SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)
vorbeiging. Ihre Wangen waren gerötet.
„Selene, ich … muss noch ein paar Sachen erledigen. Dann komme ich wieder nach oben … Und wir können reden oder so.“
Er befürchtete, dass sie irgendwelche Entschlüsse fasste und er sie nicht aufhalten konnte. Am liebsten hätte er sie gleich bekehrt.
Sie nickte, ohne zu ihm aufzublicken, und löste sich aus seinem Griff. Er wollte sie küssen. Doch sie hatte die Türschwelle bereits überschritten.
„Das ist eine wichtige Information, Dalan “, hörte er Ju hinter sich sagen. Dalan ? Roven hätte nicht geglaubt, dass ihn Ju jemals mit diesem Wort anreden würde. „Wenn sie solch eine Gabe besitzt, sollten wir das wissen und versuchen herauszufinden, woher diese Kraft kommt und was sie bedeutet.“
Selene hatte ihm davon erzählt?
Roven drehte sich um. „Hast du etwa ihre Gedanken gelesen?“
„Das war nicht notwendig. Vielmehr interessiert mich, warum du das bis jetzt für dich behalten hast?“
Der Tibeter stellte das Buch der Götter zurück ins Regal.
„Jason hat die Datenbanken bereits danach durchsucht, aber nichts gefunden. Deswegen habe ich die Sache erst mal auf Eis gelegt.“ Roven sah wieder zur Tür. „Ihr Schutz ist wichtiger.“
„Wir dürfen das nicht außer Acht lassen.“ Ju drehte sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und kam auf ihn zu. „Ich habe ihr empfohlen hierzubleiben, bis wir wissen, woher die Gabe stammt und welche Auswirkungen sie hat.“
Roven betrachtete den Tibeter und überlegte, was er davon halten sollte. Beinahe machte es Ju sympathisch, dass er Selene bat, Avenstone nicht zu verlassen.
Wenn sie nur bliebe …
„Was machst du hier eigentlich?“, wechselte Roven das Thema.
„Ich hatte etwas nachgeschlagen.“
„Aha. Naja. Wie auch immer. Jason ist wieder da. Wir können dann loslegen.“
Roven ging voraus, der Tibeter folgte ihm lautlos. Als sie im Keller ankamen, hatte der Junge bereits alles vorbereitet. Er drehte sich zu Roven herum und grinste. Jason wusste, weswegen er und Adam letzte Nacht im Nachbarort Evanton hatten übernachten müssen.
„Du siehst erholt aus, Prinzessin! Hat dir gut getan, was auch immer ihr … getrieben habt.“
Roven antwortete nicht. Er hätte seine Freude über die Tatsache, seine Gefährtin gefunden zu haben, gern geteilt. Aber solange er nicht wusste, wie Selene darüber dachte –
„Wo steckt der Araber?“, fragte er stattdessen.
Jason zog die Augenbrauen hoch. „Jafar ist hier?“
„Ich hole ihn“, sagte Ju.
Der Junge wartete nicht ab, bis Ju außer Reichweite war, und plauderte munter drauf los. „Du hast diese zwei Irren an deiner Seite und willst tatsächlich noch mehr Verstärkung? Ich krieg‘ ja jetzt schon eine Gänsehaut bei dem ganzen Testosteronüberschuss hier. Da kommt man sich mit der einen Seele, die man zu bieten hat, schon minderwertig vor.“ Jason übertrieb mal wieder. „Aber um die anderen aufzuspüren, brauche ich die Namen. Sonst kann ich keine Kontaktdaten herausfinden.“
Als der Tibeter mit Jafar den Computerraum betrat, rutschte Jason mit dem Drehstuhl weiter nach hinten, ohne den Araber aus den Augen zu lassen. Er warf Roven einen Blick zu, der so viel besagte wie: Das kann nicht dein Ernst sein! Und Roven konnte es ihm nicht verübeln.
Jafars schwarz gelocktes Haar klebte im Gesicht. Seine Schultern bebten unter dem sandfarbenen Mantel. Und in den braunen Augen blitzte immer wieder seine Bestie auf. Er ging wortlos nach hinten, stellte sich in die äußerste Ecke und winkelte ein Bein an, den Stiefel an die Wand gelehnt. Somit standen alle Akkadier. Was für eine entspannte Atmosphäre.
Ju ergriff das Wort.
„Zum Wesentlichen. Ich könnte Diriri bitten, uns zu unterstützen. Sie wäre eine große Hilfe, besonders mit ihren speziellen Fähigkeiten.“
Eine Akkadia war immer eine verlässliche Waffe. Roven hielt das für eine gute Idee und mischte sich nicht ein, als Jason den Tibeter fragte: „Sie wissen, wo sie sich befindet?“
„Ja.“
Roven überlegte. Es gab viele Unsterbliche, mit denen er zusammen in die Schlacht gezogen war. Doch von den wenigsten kannte er die Namen.
„Soweit ich weiß, hält Illian sich in Rom auf“, sagte er schließlich.
Jason tippte den Namen in den Computer.
„Er ist kein großer Kämpfer“, meinte Ju, ohne den Blick vom Monitor zu lösen.
„Er hat sein Herz am rechten Fleck. Manchmal ist so etwas wichtiger.“ Roven hatte mit ihm Seite an Seite gekämpft und
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