etwas noch nie erlebt. Es schien, als könnte sie sich nicht dagegen wehren. Als wäre es längst vorherbestimmt.
    Das jagte ihr Angst ein.
    Selene fürchtete nicht den Tod, ihre Gabe oder diese fremde Welt. Sie hatte Angst, Roven zu verlieren. Sie machte ihr Glück von ihm abhängig, vermutete, in die Kältestarre zurückzufallen, wenn er nicht mehr da wäre.
    Ihre alte Welt … Julia, London …
    Könnte sie das für ihn aufgeben?
    Stand es überhaupt zur Debatte, ihrem Leben den Rücken zu kehren und seines zu betreten? Wollte er das überhaupt? Wollte sie es? Alt und grau werden, während seine Schönheit erhalten blieb?
    Das konnte nicht funktionieren.
    Er war unsterblich. Eine Tatsache.
    Was sollte sie ihm bieten? Ein paar Jahre ihrer Jugend?
    Und Zeit mit ihm zu verbringen, um ihn dann zu verlassen – würde sie das über sich bringen? Wenn ihre Gefühle schon nach wenigen Tagen so stark waren, wie sollte das nach ein paar Jahren aussehen?
    Nein, das würde nicht klappen. Entweder ganz oder gar nicht.
    Will ich mich verabschieden?
    Kann ich mit der Kälte in meinem Herzen leben?
    Selenes Gedanken drehten sich im Kreis, bis die Sonne ihrem höchsten Punkt entgegen strebte und die eisige Luft einen Weg unter Selenes Jacke suchte.
    Sie ging wieder nach drinnen und stockte, als sie in der Bibliothek auf einen großen, kahlköpfigen Mann traf, der von dem Buch in seinen sehnigen Händen aufblickte und sie musterte.
    „Oh“, sagte sie erstaunt.
    „Sie müssen Selene sein.“
    Die Stimme klang unheimlich, heiser und sehr tief. In seinen Worten schwang ein Akzent mit, den Selene nicht kannte.
    „Es freut mich, Sie kennen zu lernen“, sagte er mit einer leichten Verbeugung. Immer diese Verbeugungen.
    Selene nickte und hoffte, das wäre nicht unhöflich. „Sie sind … Ju?“
    „Korrekt.“
    Eine riesige Statue, die Mimik eisern, der Körper angespannt. Und seine Augen durchdrangen ihre. Musste sie Angst haben?
    „Sie leisten Roven Gesellschaft?“, durchbrach er die Stille.
    „Ähm …“ Die Frage kam unerwartet. „Ich wurde angegriffen. Er bietet mir vorübergehend einen Zufluchtsort.“ Das war keine Lüge. Aber alles musste dieser Kamerad von Roven nicht erfahren.
    „Wer hat sie angegriffen?“
    Das wusste er nicht? „Ein Taryk. Er hatte versucht, … meine Seele zu stehlen. Und dann ist er verendet“, sagte sie mit einem Stirnrunzeln.
    „Sie wurden von einem Taryk angegriffen und leben noch.“ Seine Mimik, wie auch die Stimme blieben unverändert.
    Selene überlegte, wie viel sie diesem Fremden erzählen sollte. Aber da er für dieselbe Sache kämpfte und Roven ihn in seinem Haus duldete, sprach sie weiter.
    „Roven meint, es wäre eine Gabe. Irgendetwas in mir hätte ihn umgebracht.“ Sie schüttelte sich innerlich bei diesem Gedanken.
    „Interessant. Und Sie haben keinerlei Schäden davon getragen?“
    „Keine, die ich nicht vorher auch schon hatte.“
    Ju lachte nicht. „Sie sollten hier bleiben. Bis Sie wissen, was diese Gabe zu bedeuten hat.“
    Selene bemerkte, wie sie die Augen zusammenkniff. Bis vor kurzem hatte sie tatsächlich geglaubt, es wäre ihre Entscheidung, ob sie diese Welt für sich akzeptieren musste. Das schien die Statue am anderen Ende des Zimmers nicht so zu sehen.
    Roven betrat die Bibliothek und blieb abrupt stehen.
    „Ju? Was ist hier los?“
    Er schaute zwischen beiden hin und her, doch Selene schien ihn nicht wahrzunehmen.
    „Wir haben uns nur kennengelernt”, sagte sie schließlich, blickte zu Boden und steckte ihre Hände in die Jackentaschen.
    Er war ruhelos gewesen, seitdem sie ihn verlassen hatte, war durch die Burg gestapft, hatte Jason im Keller genervt und Adam in der Küche. Das legte sich jetzt, wo er Selene wieder sicher innerhalb der Mauern wusste. Doch diese andere Angst blieb. Vor allem, weil er ihren momentanen Gesichtsausdruck nicht deuten konnte. Er wollte sie nicht verlieren, das war alles, was er wusste.
    Wenn Frauen nachdachten, trafen sie oft Entscheidungen, die keinen Sinn ergaben.
    In seinen Gedanken sah er Selene weggehen, aus der Tür stürmen, ohne sich umzudrehen. Es tat weh. Das durfte nicht geschehen. Nicht jetzt, da er sie gefunden hatte. Naham wollte ihr die Welt zu Füßen legen und verlangte, dass Selene ihr auch die Möglichkeit dazu gab.
    Roven ergriff Selenes Arm, als sie an ihm

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