Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
gefährlich“ Der alte Mann schien stolz und gerührt von dem Fluffel zu sein.
„Oh, Verzeihung! Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, wie unhöflich von mir! Mein Name ist Professor Albert Taek, Wissenschaftler, Hexenmeister und Lehrer für junge Zauberer!“, stellte sich der alte Mann vor.
„Sie haben wirklich viele Bücher“ Mehr fiel mir nicht ein, was ich hätte sagen können.
„Ja, nicht! Ich sammle sie, angeblich soll Chraz ja schon Zauberbücher verboten haben und es wäre doch wirklich zu schade um diese.“
Ich hörte ihm nur noch mit halbem Ohr zu. Ich hatte ein dickes Buch entdeckt, das mich wie magisch anzuziehen schien. Es war in dunkelroten Samt eingebunden, die Seitenkanten schimmerten golden unter dem Umschlag hervor. Das Buch lag auf dem Tisch neben vielen anderen. Ich konnte den Titel nicht so genau erkennen, also ging ich auf es zu.
Als ich direkt vor dem Tisch stand und die Hände nach dem Buch ausstreckte, war ich wie benommen. Ich war nicht ich selbst, ich war nur noch auf das Buch fixiert.
Da ich das Buch jetzt in meinen Händen hatte, konnte ich den Umschlag erst richtig betrachten. Er war an den Rändern mit goldenen Ranken verziert, die sich um den Titel schlängelten. Es stand in großen, schnörkeligen Buchstaben Seelenjäger darauf.
Jack hatte gesagt, Cassmira und Black wären Seelenjäger. Trotzdem wusste ich nicht, wer oder was ein Seelenjäger war, doch der Professor ließ nicht lange auf seine Erklärung warten.
„Es ist faszinierend, dass du ausgerechnet dieses Buch ausgewählt hast. Seelenjäger sind eigentlich Kreaturen der Finsternis, aber es gibt einen, der nicht nur Sklave des Bösen ist, ein alter Freund von mir und auch von Foy. Allerdings hatte er nicht genügend Kraft, um gegen seine Natur anzukämpfen. Er hat sich zurückgezogen. Niemand hat ihn je wieder gesehen. Manche behaupten, er sei tot, doch das ist nicht wahr. Er ist noch irgendwo!“ Er machte eine kurze Pause.
„Nun, vielleicht ist es auch besser so! Ich kann dir die Geschichte von dem Bündnis zwischen den verschiedensten Wesen von Samalia erzählen. Vielleicht hast du sie ja schon einmal gehört.“ Er sah mich fragend an.
Ich nickte. Ich hatte die Geschichte schon gehört. Mein Vater hatte mir einmal von einem Bündnis zwischen den Völkern Samalias erzählt. Dieses Bündnis hatte sich „die Gemeinschaft“ genannt. Kanoon, der alte Mann und Großvater von Simon, hatte damit angefangen. Die Gemeinschaft soll angeblich versucht haben, den Dämon Chraz aufzuhalten, doch ihr sei es nur gelungen, ihn für ein paar Jahre zu verbannen. Aber nun war er zurückgekehrt und begann von Neuem, Samalia in seine Gewalt zu bringen. Die Gemeinschaft hatte sein Ziel lediglich verlangsamt.
„Aber es gibt einen Teil der Geschichte, den niemand erzählt. Viele kennen ihn gar nicht. Es war nämlich nicht Chraz allein, der so mächtig war. Er hatte eine Marionette. Ein Wesen, so unglaublich stark und mächtig wie kein anderes. Chraz’ Sturz gelang nur, da dieses Wesen die Seiten wechselte. Der alte Freund, von dem ich dir berichtet hatte. Er war der Einzige, der es mit Chraz aufnehmen konnte. Und er ist noch immer der Einzige. Chraz ist jetzt sogar noch mächtiger geworden. Er hatte nämlich einen Pakt mit meinem alten Freund geschlossen: Wenn er Chraz dienen und noch weitere von seiner Art erschaffen würde, dann verschonte Chraz seine Schwester. Als mein alter Freund die Seiten allerdings gewechselt hatte, tötete Chraz natürlich seine Schwester. Dafür hasst mein alter Freund sich noch heute!“
„Aber es war doch nicht seine Schuld! Er hatte das Richtige getan, indem er gegen Chraz rebellierte!“
„Kindchen, das stimmt schon! Doch du solltest nie die Bindung zwischen einem Bruder und seiner Zwillingsschwester unterschätzen! Emilia wurde vor seinen Augen ermordet, das hat ihn gezeichnet“, erklärte Professor Taek.
„Aber würde es Chraz nicht mehr bringen, wenn er ein Druckmittel hätte? Damit könnte er sich seine Loyalität doch besser erhalten.“
„Das ist schon richtig! Aber Chraz ist besessen, er ist von Grund auf böse und will jedem seine unerschütterliche Macht demonstrieren. Außerdem hat Chraz noch immer ein Druckmittel.“
„Welches?“ Ich wusste, dass ich zu neugierig war.
„Chraz hat noch immer Macht über ihn! Chraz ist der Herr der anderen Seelenjäger. Und so sehr mein alter Freund seine Artgenossen wegen ihrer Loyalität zu Chraz verachtet, ist er doch ihr Schöpfer.
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