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SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

Titel: SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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konnte.
    Die bleiche Schönheit legte eine Hand auf den Türknauf und trat hinein – in sein Zuhause. Sie sah sich interessiert um, als gäbe es nichts zu befürchten, als würde keine Bestie im Dunklen auf sie warten, und entdeckte das alte Mosaik im Boden. Als sie sich davor kniete und mit den Fingern über das Abbild Ishtars fuhr, bekam Roven eine Gänsehaut. Plötzlich wollte er wissen, wie es sich anfühlte, von ihr berührt zu werden.
    Doch das alles war nicht richtig, ergab keinen Sinn. Und das erkannte er in dem Moment, als Blut die Eingangshalle flutete. Unmengen von Blut. Der blasse Engel drehte sich zu ihm um, die Augen voller Ungläubigkeit.
    Ja, sie war es, von der er geträumt hatte. Und Roven war unfähig gewesen einzugreifen, hatte zugesehen, als das Blut erst ihre Füße, dann die Beine verschlungen und schließlich ihr Antlitz mit tiefem Rot entstellt hatte. Jenes Gesicht, das in diesem Moment neugierig zu ihm aufschaute und seinen Blick fesselte. Ihre Augen hatten die Farbe von Zartbitterschokolade. Beinahe meinte Roven, rote Sprenkel darin zu erkennen. Unter den Lidern wölbten sich kräftige Wangenknochen und verliefen zu einer zarten Kinnlinie. Und dieser Mund. Bei Annelha! Wie schön musste erst ein Lächeln auf diesen Lippen aussehen?
    Er wollte sie kosten. Hier und jetzt. Wollte ihren Körper in den Waldboden drücken und sich über sie legen, ihr Blut lecken und sich bis zum Morgengrauen an ihr laben.
    Verdammt noch mal! Er konnte nicht widerstehen.
    Der Akkadier berührte das Kinn der Fremden und zog sie zu sich. Du solltest nicht! Roven beugte sich hinunter und hielt inne. Sie wich nicht zurück, erhob keinen Einspruch. Lässt du ihr überhaupt eine Wahl?
    Vorsichtig legte er seine Lippen auf die ihren.
    Oh Göttin!
    Seine Sinne drehten durch. Sie schmeckte fantastisch, wie in seinem Traum nach Honig mit einer bitteren Nuance. Und plötzlich entströmte ihr ein Duft, der ihm die Beherrschung raubte. Sie war erregt, gegen ihren Willen, aber zweifelsohne erregt. Du musst widerstehen!
    Selene hatte die Augen geschlossen und verlor sich in einer Dunkelheit. Sie war nicht mehr Herr ihres Verstandes und fand dennoch keine Kraft, sich dagegen zu wehren. Es war zu schön, zu erfüllend. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, schickte das Blut wie einen Strom durch ihren Körper und löste überall Erregung aus. Wie von selbst lehnte sie sich gegen den warmen Leib des Fremden und gab sich der Berührung hin. Der Druck seiner Hand an ihrem Rücken wurde stärker. Er nahm von ihr Besitz. Harte Muskeln pressten sich gegen ihre Brüste. Hitze fuhr in sie hinein und vertrieb die Kälte der letzten Stunden. Der Schmerz in ihrem Inneren verschwand für einen Augenblick und alles, was sie noch wahrnahm, war seine Nähe.
    Der Fremde küsste sie sanft. Doch hinter dieser Behutsamkeit schlummerte eine unbändige Kraft. Als müsste er sich zusammenreißen, damit er sie nicht zerbrach. Aber Selene brauchte mehr davon, sehnte sich nach Intensität, nach totaler Betäubung.
    Sie hob die Arme und wollte sie um seinen Nacken legen. Abrupt ließ er von ihr ab. Nur der feste Griff an ihrem Rücken rettete sie davor zu schwanken. Die Dunkelheit verschwand aus ihrem Kopf und mit ihr auch seine Wärme. Zurück kehrte die Realität.
    Selene öffnete die Augen und erstarrte.

Kapitel 2
    Das tiefe Blau war verschwunden. Stattdessen blickten geisterhaft blasse Iriden auf sie hinab – wie bei einem Monster. Voller Panik wand Selene sich in seinem Griff, presste die Hände auf seine Brust und stieß sich von ihm. Unfähig zu sprechen taumelte sie rückwärts und fasste erst nach Sekunden den Mut zu fliehen, machte kehrt und rannte los.
    Das war nicht möglich! Hatte sie das wirklich gesehen? Ihre Schritte donnerten auf dem Erdboden. Selenes Beine überschlugen sich. Dennoch hatte sie das Gefühl, wie in Zeitlupe zu rennen, als würde sie nie schnell genug sein, um diesem Monster zu entkommen. Nicht umdrehen, konzentrier dich aufs Laufen! War das tatsächlich geschehen oder verlor sie gerade den Verstand?
    Selene schaute zurück, erwartete, nur Dunkelheit vorzufinden. Doch da stand er, wie ein Fels, und sah ihr nach. Reines Weiß beherrschte seine Augen. Sie riss sich von dem Bild los, verließ den Wald und durchquerte die Verbindungsstraße zur Pattison Road . Ihre Schritte hallten auf dem Asphalt wider und trieben sie weiter an. Die Muskeln verhärteten sich zunehmend, verlangten nach einer Pause, doch Selene musste sich in

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