SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)
einem Akkadier – für ihn löste es eine grenzenlose Motivation aus, wieder so schnell wie möglich nach Hause, zu ihr, zu kommen.
Und für Selene?
Wurde es zur Belastungsprobe. Jedes Mal.
„Aber es ist okay“, sagte sie und sprang vom Bett. „Ich will es so.“ Sie ging auf Roven zu, nahm seine Pranken in ihre kleinen Hände und sah zu ihm auf. „Doch du musst mir etwas versprechen, Roven McRae.“
„Alles, Naiya .“
„Nachdem du siebenhundert Jahre ohne mich überlebt hast …“, Selenes Arme legten sich um seine Brust, ihr Kopf ruhte zwischen den Griffen der Messer. „Wage es nicht zu sterben und mich allein zu lassen.“
Rovens Kiefer verkrampfte sich.
Was, wenn seine Kräfte nicht genügten?
Was, wenn er sie zurücklassen musste?
Wenn er sein Versprechen nicht halten konnte?
Wenn Roven genau jetzt, wo er die Gefährtin für den Rest des Lebens gefunden hatte, eine Prüfung nicht bestehen konnte und sie beide in den Tod stürzte?
Denn genau das war es, was geschehen würde. Selene würde ihm folgen, wenn er starb. Und der Akkadier würde seiner Gefährtin folgen, sollte ihr etwas zustoßen.
Die Verbindung, geschaffen durch den Einklang zweier Seelen, konnte nicht getrennt werden – so hieß es im Buch der Götter. Roven zweifelte daran, dass es bei ihm anders sein würde, nur weil seine Gefährtin sterblich war. Für ihn machte das keinen Unterschied. Er wusste nur nicht, ob er Selene die Ausmaße dieser Verbindung erklären sollte, ob das nicht zu viel für sie wäre.
„Selene, es gibt nicht viel, was ich dir auf dieser Welt versprechen kann. Aber ich werde dich niemals zurücklassen.“
„Gut, auch wenn das etwas gruselig klingt“, sagte sie und schmunzelte. Selene stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen zaghaften Kuss. „Beeil dich! Du fehlst mir schon jetzt.“ Er nahm sie fest in die Arme und sagte ihr, dass er sie liebte. „Ich weiß.“
Roven trat einen Schritt zurück und sah Selene in die glänzenden Augen, während er sich fortteleportierte. Sie lächelte, bis zu dem Moment als seine Sicht im Goldnebel verschwamm.
Leise, dumpfe Schläge hallten von Selenes Herz in den Rest ihres Körpers. Je weiter Roven sich entfernte, desto deutlicher wurden sie. Es war Panik, die in ihr brodelte. Und Selene musste lernen, sie zu unterdrücken.
Schrecklich! Wie sollte sie das jemals aushalten?
Sie musste sich ablenken. Julia. Genau . Sie würde Julia anrufen. Es wäre sowieso Zeit, sich zu melden. So langsam sollte Selene ihre Freundin ins rechte Bild setzen.
Der Rufton ging raus. Selene wartete.
„Hey Süße, ich wollte dich gerade anrufen.“
„Hey. Ja, ich weiß, ich hätte mich eher melden sollen.“
„Ach was. Du hast bestimmt deine Gründe“, lächelte ihre Freundin hörbar. „Erzähl mal. Bist du noch bei deiner … Tante?“
Ahnte Julia, dass das eine Notlüge gewesen war?
„Ähm, nein … Ich bin … in Schottland.“
Stille.
„Okay. Wie kommt das?“
„Naja, ich habe einen Mann kennengelernt.“ Was für eine Erleichterung, endlich die Wahrheit zu sagen.
„Was?! Ehrlich? Erzähl!“
„Ich hatte ihn in London getroffen und bin mit ihm zusammen nach Schottland gereist. Um … ihn besser kennenzulernen und so.“
„Oh, also … ist es etwas Ernstes?“
Selene konnte die Falte zwischen Julias Augenbrauen beinahe sehen. „Ja … ja, das ist es.“ Sie legte ihre rechte Hand an die Brust und versuchte, den Schmerz zu ignorieren. Roven befand sich nun schon hunderte von Kilometern entfernt. „Ich denke, … ich werde vielleicht hier bei ihm bleiben … und London verlassen. Zumindest für eine Weile.“
Selene hoffte, Julia würde es verstehen. Doch gleichzeitig hatte sie Angst, ihre Freundin zu verlieren – diese eine wahre Freundschaft, die ihr vor zwei Jahren geschenkt worden war und die ihr Leben so bereichert hatte.
Julia atmete schwer ins Telefon. „Du willst in Schottland bleiben … Das ist … Ich meine, Selene, wenn es dich glücklich macht, ist es sicher das Richtige. Denke ich. Das … ist doch toll. Ich freue mich für dich. Wirklich.“
Herrgott! Sie wollte sich nicht entscheiden müssen und es tat ihr leid, Julia vor vollendete Tatsachen zu stellen.
„Danke. Ich meine, deswegen können wir uns doch trotzdem sehen … und telefonieren.“ Ein schwacher Trost für eine Freundschaft, die viel mehr verdient hätte.
„Ja, natürlich, das machen wir. Vielleicht kann ich euch ja mal besuchen kommen. Ich will ja deinen
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