SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)
ja wohl nicht.“ Er schüttelte langsam den Kopf. „Der alte Schotte hat sich gebunden.“
„Sieht man mir das so schnell an?“ Roven kratzte sich am Hinterkopf.
„Mein Bruder, du glühst förmlich vor … Liebe.“ Er betonte das Wort, als wenn es etwas Unheimliches wäre, und gestikulierte dazu geisterhaft mit den Händen, ließ sie dann aber sinken und klopfte Roven auf die Schulter. „Steht dir verdammt gut.“
„Sie ist die Eine“, gab Roven zu.
Illian nickte. „Und du bist hier, weil du mich als Trauzeuge willst?“
„Ähh.“ Roven merkte, wie ihm die Gesichtszüge entglitten.
Illian lachte. „Jetzt mal im Ernst. Was treibt dich zu mir?“
Der Akkadier legte seinem Bruder die Hand auf den Rücken und führte ihm vom Giebel weg. „Lass uns ein Stück gehen. Nicht dass du dich gleich in die Tiefe stürzt.“
Sie spazierten über die Dächer und Roven berichtete ihm von den Ereignissen der letzten Tage und von ihrer Suche nach Unterstützung.
„Ich fasse es nicht“, sagte Illian kopfschüttelnd und blieb stehen. „Natürlich helfe ich euch.“ Doch sein Gesicht wirkte gequält. Er sah so aus, wie Roven sich fühlte.
„Ich könnte darauf auch gut verzichten“, murmelte er.
„Wird sie uns begleiten?“
„Selene?“
„Wenn das ihr Name ist?“
„Sie ist ein Mensch.“
„Oh! Dann … sollte sie das besser lassen.“ Illian schnaufte. „Ein Mensch, hmm? Hattest wohl Angst, dich gegen eine Akkadia nicht durchsetzen zu können, was?“, lachte er.
„Wenn es mir darum gegangen wäre, hätte ich auch dich nehmen können, Weib.“ Roven schubste ihn zur Seite, während Illian entsetzt eine Hand auf seine Brust legte.
„Nur weil meine Haare schöner sind als deine, musst du nicht gleich ausfallend werden“, stotterte er mit bebenden Lippen.
Sie lachten. Wie in alten Zeiten. Das hatte Roven gefehlt.
Eine halbe Stunde später, nachdem sie Illians Sachen geholt hatten, nahmen sie in Avenstone Gestalt an.
Rovens Herz machte einen Sprung. Wieder zu Hause. Der Göttin sei Dank.
Er wies Illian ein Zimmer zu und brachte ihn anschließend in den Keller, wo Ju und Jafar auf sie warteten. Der Tibeter nickte ihm kurz zu.
Jafar wirkte ruhiger. Doch von einem Normalzustand war er noch weit entfernt.
Beim Anblick des Arabers beugte sich Illian zu Roven. „Wir kämpfen aber alle auf derselben Seite, oder?“
Vor den Mauern seines Tempels wurde Ju vom Schneesturm und dem eisigen Wind begrüßt. In Tibet war es bereits kurz nach Mitternacht.
Die Akkadia hatte seine Ankunft wahrgenommen. Ju holte tief Luft und erinnerte sich an seine Aufgabe. Doch die Tatsache, dass Diriri sein Blut zur Teleportation brauchen würde, ließ sein Glied unweigerlich hart werden. Dagegen konnte auch die Kälte nichts ausrichten.
Sekunden später befand er sich in der Eingangshalle und konnte ihren verführerischen Duft durch die Mauern hindurch wahrnehmen. Seine Erektion zuckte.
Die Akkadia nahm wenige Meter vor ihm Gestalt an, hatte ihren Kopf gesenkt und die Lider geschlossen.
„Mein Herr“, sprach sie in devotem Tonfall, wie es ihr einst beigebracht worden war.
Als sie seine Erregung roch, trat ein gleißender Schein durch die winzigen Schlitze ihrer geschlossenen Augen. Verheißungsvoller als jeder Kuss.
„Diriri. Es herrscht Krieg. Du wirst mich begleiten.“
Er legte den Kampfstab beiseite, zog seinen Mantel aus und entblößte seinen Oberkörper.
„Du benötigst Blut.“
Sie hielt die Luft an – und verschwand. Die Jagd hatte begonnen.
Ein Kribbeln ging durch Jus Leib. Wenn er der Gejagte war, entwickelte seine Bestie gewaltige Triebe. Schwer zu kontrollieren. Doch sie waren allein und konnten niemandem Schaden zufügen, außer sich selbst.
Ju fühlte ihre kleine Hand, die sich unsichtbar, doch mit starkem Druck an seine Kehle legte. Er verschwand aus ihrem Griff und erntete ein Fauchen. Halb körperlich schoss er durch die riesige Halle und spürte ihren eisigen Wind hinter sich. Er verließ den Tempel, brauchte mehr Freiraum und beschleunigte seine Flucht. Die Akkadia blieb dicht hinter ihm, wirbelte den Schnee unter ihren Füßen auf und ließ die Flocken über ihnen schmelzen.
Der Tibeter raste den weißblauen Hügel hinunter. Der Mond über Ihnen prangte vollends und die Sterne am Nachthimmel erreichten nur hier solch eine beeindruckende Leuchtkraft.
Immer wieder fühlte Ju den eisigen Hauch in seinem Nacken. Diriri spielte mit ihm. Wenn sie wollte, würde er längst am Boden liegen
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