SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)
unverbesserlich.
Bei Tagesanbruch kehrten die Akkadier zurück nach Avenstone. Roven erwartete sie in der Eingangshalle.
„Guten Morgen“, grüßte er, als beide Gestalt angenommen hatten.
Die Rollläden schlossen sich. Ju betrachtete ihn eingehend, schien Roven noch immer nicht zu trauen. Jafar blickte starr ins Leere.
„Hast du mit Noah gesprochen?“
„Wir werden nach Island aufbrechen. Die Planung liegt bei uns.“ Irgendetwas schien Ju zu stören.
„Es gibt keinerlei Anweisungen?“, hakte Roven nach.
Jafar schwieg. Er war körperlich anwesend, mehr aber auch nicht.
„Nein. Wir sollten uns überlegen, wen wir als Verstärkung dazu holen können.“
„Okay. Jason müsste im Laufe des Vormittags wieder hier sein. Dann gehen wir mit ihm die Datenbanken durch.“
„Gut. Ist es dir recht, wenn wir Avenstone solange als Zentrale nutzen?“
„Sicher. Es sind genügend Zimmer frei. Ihr könnt selbstverständlich auch eins beziehen.“
Roven schaute in Richtung des Arabers.
„Jafar?“ Als Antwort bekam er ein mürrisches Grunzen. „Du kannst dir ein Zimmer nehmen.“
„Ich nehm’ den Keller“, knurrte er auf Arabisch. „Wenn da noch was frei ist.“
„Es gibt bloß alte Kerkerzellen dort“, sagte Roven verwundert.
„Ich finde den Weg.“
Jafar verließ die Eingangshalle durch die Kellertür. Wenigstens wäre er dann so weit wie möglich von Selene entfernt.
Selene. Richtig. Er sollte Ju aufklären.
Doch der Tibeter kam ihm zuvor. „Wann wolltest du es mir erzählen?“
Roven war neugierig, wie viel er wusste. „Was meinst du?“
„Einen Menschen, der sich dem Geruch nach zu urteilen, hier auf deiner Burg befindet.“
„Selene. Sie ist mein Gast – für längere Zeit. Gewöhne dich an den Gedanken.“
„Warum tust du so etwas? Es verwirrt ihren Verstand und ihr Gedächtnis. Wie soll ein Mensch das verarbeiten können?“
„Sie kann es. Und sie bleibt.“
Ju war nicht einverstanden. Doch er würde es nicht wagen, sich derart in Rovens Leben einzumischen.
„Deine Entscheidung.“ Er sah ihn wieder mit diesem ungläubigen Ausdruck an. „Verrat mir doch eins. Wie hast du deine Dämonen besiegt?“
Roven musste grinsen. „Ich habe ihnen nachgegeben, Ju“, lachte er. „Vielleicht solltest du das auch mal versuchen.“ Er ging auf den Tibeter zu und klopfte ihm auf die Schulter. Eine Berührung, die ihn erschreckte. Roven amüsierte es.
„Mich plagen keine Dämonen, Bruder.“
Gut möglich, dass es Ju tatsächlich gelang, sein Gewissen zu betrügen. Aber auch Roven würde sich nicht einmischen.
„Kommst du heute zum Abendbrot?“
Ju kniff die Augen zusammen. „Ja. Ich … gehe jetzt meditieren.“
„Ich bin in meinem Zimmer, falls du mich suchst“, rief er dem irritierten Dynasten lachend hinterher.
Roven ging in die Küche und bereitete Selene ein Frühstück zu. Es war lange her, dass er für jemanden sorgte. Doch er hoffte, Toast, Rührei und Tee würden ihr vorerst genügen.
Sie schlief noch tief und fest, als er sein verdunkeltes Zimmer betrat. Der Geruch von Sex schwängerte die Luft. Daran könnte er sich gewöhnen. Selene lag genauso da, wie er sie verlassen hatte, atmete leise und friedlich – engelsgleich. Ein paar Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Die Decke war nach unten gerutscht und ruhte kurz unterhalb ihrer rosafarbenen Knospen.
Er blieb stehen, betrachtete sie und wurde schon wieder hart. Doch es war Zeit für eine Pause. Selenes Körper konnte so viel Belastung nicht aushalten. Nach dem zweiten Mal war sie vollkommen erschöpft gewesen. Roven hatte sie zu Bett getragen und gewartet, bis sie eingeschlafen war. Das war vor etwa vier Stunden gewesen – eigentlich noch zu früh, um sie zu wecken.
Ihre Trauer machte ihn wütend. Er wollte nicht, dass sie litt. Doch für einen Schmerz dieser Art gab es kein Heilmittel.
Es könnte der Grund für Selenes bitteren Geschmack sein.
Roven hoffte, die Zeit der Trauer würde für sie vielleicht weniger schmerzhaft vorübergehen, solange sie bei ihm blieb. Ihr Zustand hatte sich gebessert, seit sie hier war. Das konnte er nicht leugnen. Vielleicht hatte es sogar mit ihm zu tun.
Der Geruch von Karamell schlich sich in ihre Nase.
Selene öffnete die Augen.
Roven stand im Zimmer und hielt ein Tablett mit Frühstück in den Händen. Es wirkte winzig im Vergleich zu ihm.
„Guten Morgen, Schönheit.“
An diesen Anblick könnte sie sich gewöhnen.
„Guten Morgen, mein Krieger“, lächelte Selene
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