SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)
hatte eine wichtige Aufgabe. Auch wenn Selene sich wünschte, er könnte nur noch für sie leben. Das durfte sie nicht. Dazu hatte sie nicht das Recht.
Es würde dauern, bis sie diese Tatsache akzeptierte. Nur der Gedanke, dass er immer wieder zu ihr zurückkehren würde, gab Selene Kraft.
Ein vertrautes goldenes Glitzern erschien vor ihren Augen. Sie warf sich in Rovens Arme.
„Ich hab dich vermisst, Naiya .“ Allein seine Stimme wirkte beruhigend und vertrieb den Kummer der letzten Minuten.
„Bleibst du jetzt hier?“, fragte Selene und inhalierte Rovens Zimtduft.
„Nein. Ich muss gleich wieder runter.“
Enttäuschung. „Okay.“
„Du könntest mich begleiten, wenn du möchtest.“
Selene sah zu ihm auf. „Wirklich? Störe ich euch nicht?“
„Nein, nicht im Geringsten. Ich würde mich freuen, wenn du daran teilhaben könntest. Ich möchte dich nicht ausschließen.“
Hauptsache, ich bin bei dir!
„Das wäre schön“, sagte Selene.
Roven gab ihr einen Kuss, drückte sie fest an sich und teleportierte sie beide in den Keller.
Die alten Mauern bildeten einen starken Kontrast zu der modernen Technik, die sich hinter der Eisentür verbarg. Jason saß in einem Drehstuhl vor drei Computerbildschirmen und lächelte ihr zu. Ein Granitboden und sandfarbene Wände, an denen Regale voller Ordner standen, erstreckten sich nach rechts. Und in der Mitte stand ein Konferenztisch, an dessen Ende der Araber saß. Noch immer bereitete er Selene Unbehagen.
Daneben baute sich ein schlanker Mann auf. Er trug einen mattblauen Mantel mit goldenen Kontrastnähten und hätte einem Theater entsprungen sein können. Seine Mimik besaß ungewöhnlich feine Gesichtszüge und unterschied sich zu Jafars in jeder Hinsicht. Die obere Hälfte seines langen Haares war zu einem Zopf gebunden, die untere erstreckte sich bis zur Hüfte. Fehlten nur die spitzen Ohren.
„Jafar kennst du ja bereits. Und das ist Illian, ein befreundeter Akkadier“, erklärte Roven.
Illian nickte ihr mit einem Lächeln zu. Selene tat es ihm gleich. Jafar reagierte nicht.
„Meine Selene“, stellte er sie vor. Eine drohende Schwingung begleitete Rovens Worte. Sie gehörte ihm. Das machte er deutlich. Und es gefiel ihr. „Setz dich ruhig. Ju müsste gleich mit Diriri zurückkehren.“
Selene nahm am vorderen Ende des Tisches Platz. Roven ließ sich beschützend an ihrer Seite nieder.
„Ich habe eben eine Antwort von Alejandro erhalten“, meldete sich Jason zu Wort. „Er würde uns gern helfen, könnte sich aber nur nach London teleportieren und müsste von dort abgeholt werden.“
„Ich hole ihn.“ Jafar. Seine Stimme war angsteinflößend. Er schien unter fürchterlicher Anspannung zu stehen. Die Knochen an seinen Händen traten weiß hervor. „Wo wird er landen?“ Fast war es ein Grunzen.
„Auf dem Dach des Towers, schreibt er.“ Jason schien verblüfft, dass der Araber diese Aufgabe übernehmen wollte. Auch Roven schaute ihn misstrauisch an. Nur Illian lächelte. Die Anspannung, die in der Luft lag, schien etwas an Kraft zu verlieren.
„Wie du möchtest, Jafar“, sagte Roven. „Danke, dass du uns hilfst.“
Ju betrat den Computerraum, gefolgt von einer Asiatin, die ihren Kopf gesenkt hielt. Er ließ seinen Blick auf Selene weilen, als ob ihn ihre Anwesenheit störte, nahm aber schließlich Platz.
Roven erhob sich und begrüßte Diriri.
„Schön dich wiederzusehen, Akkadia. Bitte.“ Er deutete auf einen freien Stuhl neben Selene, auf dem sich die zierliche Frau niederließ.
Es wurde wärmer.
Heißer.
Diriri schien eine unglaubliche Hitze abzustrahlen. Selene fragte sich, ob sie die Einzige war, die das bemerkte.
Jafar verschwand urplötzlich und hinterließ nur einen goldenen Schatten auf seinem Stuhl.
Ju wandte sich mit einem fragenden Blick zu Roven.
„Er wird Alejandro in London abholen“, erklärte dieser.
„Gut“, nickte Ju. „Sobald sie zurück sind, erzähle ich euch alles Weitere. Wenn du damit einverstanden bist, Dalan .“
Roven nickte.
Selene sah sich in dem Raum voller Unsterblicher um. Einer stärker, schöner oder angsteinflößender als der andere. War das wirklich ihre Welt, der sie gegenüber saß? Wollte sie das? Selene blickte zur Seite und schaute in Rovens warme Augen. Sie wollte ihn. Das wusste sie. Und wenn dies sein Leben war, so würde sie sich damit zurechtfinden. Roven lächelte und sie hätte ihn am liebsten geküsst. Doch erschien es ihr unpassend in dieser Runde. Denn der Anlass
Weitere Kostenlose Bücher