SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)
da.“
„Okay“, murmelte sie an seinen Hals.
Selene musste sich erst an den Gedanken gewöhnen, nur die Tage mit ihm verbringen zu können, und zwar abseits der Sonne. Wehmütig dachte sie daran, nie einen Sonnenaufgang mit ihm teilen zu können. Doch ihr Leben hatte sich noch nie sonderlich stark um das Tageslicht gedreht. Damit würde sie schon zurechtkommen.
„Ich schätze, ich muss mir ein Hobby suchen, um die einsamen Nächte zu verbringen. Vielleicht leiste ich Jason Gesellschaft“, überlegte sie laut.
Roven stemmte sie an den Schultern nach oben, seine Miene versteinert. Auf ihr Zwinkern hin ertönte ein mürrisches Knurren aus seiner Kehle. Kurz danach wirbelte er Selene auf den Rücken und machte deutlich, zu wem sie gehörte und warum sie ihn und seine animalische Seele so liebte.
Kapitel 19
Roven saß am Kopfende der großen Tafel im Esszimmer, die Adam für fünf Personen gedeckt hatte. Diesen Platz einzunehmen schienen alle von ihm zu erwarten. Immerhin war er Herr des Hauses. Selene saß zu seiner Rechten, spießte ihre Erbsen einzeln auf die Gabel und führte sie zum Mund. Neben ihr hatte Jason Platz genommen. Ju und Jafar saßen links von Roven.
Der Araber wirkte ruhiger, wahrscheinlich immer noch betäubt. Deshalb scheute sich Roven auch nicht davor, ihn am Abendmahl teilhaben zu lassen. Jafar nagte an einer Schweinshaxe und schlang das Fleisch hinunter, ohne viel Anstand zu zeigen, was Selene immer wieder dazu brachte, ihn ängstlich anzustarren.
Sicherheitshalber würde Ju erst dann nach Tibet aufbrechen, wenn Roven mit Illian aus Rom zurückkehrte. Jafar auf Avenstone allein zu lassen, umgeben von Menschen und in der Nähe von Selene?
Auf keinen Fall!
Ju würde ihn im Fall der Fälle unter Kontrolle bekommen. Und Roven hätte Illian zu seiner Unterstützung.
Der Tibeter selbst saß seelenruhig neben diesem Tier und erwiderte Rovens Blick. Schwarze Augen betrachteten ihn ohne jeden Gesichtsausdruck.
Roven fragte sich noch immer, wie Ju dieser Kältetrick gelungen war. Ein Akkadier war sicher dazu im Stande, seine Kräfte mittels Meditation zu steigern. Doch eine Gabe dieser Art benötigte einen Auslöser. Sie entstand nicht von allein oder durch Training. Wenn Roven es nicht besser wüsste, würde er vermuten, dass sich der Tibeter seit Jahren von dem Blut einer Akkadia nährte. Dann, eventuell, bestünde die Möglichkeit, dass ihre Gabe in gewisser Weise auf ihn abgefärbt hatte.
Sollte der Träger dieser schwarzen Iriden tatsächlich dazu in der Lage sein, ein anderes Wesen so dicht an sich heranzulassen? Roven konnte es sich schwer vorstellen.
Als er wieder zu Selene sah, ruhte ihr Blick bereits auf ihm.
Diese Augen würde er nicht mehr missen wollen. Mit jedem Blick, jedem Lächeln und jedem Mal, in dem sie Roven ihren Körper schenkte, festigten sich seine Gefühle.
Und Roven hatte es von Anfang an gewusst – bei ihr gab es keine Ausnahme und auch kein Zurück.
„Ich liebe dich“, murmelte er, nur für ihre Ohren hörbar. Sie lächelte. Sein altes Herz fühlte sich mit jedem Tag jünger.
„Ich dich auch“, formten Selenes Lippen.
Roven hob seine Hand und schmiegte sie an ihre linke Wange. Selene kuschelte sich hinein.
Auf ihrem Teller war zu viel übrig geblieben. Sollte ihm recht sein, er fütterte sie ohnehin lieber. Allein. Im Bett. Nackt.
Auch er selbst hatte weniger gegessen als sonst. Selenes Blut hatte ihn zu sehr befriedigt, als dass er noch Hunger verspüren könnte. Die weite Teleportation nach Rom sollte ohne großen Kräfteverlust möglich sein. Auch wenn Roven schon jetzt wusste, dass ihm die Trennung zusetzen würde – von nun an hatte er immer einen Grund, nach Hause zurückzukehren.
Oben in seinem Zimmer kleidete der Akkadier sich an – Schwarze Stiefel, schwarze Jeans, schwarzer Rollkragenpullover. Er schnallte sich das Waffenholster um den Oberkörper, verstaute das Breitschwert am Rücken und die Messer vor der Brust, mit dem Griff nach unten. Auf den Ledermantel konnte er in Italien verzichten.
Selene saß auf der Bettkante, ließ ihre Beine lustlos baumeln und sah ihm zu.
„Ich bin bald wieder da.“
„Ich weiß.“ Sie senkte den Blick und betrachtete seine Stiefel. „Es ist nur schwer, dich gehen zu lassen, in dem Wissen, dass es mir wehtun wird.“ Und Roven wurde zum ersten Mal bewusst, was er ihr für ein Leben anbot – an seiner Seite. Sie würde unter diesen Abschieden leiden. Eine menschliche Gefährtin mit dem Band zu
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